Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
Vom Netzwerk:
hatte, der Mutter ihr Ausbleiben zu erklären. Zuerst wusste sie nicht, wo sie war, dann als es erneut klingelte, fiel es ihr wieder ein. Sie hörte eine Männerstimme nach Sascha rufen. Vorsichtig schlich sie zum Fenster und sah einen ihr unbekannten, jungen Mann draußen stehen.
    „Sascha, mach endlich auf. Ich komme von Adrian. Ich hab was für dich.“
    Jennifer hörte die Worte und hatte plötzlich Angst, Sascha würde von dem Lärm erwachen. Dann wären die Leiden der letzten zwei Tage und Nächte umsonst gewesen. Sie nahm an, er würde keine Sekunde zögern, die Tabletten wieder zu nehmen. Sie hörte, wie jemand etwas durch den Briefkastenschlitz warf, das anschließend gedämpft auf den Teppich fiel, dann startete ein Auto und Ruhe kehrte ein. Sie atmete auf und sah nach Sascha, der immer noch fest schlief. Erst dann nahm sie das Beutelchen Tabletten und entsorgte es ohne zu überlegen in die Toilette. Sie hatte sich einige Gedanken über die Zukunft gemacht, wollte mit Sascha weg, sich irgendwo ein Zimmer suchen. Dabei ließ sie naiv, wie sie nun einmal noch war, einfach Saschas Willen und die meisten anderen Probleme außer Acht.
    Sie hatte noch die fünfhundert Mark, von denen sie sich eigentlich eine Musikanlage kaufen wollte. Damit, so glaubte sie, würden sie eine Weile über die Runden kommen. Und nur über diese ersten Tage dachte sie nach, die Zukunft beschränkte sich für sie auf höchstens eine Woche. Dann konnte man immer noch weitersehen. Vorher jedoch musste Jennifer ihre Mutter anrufen, sie fühlte sich verpflichtet, dieser wenigstens mitzuteilen, dass ihr nichts passiert war. Sie schob das Telefonat vor sich her, aber schließlich griff sie zum Hörer und wählte die Nummer ihres Zuhauses. Als ihre Mutter sich meldete, hätte der Mut das Mädchen beinahe wieder verlassen. Aber tapfer zog sie ihr Vorhaben durch, versuchte der Mutter begreiflich zu machen, dass sie einige Tage nicht heimkommen würde und hinterher alles aufklären wolle. Aber egal, was sie auch erzählte, die Leitung übermittelte lediglich die stereotype Frage, wo sie sich denn momentan aufhalte. Ihre Mutter ließ keine Äußerung gelten und ging auf nichts ein.
    Dabei war ihre Stimme gefährlich leise und Jennifer wusste nur zu genau, was das zu bedeuten hatte. Sie gab auf, ihr wurde klar, dass genau in dem Moment ihr Leben zur Hölle werden würde, wenn sie heimkam. Das bestärkte sie in ihrem Entschluss, mit Sascha wegzugehen. Sie hatte zwar nie Schläge bekommen aber sie wusste, ihre Mutter konnte kalt wie Eis sein, sie würde das Mädchen wochenlang wie Luft behandeln und keinen unbeobachteten Schritt gehen lassen.
    Jennifer nahm sich vor, diesen Augenblick so lange es ging hinauszuzögern. Jetzt wollte sie erst einmal langsam beginnen, Sascha vom gemeinsamen Weggang zu überzeugen. Sie ahnte, dass es nicht einfach sein würde. Sie spürte instinktiv, dass der Junge auf eine für sie rätselhafte Art an ihrem Vater hing, aber darin sah sie eigentlich nicht die größte Problematik. Es war die Tablettensucht, die sie am meisten verunsicherte.
    ✵
    Es verging noch eine Nacht und auch der nächste Tag blieb ohne Störung von außen. Sie lebten während dieser Stunden in Adrians Haus wie auf einer einsamen Insel.
    Inzwischen konnte Jennifer sich mit Sascha unterhalten und erfuhr vieles von dem, was dieser bisher erlebt hatte. Er hielt mit nichts hinter dem Berg, spürte nur, dass es ihm gut tat, über das alles zu sprechen. Als er von seinem Stricherleben im Haus von Adrian sprach, begann Jennifer jedoch, in verzweifelter Ernüchterung über ihren Vater zu schimpfen. Das genau war der Moment, in dem der Junge sauer wurde. Er wollte nichts auf seinen vermeintlichen Freund kommen lassen und bewahrte ihn aus tiefster Seele vor Angriffen. Er wollte noch immer nicht wahrhaben, was es für eine Bindung war, welche ihn an Adrian fesselte.
    Um einer Diskussion darüber aus dem Weg zu gehen, riet er Jennifer, nach Hause zu gehen. Er gab sich den Anschein, abgeklärt und besonnen zu sein und somit auch zu wissen, dass jedes Elternhaus besser sei als ein Leben auf der Straße.
    „Aber ich bin ja nicht hier geblieben, weil ich von daheim weg wollte. Ich musste bleiben, weil du mich gebraucht hast. Ich wollte dich nicht allein lassen, weil ich dich sehr gern habe.“
    Sie wurde ein wenig rot, während sie Sascha dies gestand. Der konnte ihre Absicht nicht gleich durchschauen, zu verschiedenartig waren ihre Vorstellungen von

Weitere Kostenlose Bücher