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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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– es sollte endlich vorbei gehen.
    ✵
    Jennifers Gedanken drehten sich in dieser Nacht ausschließlich um den jungen Freund ihres Vaters. Was tat er gerade? Würde er sich selbst schaden? Sie ahnte mehr als sie wusste, dass in diesem Stadium des Entzugs alles geschehen konnte. Sascha hätte eigentlich keine Sekunde allein sein dürfen. Aber die Sachzwänge, die Jennifer daran hinderten, ganz für den Jungen da zu sein, trugen den Namen ihrer Mutter und waren einfach nicht zu umgehen.
    Die Nacht verging viel zu langsam und entgegen ihrer Gewohnheit, bis zur letzten Minute vor der Schule im kuscheligen Bett zu bleiben, war sie bereits gegen sechs auf den Beinen. Beim Frühstück bekam sie keinen Bissen herunter und ihre Mutter schaute ihr nachdenklich hinterher, als sie fahrig ihre Sachen zusammensuchte und das Haus verließ.
    Es war das erste Mal, dass das Mädchen die Schule schwänzte, sie hatte ein mulmiges Gefühl, als sie in den Bus zum Grüneburgpark stieg. Das verstärkte sich noch, als sie schließlich vor dem Haus ihres Vaters stand, diesmal jedoch aus einem anderen Grund.
    Was erwartete sie dort hinter der Tür? Sie nahm allen Mut zusammen und stand wenig später ein weiteres Mal vor Saschas Bett.
    ✵
    Keiner der beiden Jugendlichen bemerkte, wie schnell die Zeit verging. Jennifer bemühte sich um Sascha zu, rannte mit feuchten Tüchern durchs Haus, brachte Mineralwasser und versuchte, den Jungen zu beruhigen. Während ihre Anwesenheit Sascha anfangs eher nervte, so tat es ihm dann doch gut, nicht allein zu sein. Wenn er Schüttelfrost bekam, nahm Jennifer ihn wie selbstverständlich in den Arm, hielt ihn fest, als könne ihm das ihre Stärke vermitteln, die ihr allerdings selbst nur oberflächlich Kraft gab. Wenn der Junge in einen kurzen, unruhigen Schlummer fiel, räumte sie im Haus auf, um dann wieder gegen Saschas Tobsuchtsanfälle anzukämpfen. So wurde es fünf Uhr nachmittags und sie war mit ihrem Energie am Ende.
    Als ihr Blick das erste Mal wieder auf die Uhr fiel, erschrak sie maßlos. Sie hätte bereits seit drei Stunden daheim sein müssen. Ihre Mutter würde inzwischen alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um etwas über den Verbleib ihrer Tochter herauszufinden. Dem Mädchen war klar, dass mindestens ein Monat Ausgangssperre die Folge sein musste. Zum Stress mit dem sich im Moment wieder windenden und vor Schmerz stöhnenden Sascha kam die Furcht vor den Konsequenzen ihres Ausbleibens. Aber sie verdrängte den Gedanken an ihr Zuhause, hatte alle Hände voll zu tun, Sascha im Bett zu halten. Und so vergingen wieder vier Stunden.
    Als Sascha gegen einundzwanzig Uhr endlich noch einmal einschlief, brachen die Befürchtungen vor dem Unausweichlichen in Jennifer auf. Als dann zu allem Überfluss das Telefon klingelte und sie die Stimme ihrer Mutter auf dem Anrufbeantworter hörte, begann sie zu weinen. Das alles war zuviel für sie. Natürlich wusste ihre Mutter nicht, dass ihre Tochter sich tatsächlich im Haus des Vaters befand. Trotzdem fühlte Jennifer sich ertappt. Sie hatte plötzlich nur noch einen Gedanken – nach Hause gehen und einfach alles in Kauf nehmen, damit es vorbeiging. Sie wollte kein letztes Mal nach Sascha sehen, um ihre Meinung nicht erneut zu ändern. Aber gerade, als sie hinaus gehen wollte, ertönte ein gequälter Schrei von oben. Sascha rief ihren Namen. Innerhalb einer Sekunde gab sie alle Vorsätze auf und stürmte die Treppe wieder hinauf. Mochte kommen, was wollte, viel schlimmer konnte es zu Hause sowieso nicht mehr werden. Sie würde bleiben, Sascha brauchte sie jetzt. Das allein zählte. Jetzt war es eindeutig, dass das Mädchen sich zum ersten Mal in ihrem Leben verliebt hatte. Sei es aufgrund von Saschas Hilflosigkeit, wegen seines Aussehens oder in Opposition zu der abwegigen Konstellation Jennifer sah sich in erster Linie mit ihm zusammen. Ziemlich plötzlich in ihrem jungen Leben veränderte sich ihr Denken und damit auch die Art ihres Handelns. Sehr schnell vollzog sich eine Verwandlung, die am wenigsten sie selbst verstand. Sie blieb die Nacht über, schlief nur hin und wieder im Sitzen ein wenig und versuchte, Sascha die Qualen seines Entzugs ein wenig erträglicher zu machen.
    ✵
    Am nächsten Morgen ging es Sascha etwas besser. Er schlief das erste Mal wieder ruhiger und so hatte Jennifer sich auf die Couch im Wohnzimmer gelegt und war dort übergangslos eingeschlafen. Erst das Klingeln an der Haustür riss sie aus ihrem Traum, in dem sie versucht

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