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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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Trotzdem war das Studium auch in meinem jetzigen Beruf für den Umgang mit Menschen ganz zweckdienlich. Das hat sogar meine Mutter irgendwann einsehen müssen.“
    Claus musste sich bremsen, er wurde sich klar darüber, dass er weiterreden wollte, um Sascha nicht gehen lassen zu müssen. Dieser allerdings ließ sich nicht wie erhofft darauf ein, sondern schwieg. Er glaubte, seine Blamage in der letzten Nacht noch sicherer zu erkennen. Deshalb war er auch im Anschluss an diese letzte Information sehr schnell aus Claus’ Gesichtskreis verschwunden. Auf dem Heimweg in der Bahn studierte er abermals die Visitenkarte.
    Dr. phil. Claus David – Werbegrafik & Marketing.
    Und er hatte gedacht, er könne diesen Mann näher kennenlernen!


    Daheim überdachte er das Geschehene ununterbrochen. Dabei wurde ihm immer klarer, dass er bei Claus nicht die geringste Chance hatte. Nicht nur, dass er diesen trotz seiner Bemerkung nicht für schwul hielt, er gehörte auch einer Gesellschaftsschicht an, die sich nach Saschas Erfahrung wenn überhaupt dann nur sehr oberflächlich oder ausschließlich sexuell mit jemandem wie ihm beschäftigte. Eigentlich hatte sich nichts geändert, Sascha fühlte sich noch immer zu Claus hingezogen. Vielleicht wäre er sogar froh gewesen, dass sich alles so entwickelt hatte, wenn er jetzt nicht die Lebensumstände des anderen gekannt hätte.
    Dieses Wissen zerstörte die Motivation, im wirklichen Leben in dem anderen seine grosse Liebe finden zu wollen. Übrig blieb lediglich die Sehnsucht, denn auch das Dr. phil. vor Claus’ Namen konnte ihm nicht seine Wunschträume nehmen. Gut, er glaubte jetzt zu wissen, dass es sinnlos war, für die Verwirklichung seiner Wünsche zu kämpfen. Aber er konnte immerhin ganz für sich allein daran festhalten. Er steckte Claus’ Visitenkarte in sein Portemonnaie. Auf diese Weise würde er wenigstens immer mal wieder einen Blick darauf werfen können.
    ✵
    Claus verbrachte den Samstag, nachdem Sascha gegangen war, wie viele andere vorher. Er besuchte das Grab seiner Mutter und fuhr anschließend nach Lohmar zum Reitstall, in dem seine beiden Pferde untergebracht waren. Er ritt einige Stunden allein durch den Wald und versorgte seinen Lipizzanerhengst Lindbergh hinterher selbst. Er besaß das Tier seit sechs Jahren, hatte es damals beim österreichischen Bundesgestüt gekauft und seither sorgte es für den sportlichen Ausgleich zu seinem Beruf. Er hatte neben seinem weißen Hengst noch die nervöse, tiefschwarze Araberstute Salome. Er übernahm sie als Fohlen statt Bezahlung von einem insolventen Kunden. Er konnte das Tier wegen seiner extremen Reizbarkeit weder verkaufen noch reiten.
    Er brachte es aber nicht übers Herz, die wunderschöne Stute auf Anraten seiner Mutter zum Abdecker zu bringen und nahm die monatlichen Kosten gern auf sich. Sie wurde seither selten und nur von einem bestimmten Pfleger des Reitstalls geritten oder bewegt. Auch heute besuchte Claus das Tier, widmete sich anschließend aber wieder seinem Hengst und fühlte sich in der Atmosphäre des Stalls entspannt und wohl.
    Trotzdem war heute etwas anders. Die ganze Zeit über dachte er an sein Zusammentreffen mit Sascha und nicht wie sonst über seine Arbeit nach. Er wünschte sich, der Jüngere würde anrufen und gäbe ihm eine weitere Chance, ihn besser kennenzulernen. Er würde sogar dessen Frau in Kauf nehmen, um in seiner Nähe zu sein. Bei Licht gesehen war das sogar eine gute Möglichkeit, seine innere Zerrissenheit zu kitten, denn wenn er nicht mit Sascha allein war, würde sich nichts ergeben können, was er später bereuen konnte. Aber als er beim Heimkommen den Anrufbeantworter abhörte, kam nicht wie erhofft Saschas Stimme vom Band, sondern nur betriebliche Nachrichten.
    ✵
    Es war inzwischen Mitte Oktober. Beinahe zwei Wochen vergingen, seit Sascha an jenem Morgen in der Villa in Marienburg aufgewacht war. Es war öfter vorgekommen, dass er Claus anrufen wollte. Aber er hatte es nie getan. Er vergrub sich in seiner Wohnung, ein Tag verging wie der andere. Seine Lethargie dem Leben gegenüber hatte sich noch verstärkt und er hätte nichts dagegen gehabt, wenn sein Dasein einfach vergehen und er auf natürliche Weise von diesem Einerlei erlöst werden würde.
    Es war wieder Freitagabend und er ein paar Stunden draußen gewesen. Jetzt saß er auf einer Bank am Spielplatz schräg gegenüber seiner Wohnung und fühlte sich ziemlich alt, während er den lärmenden Kids beim Spielen und

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