Sascha - Das Ende der Unschuld
was er jetzt machen sollte, dachte angestrengt darüber nach, was Marc ihm einmal erklärt hatte. Aber sein Kopf war wie leer gefegt. So folgte er seinem Instinkt, nahm Adrians männliche Attribute in den Mund und begann, daran zu saugen. Als sich noch immer keine Erektion ankündigte, nahm er seine Hand zur Hilfe, versuchte alles, was ihm einfiel und wunderte sich, dass Adrian keinerlei der eigentlich natürlichen Reflexe zeigte. Im Gegenteil, jetzt strich der Ältere ihm über den Kopf und sagte väterlich:
„Komm schon, Sascha. Hör auf, lass es gut sein. Das ist kein Schnuller, musst du wissen.“
Sascha glaubte, die verbale Ohrfeige körperlich zu spüren und fühlte sich erniedrigt. Gestern bei Philip hatte Adrian nicht die geringsten Schwierigkeiten dieser Art gehabt. Sascha war sicher, dass der Fehler bei ihm liegen musste. Was er nicht wissen konnte war, dass auch diese scheinbare Unterkühlung zu Adrians Taktik gehörte. Der Ältere hatte die Reaktionen seines Körpers vollkommen unter Kontrolle. Etwas, das man trainieren kann, wovon der heranreifende Sascha natürlich keine Ahnung hatte.
„Komm, leg dich neben mich.“
Adrians Ton war gönnerhaft und demütigte Sascha noch mehr. Verschämt robbte er hoch und ließ sich störrisch in die Kissen fallen. Er wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte und schwieg verbissen. Auch als Adrian ihn in den Arm nahm, konnte er diesem nicht in die Augen sehen.
„Hey, Kleiner. Schau nicht so enttäuscht. Ich bin heute nicht gut drauf, das ist nicht deine Schuld.“
„Aber gestern bei Philip konntest du. Du musst mich nicht beruhigen, es liegt sicher daran, dass ich mich blöd anstelle.“
„Mach dich nicht verrückt. Sieh es so – ich bin schon sehr lange in der Szene. Ich brauche stärkere Reize. Bei Philip weiß ich, ich kann mit ihm machen, was ich will. Bei dir – ich will dir nicht weh tun und muss mich bremsen, solange du noch nicht bereit dazu bist, meine Wünsche vollständig zu erfüllen. Das blockiert mich. Wenn du mir lediglich einen runterholst ist das, als ob man mir einen Whisky hinstellt und ich darf nur daran riechen. Nun komm, lass uns frühstücken.“
Adrian küsste Sascha auf die Schläfe und sie gingen hinunter in die Küche.
✵
Für zwei Wochen blieb alles, wie Sascha es gewohnt war. Adrian war lieb zu ihm, erfüllte ihm jeden seiner langsam etwas umfangreicher werdenden Wünsche und das Thema Sex wurde von beiden Seiten virtuos umgangen.
Es schien, als drehe sich Adrians ganzes Leben ausschließlich um den Jungen. Nur am Abend war er hin und wieder für einige Stunden unterwegs. Zeit, in der Sascha unruhig durch das Haus wanderte und wartete. Sascha fühlte sich im Haus des anderen vollkommen geborgen und konnte sich nicht mehr vorstellen, jemals zurück zu seinen Eltern zu gehen. Er war knapp dreizehn und glaubte, den Ort gefunden zu haben, an dem er endgültig bleiben konnte.
Sein Leben bis hin zur Ausreise in den Westen war gekennzeichnet von Ruhelosigkeit, es begann in der DDR, wo er zwar Freunde hatte, sich jedoch nie frei und gleichzeitig geborgen fühlen konnte.
Sicherlich, damals hatte er es nicht anders gekannt, wusste dass er aus Angst vor dem Vertrauensbruch im DDR-Interesse nicht einmal jedem seiner Schuldkameraden trauen durfte. Einige Menschen waren anfällig für in Aussicht gestellte Privilegien, und wer diese genoss, musste sich nicht unbedingt daran erinnern, dass er sie sich mit dem Verrat von Freunden verdient hatte. Aber jetzt im Westen gab es keine geheimen Gründe, warum ein Mensch jemand anderen aus teilweise nachvollziehbarem Egoismus etwas vormachen musste. Deshalb konnte der Junge Adrian vertrauen und bewertete diesen von ihm zur Tatsache erkorenen Gedanken sehr hoch.
Seine Eltern, die er mit seinem früheren, vollkommen verwalteten Leben verband, wollte er nie mehr wieder sehen. Er fand diese seine Überlegung nicht ungerecht oder zu radikal, sondern hatte lediglich seine Zukunft im Sinn. Anders als andere Jungs in seinem Alter suchte er feste Werte, nicht das Amüsement der permanenten Veränderung. Jetzt jedenfalls war er fest davon überzeugt, eine Heimat gefunden zu haben, um die sich zu kämpfen lohnte.
Doch dann kam der Abend, der das beiseite gelegte Thema des Körperlichen wieder aufleben ließ. Adrian war unterwegs gewesen und kam nicht allein zurück. Ein ungefähr zwanzigjähriger Junge, von Adrian Clemens genannt, erinnerte Sascha unsanft an das Kapitel Sex, das er so
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