Sarum
überrascht an. Wovon sprach der dumme Junge? »Ich habe dazu keine Zeit. Und was dich betrifft – du wirst später schon noch für eine bessere Sache kämpfen.«
Im folgenden Frühjahr kam die Nachricht von der endgültigen Niederlage des Prinzen in Culloden, und Adam Shockley weinte vor Wut. Aber das Wort seines Vaters hatte ihn doch mit neuer Hoffnung und Entschlossenheit erfüllt: Auch wenn die Sache der Stuarts verloren sein mochte – er würde eines Tages Soldat werden.
1753
Adam stand lächelnd vor seinen Eltern. »Du willst also unbedingt Soldat werden?« Er nickte, er war sich ganz sicher.
Sein Vater saß in einem Lehnstuhl, seine Mutter stand daneben, ihre Hand auf der Schulter ihres Mannes. Sie waren ein gutaussehendes, inzwischen ergrautes Paar. Adam sah, daß es im Gesicht der Mutter nervös zuckte; der Vater hatte seine Stirn in sorgenvolle Falten gelegt. Es tat Adam leid, sie zu enttäuschen, aber er konnte nicht anders. Er wußte genau, was sich seine Mutter erhofft hatte. Elizabeth Shockley hatte sich stets gewünscht, ihr Sohn würde Pfarrer werden. Aber es hatte immer schon eine Schwierigkeit gegeben, die Direktor Mr. Hele folgendermaßen erklärte: »Der Junge, Madam, ist durchaus wohlgeraten, aber er wird nie ein Gelehrter werden. Ich fürchte, Ihr müßt Euch einen geistlichen Beruf für ihn aus dem Kopf schlagen.« Adam kam nach der Chorsängerschule nicht nach Winchester oder Eton, sondern auf eine bescheidene, ortsansässige Schule, die einer von Jonathans Freunden leitete.
Jonathan seinerseits hatte gehofft, daß sein Sohn eine Karriere einschlagen würde, die der Familie wieder zu Wohlstand verhelfen würde. Aber Adam wollte Soldat werden. Eines Tages wollte er ein großer Befehlshaber wie sein Held Marlborough sein. Seit dem Aufstand im Jahre 1745 hatte er davon geträumt, in die Schlacht zu ziehen, eine schmucke Uniform mit roter Jacke und breiten Revers zu tragen wie die Offiziere, die er von Zeit zu Zeit durch die Stadt reiten sah. Es gab so viele Orte, wo man kämpfen konnte. Und es gab einen großen Feind: Frankreich. Die Franzosen wollten sich für die Niederlagen durch Marlborough rächen und englische Besitzungen angreifen, wo sie nur konnten.
Wenn England im Krieg um die österreichische Thronfolge eingriff, wo Friedrich der Große von Preußen mit halb Europa im Kampf lag, dann nur, um die Franzosen zu schwächen. Wenn Schiffe nach Westindien gesandt wurden, geschah es, um die englischen Handelswege gegen die Franzosen zu sichern. Soldaten in Amerika und Indien schützten die englischen Besitzungen und Handelsprivilegien dort – wiederum gegen die Franzosen. Dies war die geradlinige Strategie jenes bedeutenden Mannes, den der König haßte, die Engländer aber liebten: William Pitt. Im Jahre 1753 war man allseits der Meinung, daß die Franzosen erneut englische Interessen angreifen wollten und daß der König notgedrungen Pitt beauftragen müsse, den Krieg zu führen.
Diese Aussicht ließ die Augen des jungen Adam Shockley glänzen und sein Herz vor Aufregung schlagen. Und jetzt bat er seinen Vater: »Besorge mir einen Offiziersposten in einem Regiment, das nach Indien geht.«
Jonathan sah seinen Sohn nachdenklich an. Offensichtlich hatte der hübsche junge Mann mit dem breiten Gesicht sein Herz an diese Idee gehängt. Es war ihm wohl gar nicht bewußt, wie schwierig sein Wunsch zu verwirklichen war. Sollte er es ihm erklären? Sollte er den Jungen enttäuschen? Was hatte Adam sonst für Aussichten? »Wenn du unbedingt nach Indien willst, werde ich versuchen, dich bei der John-Kompanie unterzubringen, wo du dein Glück machen kannst«, schlug er vor. »Forest hat Verbindungen dorthin – er kann dir helfen.« Die East India Company, allgemein John Company genannt, regelte derzeit die Verwaltung der britischen Handelsniederlassungen in Indien. In diesem Unternehmen gab es reichlich Gelegenheit für anstellige junge Männer, ein Vermögen zu machen.
Aber Adam war vom Gedanken an eine Uniform besessen. »Bitte, Vater«, fuhr er fort, »kaufe mir einen Offiziersposten.«
»Du weißt, daß die Kosten dafür sehr hoch sind«, wandte Jonathan ein. Der Junge machte ein langes Gesicht. Gleichzeitig fühlte Jonathan, wie die Hand seiner Frau sanft seine Schulter drückte. Er schaute zu ihr auf, und ihre Augen trafen sich.
»Nun gut«, seufzte er, »wir werden sehen, was sich machen läßt.« Am nächsten Tag nahm Jonathan seinen Sohn mit ins Herrenhaus von Avonsford. Adam war
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