Sascha - Das Ende der Unschuld
lediglich von seinem Wagen und dem Haus, als würden sie sich bereits lange kennen. Dann jedoch schaute Adrian plötzlich auf die Uhr. Er stand auf, setzte sich zu Sascha auf die Sessellehne und legte seinen Arm um die Schultern des Jungen. Dieser erstarrte. Aha, jetzt kam es also. Es war ja klar, dass man einen solchen Luxus nicht ohne Gegenleistung genießen konnte. Aber Adrian meinte nur:
„Jetzt riechst du um einiges besser als vorhin, findest du nicht? Okay, sei mir nicht böse, aber ich muss ins Bett. Morgen habe ich ziemlich früh einen Termin. Komm, ich zeig dir, wo du schläfst.“
Damit stand er auf und Sascha folgte ihm hinauf. Adrian schob ihn in ein Zimmer, das augenscheinlich nicht sein eigenes Schlafzimmer war und lächelte ihm noch mal zu. Bevor er die Tür von außen schloss, sagte er:
„Morgen Mittag essen wir zusammen, wenn du dann noch hier bist. Ansonsten auf Wiedersehen, war nett, dich kennen zu lernen. Du kannst übrigens frühstücken, wenn du willst.“
Perplex ließ Sascha sich auf das Bett nieder. Alles im Zimmer blitzte vor Sauberkeit, die Bezüge aus schwarzem Satin, mit denen die Kissen des goldfarbenen Gitterbettes ausgestattet waren, hatten eine fast magisch anziehende Wirkung auf ihn. Er verspürte keine Lust mehr, über das alles hier nachzudenken. Denn eines hatte er bereits schmerzhaft gelernt – alles so zu nehmen, wie es kam. Und heute ging es ihm ausnahmsweise einmal gut, wieso sollte er es also nicht genießen? Wer wusste schon, was morgen war. Kaum lag er in den kühlen Kissen, als ihm auch schon die Augen zufielen und er eingeschlafen war.
✵
Die Sonne schien hell ins Zimmer, als Sascha erst kurz vor Mittag des nächsten Tages wieder erwachte. Zuerst musste er sich die Geschehnisse des vorherigen Abends ins Gedächtnis zurückrufen. Jetzt, bei Tag betrachtet, kam es ihm noch unglaublicher vor, dass er hier sein durfte und ihm nichts passiert war. Langsam schwang er seine langen, dünnen Beine aus dem Bett und blieb erst einmal so sitzen. Gleich würde er erneut auf der Straße stehen, spätestens heute Abend wusste er wieder nicht, wo er hin sollte. Kurz hätte er heulen können, aber dann siegte sein kindlich neugieriges Gemüt. Er stand auf und zog den Bademantel über. Es musste hier einen Kühlschrank geben und in diesem Kühlschrank stand sicher etwas zu essen.
Sascha war allein im Haus, Adrian noch nicht zurück. Das war dem Jungen ganz recht, flink wie ein Wiesel lief er in die Küche und aß einen ganzen Ring Fleischwurst aus der Hand, schließlich wusste er nicht, wann ihm die Wurst das nächste Mal so komplikationslos in den Mund fliegen würde. Einige Esswaren stopfte er in die Tasche des Morgenmantels, er wollte sie mitnehmen. Dann nahm er eine Dose Cola und begann zu frieren, als der eisige Inhalt in seinem Magen ankam. Und was jetzt?
Er ging ins Wohnzimmer und durchstöberte die Schränke nach Geld oder anderen Wertsachen. Es störte ihn nicht, dass der Mann freundlich zu ihm gewesen war und ihm vertraute. Allerdings fand er auch nichts, was ihn dazu gebracht hätte, dieses Vertrauen zu missbrauchen. Trotzdem dachte er kurz darüber nach, wenigstens mit den Lebensmitteln einfach abzuhauen. Aber die pure Berechnung siegte, schließlich konnte es sein, dass Adrian ihm seine Gastfreundschaft auch weiterhin anbot, ohne etwas dafür zu verlangen. Sascha versteckte die Lebensmittel in einer Tüte unter dem Bett, um sie griffbereit zu haben, sobald Adrian ihn rauswarf. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer, nahm sich eine John Player aus der Packung, die auf dem Tisch lag und setzte sich auf die Couch. Ihm fiel auf, dass die Farbe schwarz eine große Rolle für Adrian spielen musste.
Seine Kleidung, das Auto, die Möbel und Teppiche des Hauses und sogar seine Zigarettenmarke waren schwarz, das konnte kein Zufall mehr sein. Kaum fünf Minuten waren vergangen, als Sascha einen Schlüssel klimpern hörte. Adrian war zurück. Der Schreck fuhr dem Jungen in die Glieder, er hatte ein schlechtes Gewissen. Hektisch zupfte er den Bademantel vorn zusammen und wartete mit klopfendem Herzen, bis Adrian ins Zimmer kam. Verlegen lächelte er ihm entgegen und sagte:
„Ich habe etwas gegessen und mir eine Zigarette genommen. Ich hoffe, Sie hatten nichts dagegen.“
Adrian nickte und Sascha stellte fest, dass der Mann jetzt bei Tageslicht noch besser aussah.
„Grundsätzlich habe ich nichts dagegen. Ich will nur nicht, dass man auf der weißen Couch raucht. Das gibt
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