Sascha - Das Ende der Unschuld
gern vergessen hätte.
Adrian provozierte Saschas Zorn diesmal nicht so auffällig. Ganz im Gegenteil schien er offensichtlich darum bemüht, dass der Junge nicht allzu viel des Geschehens mitbekam. Trotzdem wusste Sascha natürlich genau, was los war, als sich die Schlafzimmertür hinter den beiden schloss und er an diesem Abend wieder im Fremdenzimmer schlafen musste. Wie paralysiert lag er mit geballten Fäusten dort im Dunklen und empfand die Eifersucht wie körperliche Schmerzen. Sie schien ihm das Herz zusammenzudrücken und Tränen rannen aus seinen weit aufgerissenen, dunklen Augen in die Kissen. Seine Gedanken drehten sich um das, was sich nebenan abspielte und er hätte alles dafür gegeben, Clemens genau wie vorher Philip einfach an die Luft setzen zu dürfen. Das Schlimmste für ihn war die Tatsache, dass er es hätte verhindern können. Alles, was Adrian vom ihm hatte hören wollen war ein schlichtes „Ja“. Wieder einmal fragte er sich, ob er sich nicht endlich überwinden sollte, sich auch im Bett völlig in die Hand des Mannes, der für ihn ein Freund war, zu geben. Er glaubte fest daran, ihm vertrauen zu können. Für ihn hatte Adrian genügend bewiesen, dass er in ihm etwas Besonderes sah, jemanden, den er nie mit seiner Lust bedrängen würde. Trotzdem war die Angst vor dem Unbekannten geblieben und irgendwie hatte er gehofft, das Problem würde sich von allein in Luft auflösen. Doch eines war ihm ebenfalls klar. Erst, wenn er Adrian sexuell wirklich zufrieden stellen konnte, würde Letzterer keine anderen Männer mehr brauchen. Auch daran glaubte Sascha fest. Die Saat, die Adrian ausgelegt hatte, ging auf. Der Junge nahm sich vor, gleich am folgenden Tag mit Adrian darüber zu sprechen.
✵
Sascha zögerte am nächsten Morgen, zum Frühstück in die Küche zu gehen. Er wollte dort nicht mit Clemens konfrontiert werden. Aber seine Befürchtung war unbegründet, allein Adrian hielt sich dort auf. Gut gelaunt hatte er bereits den Tisch gedeckt und goss sich gerade Kaffee ein.
„Guten Morgen, Kleiner. Was ist los, du siehst krank aus.“
„Morgen“, brummelte Sascha und sah sich um.
„Bist du allein?“
„Klar, Clemens ist weg. Setz dich. Willst du Kaffee?“
Einen Moment lang saßen sie sich gegenüber, ohne zu reden. Sascha beendete das Schweigen, indem er plötzlich ausrief:
„Ich halt es nicht aus, wenn du mit einem anderen zusammen bist. Ich mach alles, was du willst aber such dir bitte keine Typen mehr.“
Fast hätte er wieder geheult, krampfhaft schluckte er und starrte in seinen Kaffee. Eigentlich erwartete er, dass Adrian sein Anliegen distanziert verwarf und ihm wieder das Gefühl gab, ein kleiner, dummer Junge zu sein. Deshalb sah er einigermaßen überrascht auf, als Adrian antwortete:
„Bist du sicher?“
„Ja. Alles ist besser als noch so eine Nacht, in der ich allein bin und du jemanden bei dir hast. Ich werde mir Mühe geben, damit du keine Schwierigkeiten hast wie beim letzten Mal.“
Adrian nickte, griff nach Saschas Hand und antwortete aalglatt:
„He, Kleiner. Ich will dich doch nicht lynchen. Danke für dein Vertrauen, ich werde mir ebenfalls Mühe geben. Natürlich ist es auch für mich schöner, das Bett nicht nur zum Schlafen mit dem Partner zu teilen, den ich liebe und mit dem ich zusammenlebe. Aber lass uns keinen Druck machen, wenn die Zeit da ist, werden wir es beide merken. Was möchtest du heute machen?“
Scheinbar leichthin ging Adrian zur Tagesordnung über und Sascha atmete auf. Es sah wirklich so aus, als wolle Adrian ihm noch Zeit lassen. Es vergingen auch tatsächlich weitere drei Tage und am Verhalten des Älteren änderte sich nichts. Trotzdem hatte Sascha jedes Mal, wenn sie abends ins Bett gingen, leichte Beklemmungen, weil er nicht wusste, ob es an dem jeweiligen Abend soweit sein würde.
✵
Heute nun wollten sie ins Kino und den Abend hinterher in einem Lokal ausklingen lassen, wie sie es so oft gemacht hatten. Adrian stand noch unter der Dusche, während Sascha schon angezogen war. Der Junge fönte gerade seine Haare, als Adrian ihn um ein neues Duschgel aus dem Badezimmerschrank bat. Sascha reichte ihm die Flasche, aber Adrian griff nicht nach ihr, sondern nach seiner Hand.
Sascha sah in seine Augen und der Schreck fuhr ihm in die Glieder. Er entdeckte einen Ausdruck in ihnen, der ihm, obwohl bisher unbekannt, sofort Adrians Geilheit signalisierte. Sein Herz begann, wie wild zu schlagen, als der Ältere ihn ohne Rücksicht auf
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