Sarum
Priestern untersagt gewesen, sich eine Frau zu nehmen; aber im zweiten Jahr erhielt Nooma als Belohnung für seine Dienste die Erlaubnis dazu. Dies stellte den Steinmetz vor ein Problem. »Ich habe gar keine Zeit, eine Frau zu suchen«, murmelte er, als er die Geschäftigkeit um sich her betrachtete. Und doch – der Gedanke erregte ihn. Also ging er eines Frühlingsmorgens zur Handelsstation hinunter und ließ sich von seinem Freund Tark beraten. »Ich brauche ein Mädchen«, sagte er.
Tark grinste. Was sein Sexualleben anbelangte, war er als unersättlich bekannt. Neben seiner Frau hatte er einige Sklavenmädchen, und mehr als einmal hatte er Nooma wissen lassen, daß er ihm jederzeit ein Sklavenmädchen beschaffen könnte, ohne daß die Priester davon erfahren würden.
Tark hörte seinem Freund aufmerksam zu und sagte: »Komme in drei Tagen wieder. Ich werde mich umsehen.«
Er hielt sein Wort. Als Nooma wiederkam, hatte Tark inzwischen mit mehreren Familien in der Gegend gesprochen, deren Töchter in Frage kamen. Es hatte sich herausgestellt, daß alle dem befähigten Baumeister des Henge gern ein Mädchen geben würden.
Sorgfältig beschrieb er die Vorzüge einer jeden. »Aber die beste«, sagte er, »ist Katesh, die Tochter von Pendak, dem Töpfer, der am westlichen Fluß wohnt. Ihr Vater will sich unbedingt bei den Priestern beliebt machen; er würde das Mädchen für fünf Felle hergeben. Für so ein Mädchen müßtest du normalerweise zwanzig bezahlen.«
»Ist sie so hübsch?« fragte der Baumeister.
»Eine Schönheit. Ich habe sie gesehen«, versicherte ihm der Händler. »Schwarze Augen, seidiges Haar, und ihr Körper…« Er machte eine lüsterne Geste und lachte.
Zwei Tage später sah Nooma das Mädchen und mußte seinem Freund recht geben.
An der Dreizehnjährigen fielen als erstes ihre großen glänzenden schwarzen Augen und ihre helle weiche Haut auf. Sie war etwas größer als der Steinmetz. Ihr schwarzes Haar reichte bis zur Taille; obwohl sie ruhig dastand, als ihr Vater sie brachte, war etwas Herausforderndes in der Haltung ihres wohlgeformten jungen Körpers, das den Steinmetz sofort erregte. Er traf seine Entscheidung auf der Stelle. »Ich nehme sie«, sagte er dem Töpfer, der sich darüber sehr erfreut zeigte.
Ein paar Tage später fuhr Nooma mit Tark den Fluß hinauf zum Haus des Töpfers, die fünf Felle wurden bezahlt, und das Mädchen war sein. Langsam paddelten sie zu dem Ort zurück, wo die fünf Flüsse zusammentrafen. Während Tark leise vor sich hin summte, grinste der Steinmetz ziemlich töricht vor lauter Glück.
Als Nooma das Mädchen in das kleine Haus im nördlichen Tal gebracht und sie schweigend das traditionelle Gericht von Weizenkuchen und Fleisch zubereitet hatte, das sie anschließend verspeisten, hob er sie mit starken Armen hoch. Dann beobachtete er mit sprachlosem Entzücken, wie sie das lockere Wollgewand, das alle Frauen trugen, auszog: Da stand sie mit ihrem frischen, duftenden Körper und ihren festen, jungen Brüsten. Langsam hob sie ihren Blick, teils abwartendunsicher, teils herausfordernd. Wahrscheinlich machte sie sich Gedanken darüber, ob dieser kleine Mann sie befriedigen könnte.
Die folgenden Monate brachten dem kleinen Baumeister Freude und Erregung, wenn er jede Nacht den jungen Körper seiner Frau neu entdeckte. Noch vor Einbruch der Dämmerung eilte er tagtäglich vom Henge nach Hause, und die Arbeiter machten sich über ihn lustig, wie er auf seinen kurzen Beinen ungeduldig seinem Heim zustrebte.
Das Schicksal hatte es mit Katesh nicht gut gemeint. Das lebhafte, gutaussehende Mädchen hätte sich im Grunde unter den Bauern der Gegend einen Freier erwarten können. Es war ihr Pech, daß ihr Vater sich unbedingt bei den Priestern beliebt machen wollte. Die Nachricht, daß der Steinmetz um ihre Hand anhielt, hatte sie erschreckt. »Ich habe schon von ihm gehört«, rief sie. »Es heißt, daß er klein und häßlich ist und einen riesigen Kopf hat.«
»Er ist der beste Baumeister auf der ganzen Insel«, sagte ihr Vater, »und er genießt bei den Priestern hohes Ansehen.« »Aber wenn ich ihn nicht mag?« widersprach sie. »Du hast Glück, wenn er dich überhaupt nimmt«, bekam sie zu hören.
Bei ihrer ersten Begegnung mit Nooma bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen. Während sie den kleinen Steinmetz heimlich beobachtete, ahnte er nicht, welch unselige Gedanken ihr durch den Kopf gingen.
Er ist häßlich, dachte sie, aber das kann
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