Satan - Retter der Welt
glaube nicht, dass du die Kraft besitzt, mich dazu zu zwingen.«
Sams Stimme war nahe daran, sich zu überschlagen, doch er hatte sie immer noch in seiner Gewalt. »Odin liegt im Sterben. Thor auch. Du stehst zwischen mir und dem Überleben.« »Du hattest nie eine Chance.«
»Jehova«, sagte Sam mit einem kleinen Seufzer, »ich will offen mit dir sein. Ich kann nicht gewinnen.«
Jehova zögerte. Er hatte offensichtlich nicht erwartet, das aus Sams Mund zu hören. Sam strahlte. »Aber ich kann dir etwas sagen, das zu deinem Vorteil sein könnte.« Mit voller Absicht steckte er sein Schwert in den Gürtel, ließ den Dolch in die Scheide gleiten und ging auf Jehova zu. Jehova trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er wusste nicht, wie er auf diese neue Eröffnung Sams reagieren sollte.
Sam beugte sich vor und flüsterte in Jehovas Ohr. »Kämpfe niemals fair.« Er trat zurück und nickte Jehova eifrig zu, als erwarte er eine Antwort auf diese Aussage. Als keine Reaktion kam, zuckte er die Schultern, seufzte und stieß sein Knie hart nach oben zwischen Jehovas Beine. Als Jehova sich mit einem entrüsteten Ausdruck auf dem Gesicht zusammenkrümmte, knallte Sam den Ellbogen gegen Jehovas Hinterkopf und trat ihm gegen das Schienbein. Mit rotem Gesicht und vor Schmerz geblähten Wangen ging Jehova zu Boden. Sam hockte sich neben ihm nieder und zischte: »Manchmal ist eben nicht die Kraft entscheidend, Bruder, sondern die Intelligenz. Macht ist nicht immer gleich Recht. Merk dir das.« Er stand auf, blickte zu Tinkerbell hinüber und lächelte.
»Jehovas Schwachstelle. Er denkt immer in Schwarz und Weiß.«
»Ihr habt trotzdem keine Chance«, sagte Tinkerbell, mit einer Mischung von Bewunderung und Ehrfurcht in der Stimme.
»Ich weiß«, antwortete Sam frohgemut, öffnete die Tür am anderen Ende des Kuppelsaals und trat hindurch.
19
Seth
Wer auch immer Tartarus erbaut hatte, hatte es den Angreifern leicht gemacht, an den Schlüssel zu gelangen. Und zwar mit Absicht, dachte Sam. Alles, was man tun musste, war, die Stadt dem Erdboden gleichzumachen, ein paar tausend Soldaten zu opfern und in dem Durcheinander durch die Hintertür zu schlüpfen. Chronos musste gewusst haben, dass Tartarus einen Weltenwandler nicht aufhalten würde. Er musste damit gerechnet haben.
Sam schlich leise die langen, dunklen Gänge entlang, die nur gelegentlich von einer flackernden Fackel erhellt wurden. Hier und da hielt er inne und öffnete im Vorbeigehen eine Tür. Ein paar von den weißen Gestalten lagen auf dem Boden. Mattrotes Blut sickerte aus zahlreichen Wunden, doch sie waren nicht tot. Sie regenerierten sich nur wie Weltenwandler. Anders als Weltenwandler, schien es, konnten sie auch Verletzungen heilen, die von verzauberten Klingen hervorgerufen wurden. Es kostete sie jedoch sehr viel Zeit.
Es gab noch andere Körper dort. Einige tote Ashen'ia und ein paar Dämonen. Offenbar hatte Seth Truppen in die Gänge geschickt, bevor er selbst gewagt hatte einzutreten; Kanonenfutter für seinen sicheren Weg. Bei dem Gedanken, dass einer seiner Brüder so etwas tun konnte, spürte Sam Galle und Scham in sich aufsteigen. Je tiefer er hinabstieg, desto zahlreicher wurden die Leichen, bis der ganze Ort nach Tod stank. Seth hatte Tausende geopfert, um an diesen Punkt zu gelangen, und es schien ihn nicht zu kümmern. Sam ging weiter, versuchte, seine Sinne gegen das Bombardement von Anblicken,
Gerüchen und Lauten ringsum abzuschirmen. Und gegen die Dunkelheit.
Eine kleine, eher unscheinbare Tür lag vor ihm. Er trat hindurch. Ab hier wurden die Tunnel komplizierter, verzweigten und teilten sich, drehten und wanden sich wie in einem Irrgarten. Bei jeder Abzweigung, an die er, kam, wählte er den dunkelsten, am übelsten stinkenden Gang und folgte ihm hinab, mit halb geschlossen Augen, um nicht sehen zu müssen, was sein Bruder getan hatte.
Er wusste nicht, wie lange er durch die Tunnel ging, die mit jeder Biegung kleiner und enger und klaustrophobischer zu werden schienen, bis die Wände seine Schultern berührten und ihm den Atem auszusaugen schienen, als er sich zwischen ihnen hindurchquetschte. Aber er ging weiter. Das Blut pochte in seinem Kopf. Keine Panik, nur keine Panik, ruhig bleiben, o Zeit bewahre, ich will ruhig bleiben...
»Im Frühtau zu Berge wir gehn, fallera«, sang er leise, im Flüsterton. Das ist es. Musik, ganz ruhig, konzentrier dich aufs Singen. »Es grünen die Wälder, die Höh'n, fallera.« Atme,
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