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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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begriff, dass Sascha nicht sie angesprochen hatte, sondern im Fieber redete. Sie ließ seine Hand nicht los, als er weiter über den Tod des jungen Junkies phantasierte und im Wahn seine Vergangenheit durchlebte. Sie hatte keine Ahnung, in welche Hölle seiner Vorstellungswelt Sascha entglitt, aber sie ließ alles über sich ergehen, ohne von seiner Seite zu weichen. So vergingen ungefähr zwei Stunden. Sascha weinte, schlug erneut um sich und drückte sich schließlich mit ängstlich dumpfem Blick an die Couch. Er hatte keine Ahnung, dass Jennifer anwesend war. Die Wirkung der restlichen Medikamente war mittlerweile komplett vorüber, übergangslos fiel der Junge in einen harten Entzug. Sascha reagierte heftig auf die einjährige Tabletten-Misshandlung, sein unfertiger Körper war vollkommen abgewirtschaftet. Jennifer versuchte, seine Stirn mit einem feuchten Lappen zu kühlen, aber wie Decken und Kissen flog auch dieser quer durchs Wohnzimmer. Sie wurde allmählich selbst unruhig, denn die Zeit ihres Unterrichts war abgelaufen und wenn sie nicht bald heim ging, würde ihr Alibi platzen. Ihre Mutter legte sehr großen Wert auf Pünktlichkeit, sie ließ die Tochter nicht aus dem Haus gehen, wenn nicht genau feststand, wo Jennifer zu erreichen war. So kam das Mädchen in arge Bedrängnis. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte. Welche Maßnahmen sollte sie ergreifen, um Sascha vor sich selbst zu schützen? Kurz erwog sie, ihn einfach festzubinden und gleich am nächsten Morgen während der Schulzeit herzukommen. Aber dann verwarf sie den Gedanken wieder, schließlich gab es zuviel, was Sascha in seiner dann mutwillig herbeigeführten Hilflosigkeit zustoßen konnte. So entschloss sie sich, einfach darauf zu hoffen, dass es gut ging, eine andere Wahl hatte sie nicht. Schließlich wollte sie das geplante Hilfsprojekt nicht durch einen über sie verhängten Hausarrest gefährden. Und aus Erfahrung wusste sie, dass ihre Mutter sie im Falle eines eventuell aufkommenden Misstrauens sogar in die Schule fahren und wieder abholen würde, während alles andere sowieso flach fiel. Sie versuchte ein letztes Mal, sich Sascha verständlich zu machen, aber er zeigte noch immer keinerlei Reaktion. Also machte sie sich schweren Herzens auf den Weg. Es wurde ein fürchterlicher Abend für Jennifer. Öfter schnappte sie sich heimlich das Telefon und wählte die Nummer ihres Vaters. Niemand hob ab.
    ✵
    Es dauerte bis mitten in der Nacht, ehe Saschas Bewusstsein sich ein wenig klärte. Er realisierte, dass er in einer Ecke des Wohnzimmers saß und es dunkel war. Brennender Durst und eine staubtrockene, fast lederne Kehle machte ihm das Schlucken von Mineralwasser unmöglich.
    Irgendwie schaffte er es, auf die Beine zu kommen, trank in der Küche gleich aus dem Wasserhahn. Ihm war schrecklich heiß und er entledigte sich der Reste seines TShirts. Die haarsträubende Unordnung ließ ihn kalt, auch wenn er aus Angst vor Adrians Wut darüber eigentlich hätte in Panik ausbrechen müssen.
    Aber im Moment war die Feststellung, dass er nichts mehr zum Einnehmen gegen die Schmerzen hatte, weitaus wichtiger. Nur dunkel erinnerte er sich von Zeit zu Zeit an Jennifers Gesicht. Bruchstückhaft fügte er ein paar Erinnerungen zu einem unvollständigen Bild zusammen. Warum war sie zurückgekommen? Was hatte sie von Hilfe gefaselt? Wo war sie jetzt? Und wie viel Zeit war vergangen?
    Saschas Schmerzen konzentrierten sich auf seine Körpermitte, mit vor den Leib gepressten Armen schlich er gebückt zurück ins Wohnzimmer. Was konnte ihm jetzt helfen?
    Ihm fiel Adrians Bar ein, er trank direkt aus der Flasche einen großen Schluck Whisky. Aber sein Magen vertrug das scharfe Getränk nicht, umgehend wurde er es wieder los. Kurz dachte er darüber nach, Adrian anzurufen. Aber auch wenn er sich an sonst nicht viel erinnerte, das Verbot des Älteren war ihm klar. Mit letzter Kraft schleppte er sich hinauf in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett. Dort begann er zu frieren, weil die Decke unten im Wohnzimmer lag. Aber er war nicht in der Lage, ein weiteres Mal hinunter zu gehen und so deckte er sich halbwegs mit seinem Kopfkissen zu. Er hatte sich so weit zusammengezogen, dass es tatsächlich fast seinen ganzen Körper bedeckte und außer dem Kopf nur sein Po und die Füße in die kühle Nachtluft ragten.
    Mit schwarz umschatteten Augen starrte er in die undurchdringliche Dunkelheit. Mit zitternden Lippen sog er die Luft ein und hoffte nur eines

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