Sascha - Das Ende der Unschuld
das ist es. Schau mal, Kleiner – das wollte ich dir erklären. Ich brauche eben diese stärkeren Reize. Natürlich, du kannst nicht verstehen, warum mir gewisse Praktiken gefallen. Ich hatte angenommen, du würdest mich genug lieben. Ich glaubte, du könntest das akzeptieren. Schau, ich habe dir doch nicht wirklich weh getan. Das mit dem Wasser – nun, wie soll ich sagen? Das war doch eher ein Spiel. Du kannst mir glauben, dass es mit anderen Jungs härter abgeht. Es tut mir Leid, wenn ich dich damit überfordert habe. Aber ich will mich nicht rechtfertigen. Du bist wahrscheinlich noch zu jung, du begreifst das ja doch nicht.“
Jetzt hatte Adrian wohlweislich zwei Seiten in Sascha anklingen lassen. Die eine, die unbedingt das Erwachsensein demonstrieren wollte und die andere des hochherzigen Verständnisses, das er dem Mann trotz allem noch beweisen wollte. Er schaute Adrian nun doch an und erkannte einen ehrlich wirkenden, leicht schuldbewussten Ausdruck in dessen Gesicht. Kurz dachte er nach. Jetzt nachdem er bewiesen hatte, dass er für seine Liebe zu dem Mann auch Schmerz in Kauf nahm, würde ihn Adrian sicher nicht mehr hinauswerfen. Sascha glaubte plötzlich an einen wirklichen Trumpf in seiner Hand.
„Ich fühle mich jetzt nicht sehr gut, weißt du? Wenn du solchen Sex brauchst, dann musst du ihn eben doch mit anderen Jungs machen. Vielleicht kannst du dafür woanders hingehen, damit ich es nicht sehe. Du weißt ja, wie weh es mir tut, wenn da jemand ist. Aber es ist besser, du quälst andere und bist zu mir einfach nur weiter so wie bisher.“
Sascha sagte das mit einer entwaffnenden Naivität und glaubte, Adrian damit schweren Herzens ein akzeptables Angebot gemacht zu haben. Starr blickte er vor sich hin und wartete auf eine Antwort.
Adrians Gesichtsausdruck veränderte sich. Er schaute Sascha von der Seite her zornig an. Kurz war es, als wolle er den Jungen anschreien, ihm sagen, was er wirklich von ihm wollte und dass er absolut nicht in der Position war, irgendetwas von ihm, Adrian zu erwarten oder gar zu verlangen. Dann schien er einen Entschluss zu fassen und wirkte im nächsten Moment wieder vollkommen cool. Sascha fuhr ohne diese Veränderung zu bemerken fort:
„Vielleicht können wir es später noch einmal versuchen. Gib mir noch Zeit, ja?“
„Tja, Sascha. Ich weiß nicht recht. Alles läuft ein bisschen aus dem Ruder und eigentlich müsste sich bald etwas ändern, sonst ist der Einsatz doch entschieden zu hoch für mich. Nun gut, warten wir also ab.“
Sascha horchte auf. Was klang da in Adrians Stimme mit? Gut, er hatte ihm jetzt weitere Zeit zugestanden, aber dabei wirkte er sehr unzufrieden. Plötzlich fühlte Sascha sich nicht mehr in der Rolle dessen, der glaubte, dem anderen Vorschriften machen zu können. Übergangslos hatte er wieder Angst, dass Adrian ihn von sich aus auf die Straße zurückjagen würde.
„Und was wird jetzt passieren? Bist du mir böse?“
Er versuchte, Adrians Miene zu erforschen, aber er fand auf der beinahe glatten Fläche seines Gesichtes nur ein ausgeglichenes Lächeln. Ohne zu definieren, was er meinte, sagte Adrian:
„Nun, ich denke nur, es wird sich einiges ändern. Du bist eben doch um einiges unreifer als ich dachte. Ich verspreche dir aber, dass ich dich nicht mehr anfassen werde.“
Genau genommen war das, was Adrian sagte, nichts, was den Jungen beunruhigen musste. Trotzdem waren plötzlich Misstrauen und Furcht in Sascha. Was genau sollte sich ändern? Das ließ ihn lange nicht einschlafen und seine Unruhe verging auch den ganzen nächsten Tag über nicht.
✵
Ein paar Tage nach diesem ersten wirklich intimen Erlebnis verliefen wie immer. Trotzdem blieb unterschwellig ein eigenartiges Gefühl, das der Junge einfach nicht abschütteln konnte. Es war gegen Abend des kommenden Sonntags, als es an der Wohnungstür läutete. Sascha schrak zusammen, es war noch nie vorgekommen, dass jemand unangemeldet kam. So ging er davon aus, dass Adrian telefoniert hatte, um die drei jungen Männer einzuladen, die jetzt mit ihnen im Wohnzimmer saßen. Nervös rutschte Sascha auf dem Platz neben Adrian hin und her, konnte dem belanglosen Gespräch nicht folgen. Etwas nicht Fassbares, deshalb jedoch nicht minder Bedrohliches lag in der Luft. Sascha wusste nicht, was es war, verband sein ungutes Gefühl jedoch schnell mit den fremden Männern und wünschte, dass sie wieder allein wären. Aber die Männer blieben, Adrian war es schließlich, der aufstand. Er
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