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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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Kloakengeruch wahr. Er blieb trotzdem, konnte aber auf einen Blick nicht erkennen, ob diejenigen, die dort herumlungerten, etwas mit ihm zu tun haben wollten. Sein introvertiertes Wesen baute unüberwindliche Sperren auf, er fühlte sich wieder einmal nicht in der Lage, seinerseits mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Irgendwie brachte er nicht den Mut dazu auf, deswegen stand er nach zwei Stunden noch immer allein herum. Er verließ das Gebäude, um sich in der Stadt umzusehen. Draußen lief ihm eine noch junge, dafür beinahe zahnlose Bettlerin mit langen, verfilzten Haaren über den Weg. Natürlich fragte sie ihn nicht wie die anderen Passanten nach einer Mark. Sascha in seinen schmutzigen Sachen sah wohl selbst zu hilfsbedürftig aus. Dafür wollte sie wissen, wo er herkam. Sascha antwortete ihr, froh jemanden zu haben, mit dem er sprechen konnte. Von ihr erfuhr er, dass die meisten Schwulenkneipen sich in der Nähe der alten Wache befanden und sie beschrieb ihm auch den Weg dorthin. Es dauerte länger als eine Stunde, bis Sascha dort ankam. Dann stand er vor dem Blue Angel. Aber der Laden hatte genau wie der Stall geschlossen. Erst das Tangerine in der Stiftstraße hatte geöffnet.
    Es war ein kleiner Laden, das Ambiente erinnerte Sascha entfernt an das einer Eishalle, aber er war froh, sich endlich setzen zu können. Er bestellte Bier. Als er eine halbe Stunde dort gesessen und das Glas fast geleert hatte, begann er sich Gedanken darüber zu machen, wie er aus dem Laden entwischen konnte. Schließlich besaß er keinen Pfennig, um sein Getränk zu bezahlen.
    In diesem Moment betrat ein Mann das Lokal. Er wurde von zwei auffallend attraktiven Jungs begleitet und ging sofort zur Theke. Genau wie die anderen Gäste hatte Sascha plötzlich nichts anderes mehr zu tun, als diesen Mann zu beobachten. Auch er selbst sah sehr gut aus, auch oder gerade weil er die vierzig bereits erreicht hatte.
    Er hatte kurz geschnittene, dunkelbraune Haare mit grauen Schläfen und einen klassischen Gesichtsschnitt. Seine schlanke, hohe Gestalt wies überraschend breite Schultern auf und die Sachen, die er trug, das konnte selbst ein Laie auf diesem Gebiet erkennen, waren von feinster Herkunft. Sascha saß vor seinem beinahe leeren Bierglas und kam wieder einmal ins Träumen. Er sah sich selbst in der Kleidung der edelsten Designer, allerdings stellte er sich an seiner Seite zwei bildhübsche Mädchen vor. Draußen würde ein Sportwagen stehen und er hätte nie wieder finanzielle Probleme. Der Junge wurde aus seinen Phantastereien gerissen, als jemand ein neues Bier vor ihn auf den Tisch stellte. Erstaunt sah er hoch und der Kellner wies mit einem Kopfnicken auf den Mann an der Theke.
    „Von Adrian.“
    Sascha vereiste innerlich. Seine Erfahrungen hatten ihm gezeigt, wann Männer in Spendierlaune waren. Dann jedoch rief er sich zur Ordnung. Was wollte er eigentlich? Schließlich blieb ihm keine andere Wahl als Geld zu verdienen, wenn er nicht verhungern wollte. Und dieser Adrian sah wenigstens gut aus, es würde nicht ganz so schwer fallen, ihn zu berühren. Hier in Frankfurt wollte er es außerdem gleich richtig machen. Eines schwor sich Sascha in diesem Moment trotzdem – er musste diesem Mann erklären, dass er lediglich zur Handarbeit bereit war.
    Was hatte Marc gesagt? Er durfte keine Zweifel daran entstehen lassen, dass er genau wusste, was er wollte und dies auch durchsetzen konnte. Er hob das Glas und schaute zur Theke, Adrian lächelte und tat es ihm gleich. Sie tranken sich zu. Wenig später winkte Adrian Sascha zu sich an die Theke. Dieser kam der Aufforderung zögernd nach. Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete Adrian einem der ihn begleitenden Jungs, den Hocker neben ihm zu räumen und Sascha setzte sich hin. Er war sehr unsicher und beschloss, das mit Impertinenz zu überspielen. Schließlich hatte er Marc oft genug dabei zugesehen. Es begann damit, dass er schwieg, ein hochmütiges Gesicht machte und Adrian nicht ansah. Das hinderte diesen jedoch nicht daran, Sascha anzusprechen.
    „Na? Du bist zum ersten Mal hier, richtig?“
    Sascha nickte nur.
    „Warum geht es dir so schlecht?“, war Adrians nächste Frage.
    Jetzt erst fuhr Saschas Kopf zu ihm herum.
    „Wieso das denn? Mir geht es gut“, antwortete er viel zu heftig, um glaubwürdig zu wirken.
    „Wenn das so ist, frage ich mich ernsthaft, wieso du in solch abgerissenen Kleidern unterwegs bist. Du musst mir nichts vormachen. Du bist von zu Hause abgehauen und

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