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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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gut ging. Schließlich musste Claus nicht gleich sein Gottvertrauen verlieren, nur weil der Fremde in einem seiner Zimmer übernachtete. Bevor er einschlief, hoffte Claus, nicht wie Hiob damals lange vor unserer Zeitrechnung im Lande Uz von Satan und seinen eigenen drei Gefährten hinsichtlich seiner Charakterfestigkeit geprüft zu werden.


    Als Sascha am nächsten Morgen erwachte, hatte er nicht die geringste Ahnung, wo er sich befand. Erstaunt sah er sich in dem mit altdeutschen Möbeln ausgestatteten Raum um. Er versuchte, sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Sein Gedächtnis reichte genau bis zu den vier Whiskys, die er zwischen dem Bier gekippt hatte. Dann war da nur noch ein schwarzes Loch. Was war geschehen? Und vor allem, wo befand er sich?
    Er schaute aus dem Fenster. Draußen sah man nichts als Bäume, Sträu-cher, Blumenbeete und gepflegten Rasen.
    Er überlegte, wo er in diesem fremden Haus wohl eine Toilette finden konnte. Um dieses banale, aber drängende Problem zu beseitigen, verließ er das Zimmer. Dann stand er in einem Gang, von dem sechs geschlossene Türen abgingen. Er schlich umher, traute sich jedoch nicht, eine davon zu öffnen. Wer mochte hier wohnen?
    Und wieso war er, Sascha, an diesem Ort? Ein Sexabenteuer hatte ihn offenbar nicht hergebracht, dann würde er nicht allein schlafen. Aber welchen Grund mochte der Besitzer dieses Hauses sonst haben, ihn bei sich unterzubringen? Schließlich ging er zur Treppe, die in die große Halle führte und glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Ob er noch gar nicht wach war? Vielleicht träumte er auch nur von der noblen Kulisse einer Derrickfolge. Er ging hinunter und sah sich um. Sein Blick fiel auf das Ölgemälde über dem Kamin. Er erkannte das Porträt einer sehr energisch schauenden Frau und ihres mutmaßlichen Mannes. Plötzlich wurde ihm flau. Die Darstellung des Bräutigams dort hatte eine deutliche Ähnlichkeit mit jenem Mann, welchen er von der kurzen Begegnung vor der Kirche noch sehr gut im Gedächtnis hatte. Er hatte jedoch just in diesem Augenblick keine Zeit, darüber nachzudenken. So durchquerte er die Halle und strebte zur doppelseitigen Eingangstür aus Eichenholz. Der Schlüssel steckte, er schloss auf und schlüpfte barfuss wie er war hinaus. Der erste Strauch war seiner und anschließend fühlte er sich um einiges leichter. Er ging wieder hinein und sah sich das Bild über dem Kamin genauer an. Er hatte sich nicht geirrt, die Gleichheit gewisser Gesichtszüge blieb, auch wenn dieses Porträt einen Jüngeren zeigte. Sollte er in seinem gestrigen, volltrunkenen Zustand genau den Mann ein weiteres Mal getroffen haben, dem er schon tagelang begegnen wollte? Wenn ja, warum hatte er ihn mitgenommen? Und wer war die Frau an seiner Seite? Er sah in ihr Gesicht und eine unangenehme Gänsehaut überzog ihn plötzlich. Sie hatte einen außerordentlich konsequenten Blick, ihre in diesen jungen Jahren bereits unnachgiebigen Gesichtszüge ließen erkennen, dass sie weder Widerspruch duldete noch Kompromisse einzugehen bereit war.
    Sascha beschloss abzuwarten. Er ging wieder in das Zimmer und kroch zurück unter die Decke. Ungeduldig erwartete er die Dinge, die da kommen sollten. Und so hielt seine Aufregung ihn trotz der Kopfschmerzen wach. Es musste etwa eine halbe Stunde vergangen sein, als er ein leises Klopfen vernahm. Er fuhr auf und brachte lediglich ein heiseres „Ja“ heraus. Die Tür öffnete sich und Claus betrat den Raum genauso befangen, wie Sascha ihm entgegenblickte.
    „Ich wollte nur sehen, ob du ... ob Sie wach sind. Es ist Frühstückszeit. Darf ich Sie dazu erwarten?“
    Die Vertrautheit des vergangenen Abends war jetzt wie weggewischt, Claus hatte keine andere Wahl, als zum unpersönlichen Sie überzugehen.
    „Ich ... ja, gern.“
    Sascha, der sich nun unvermittelt dem Ursprung seiner Schwärmerei gegenüber sah, hatte Mühe, sich zusammenzureißen. Trotzdem war er ein wenig enttäuscht. Er hatte sich die romantischsten Situationen vorgestellt, in denen er diesem Mann ein weiteres Mal begegnen wollte. Und nun wurde er nach einer Nacht, von der er nicht mehr das Geringste wusste, einzig nach seinen Frühstückswünschen gefragt.
    Der Hausherr ging nach unten und Sascha folgte ihm. Er sah Claus in einem an die Halle angrenzenden Zimmer den Kaffee eingießen und ging hinein, um sich wortlos an den großen Tisch zu setzen. Es war nicht nur die Frische des Morgens, die ihn in diesen Momenten frieren

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