Sascha - Das Ende der Unschuld
Dann plötzlich prasselte eiskaltes Wasser von vorn gegen ihn, Adrian hatte es aufgedreht. Der Junge schrie entsetzt auf und wollte sich der Kälte entziehen. Aber Adrian drückte ihn unerbittlich gegen die Wand. Sascha spürte noch einen für ihn mörderisch anmutenden Stoss, dann ließ Adrian endlich von ihm ab. Es waren kaum fünf Minuten gewesen, aber Sascha glaubte, es seien Stunden vergangen. Adrian zog sich zurück, tätschelte ihn geistesabwesend und duschte sich anschließend wortlos ab.
Sascha hielt die Augen niedergeschlagen, fühlte sich schmutzig und benutzt und sehnte sich danach, nach all dem endlich allein sein zu können. Als Adrian endlich fertig war, schlang er ein Handtuch um seine Hüften, strich Sascha kurz über den Kopf und sagte:
„Bist ein folgsamer kleiner Kerl. Ich weiß, das erste Mal tut immer weh. Es wird leichter, auch wenn du das jetzt nicht glauben kannst. Ich warte nebenan auf dich.“
Sascha nickte nur. Als sich die Tür hinter Adrian geschlossen hatte, rutschte er die nassen Kacheln hinunter und blieb vollkommen zusammengekrümmt im Duschbecken sitzen, während das inzwischen wieder warme Wasser lief. Die körperlichen Schmerzen hatten ein wenig nachgelassen, aber seelisch war der Junge völlig unten. Er fror, seine Zähne klapperten wie bei Minusgraden aufeinander und er konnte nur an eines denken – wenn das Adrians Liebe war, dann war er, Sascha, nicht stark genug dafür.
Mehr musste auch in seinem Alter nicht geschehen, damit er begriff, und seine Illusionen vergingen genau in diesem Moment wenigstens teilweise wie Morgentau. Sascha griff nach dem Duschgel und begann im Sitzen, sich zu waschen. Er steigerte sich in diese Handlung hinein, stand auf und nahm einen Waschlappen zur Hilfe. Immer wieder nahm er neues Duschgel, schrubbte seine Haut, bis sie rot war und brannte, als habe er sich verätzt. Beinahe eine Stunde benötigte er, bis er schließlich in den Bademantel schlüpfte. Bisher hatte er es vermieden, in den Spiegel zu sehen. Er hatte Angst, das was er gerade erduldet hatte, könne man in seinem Gesicht erkennen. Nun wischte er jedoch den Belag aus Wasserdampf vom Glas und schaute sich wie einen Fremden an. Es stimmte, das Erlebte reflektierte sich in seinen Augen wider. Aber das erkannte er so nicht. Er empfand es eher wie einen verschwommenen Schatten, der sich über sein junges Gesicht gelegt hatte, etwas, was ihn zeichnen würde für den Rest seines Lebens. Das war es also gewesen.
Sascha atmete tief durch. Er wusste nicht, wie es jetzt weitergehen sollte. Nur eines war ihm in diesen Minuten ausnahmsweise einmal vollkommen klar – er musste sich entscheiden. Er musste für sich selbst entscheiden, ob ihm seine Beziehung mit Adrian so viel wert war, um das in Zukunft auszuhalten. Dann hörte er den Älteren seinen Namen rufen und musste allen Mut zusammennehmen, um aus dem Badezimmer zu gehen. Kurz war er versucht, sich anzuziehen und einfach wegzulaufen. Aber dann hätte er dies alles umsonst gemacht und er wollte wenigstens ein wenig Vorteil daraus ziehen. Wie alle Straßenkinder begann er nun endlich auch, das Leid gegen den eventuellen Vorteil aufzurechnen.
Draußen kam ihm Adrian schon entgegen. Kurz standen sie dicht voreinander, dann schob dieser das Kinn des Jungen hoch und sah ihm in die Augen.
„So schlimm?“
Sascha bemühte sich, ihn nicht direkt anzusehen, er wusste auch nicht, was er jetzt antworten sollte.
„Komm, wir gehen ins Bett.“
Vom Willen des anderen gelenkt folgte Sascha und fand sich wenig später in den Kissen wieder. Aber als Adrian ihn in den Arm nehmen wollte, wehrte er eher unwillkürlich als mutwillig ab.
„Was ist denn los?“
Sascha schwieg und schaute in eine andere Richtung.
„Hab ich dir weh getan? Sprich mit mir, Sascha.“
Adrian strich zärtlich über Saschas Wange, küsste seine Schläfe und fuhr fort:
„Irgendwie habe ich gewusst, dass es noch zu früh war. Ich dachte, du wüsstest, dass ich dich liebe, wollte das beweisen und eben auch mit dir intim sein. Aber du hast es wohl anders empfunden.“
Sascha reagierte überrascht, als er merkte, dass er wieder begann, alles mit Adrians Augen sehen zu wollen und brach sein Schweigen.
„Es ist aber eine komische Liebe, wenn du plötzlich das kalte Wasser aufdrehst. Warum hast du das gemacht? Das hat doch nichts mit Sex zu tun.“
Ein spöttisches Grinsen huschte über Adrians Gesicht, Sascha sah es wie so oft nicht. Er lauschte nur der Stimme.
„Ach,
Weitere Kostenlose Bücher