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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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Gemeinsamkeit oder gar Zuneigung. Dementsprechend schaute er sie dann auch erstaunt an. Was meinte sie damit?
    Jennifer sah den Zeitpunkt gekommen, Sascha deutlicher von ihren Gefühlen wissen zu lassen. Kurz beugte sie sich vor und küsste scheu seine Lippen. Sascha war so überrascht, dass er weder auswich noch den Kuss erwiderte.
    In seiner Vorstellungswelt war während der Zeit bei Adrian Sex mit oder Liebe zu einem Mädchen zu einer abstrakten Fiktion verkommen und sein früher starker Wunsch danach einfach abgestorben. Jetzt wurde er künstlich wieder belebt und Sascha war wie vom Donner gerührt. Er glaubte körperlich zu spüren, wie sich seine Haare sträubten, sah sich vor seinem geistigen Auge als Cartoon-Kater Tom aufschreiend und mit verängstigt angelegten Ohren auf flinken Zehenspitzen wegschleichen. In Wirklichkeit rückte er allerdings lediglich ein deutliches Stück von ihr ab.
    „Was meinst du? Du weißt, ich bin der Freund von Adrian und schwul und treu und überhaupt... was soll das?“
    Jennifer schluckte trocken und kam sich dumm vor. Für einen Rückzieher war es zu spät, deswegen blieb ihr nur, ihre Gefühle zu rechtfertigen, um nicht das Gesicht zu verlieren.
    „Ich weiß auch nicht. Ich kann nicht alles verstehen, was passiert. Aber ich weiß, ich möchte bei dir sein. Und du musst endlich begreifen, dass mein Vater nicht gut für dich ist. Überleg doch mal, er hat dir Drogen gegeben. Auch wenn du ihn liebst – er liebt dich nicht, er verdient nur eine Menge Geld mit dir. Du bist eine männliche Prostituierte und er hat das aus dir gemacht. Siehst du das denn nicht? Meinst du, ich rede gern so über ihn? Er ist mein Vater und es hat mir weh getan, das alles zu erfahren. Aber jetzt weiß ich es nun einmal. Du hast dich doch in meinen Vater verliebt, aber so toll fandest du den Sex mit ihm nicht und jetzt schlaft ihr gar nicht mehr miteinander. Oder hast du gelogen? Du hast gesagt, du liebst ihn, weil er zärtlich zu dir ist und für dich sorgt. Das könnte eine Frau auch. Er macht das nur, weil du Geld für ihn verdienst. Ich mag dich aber wirklich. Außerdem, woher kannst du denn wissen, ob du schwul bist oder nicht? Du hast es doch nur mit Männern ausprobiert. Wenn du mit einem Mädchen noch nie etwas hattest, kannst du nicht wissen wie das ist und ob es dir gefällt. Ich habe Geld, wir könnten fortgehen und es versuchen.“
    Jennifer hatte begonnen, ihre eigene Zerrissenheit durch möglichst viele Worte zu überdecken und überforderte Sascha damit nun erst recht. Nur kurz dachte er an die Zeit vor mehr als zwei Jahren, als er in den Westen gekommen war. Damals hatte er noch seine eigenen Vorstellungen. Südseeträume mit schönen Mädchen an seiner Seite und viel Geld. Diese Träume gab es nicht mehr, selbst die letzten Scherben seiner Wunschbilder waren im letzten Jahr unter Adrians Einwirkung zerborsten wie morsches Holz unter der Axt.
    Jetzt war Sascha ohne Träume und übrig blieb nur die illusionslose Frustration eines benutzten Kindes, dem man keine Zeit gab, erwachsen zu werden. Die Chance, selbstständig zu reifen, hatte es für ihn nie gegeben. Wie eines der kleines Ponys im deprimierenden Rund einer Jahrmarktsbude traf ihn immer dann die Peitsche, wenn er sich auch nur ansatzweise gegen die Knechtschaft und seine Verwertung zugunsten anderer auflehnte. So hatte er sich daran gewöhnt, stets den gleichen Trott zu gehen und dafür karge Streicheleinheiten zu bekommen. Sein oberflächlich gesichertes, dafür stupides Leben zu absolvieren wie eine nie endende Lehre. Und nun kam dieses Mädchen daher, sprach von Zuneigung und wollte ihm helfen – was immer das auch heißen mochte.
    „Du musst bescheuert sein. Ich will keinen Weibersex“, antwortete er viel zu laut und konnte Jennifer dabei nicht in die Augen sehen. Sie schluchzte auf, erhob sich und rannte hinaus in den Flur. Dort ließ sie ihren Tränen freien Lauf. So hatte sie sich dies alles nicht vorgestellt. Sie war mittlerweile derart verstrickt in ihre jungmädchenhafte Romantikwelt, dass sie nach allem, was sie in den letzten Tagen zusammen erlebt hatten, nicht begreifen konnte, dass Sascha anders empfand. Für sie, die Fünfzehnjährige, der daheim jeder Wunsch erfüllt wurde und die stundenlang in gefühlvollen Liebesromanen versinken konnte, war es unvorstellbar, dass aus ihnen kein Paar werden sollte. In ihren wirklichkeitsfremden Träumereien hatte sie natürlich auch gegen Widerstände angekämpft, aber

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