Satanica
kannte…
***
Satanica hatte ihr Ziel erreicht. Es war ihr endlich gelungen, den Götzen zu treffen, um das nachzuvollziehen, was in den alten Funden übermittelt worden war.
Wahnsinn!
Oder war sie Anat? Vielleicht beide zusammen. Jedenfalls mußte sie wie die Kriegsgöttin fühlen. Ein normaler Mensch hätte sich für so etwas nicht hingegeben.
Ich wollte kein Zuschauer sein. Dem Spuk mußte ich ein Ende bereiten.
Ich wollte es nicht zu einem Höhepunkt kommen lassen. Die Überraschung war vorbei. Ich blieb keine Sekunde länger an diesem abgerundeten Grabstein stehen.
Auch die Frauen sahen die Szene. Sie feuerten ihre Königin an. Sie schreien mit ihren hellen Stimmen und störten die Totenruhe des Friedhofs. Ich brauchte nicht viele Schritte, um die beiden zu erreichen.
Wenn die Chance bestand, dem Horror-Reiter den verdammten Stierschädel abzuhacken, war das ein großer Erfolg.
Er sah häßlich aus. Ich sah ihn deshalb so gut, weil er den Schädel gedreht hatte und schräg über das Gesicht der Satanica hinwegschaute.
Ein breiter, plumper Schädel mit einer mächtigen Stirn. Darunter zeichneten sich ölartige Augen ab, auf deren Oberfläche sich der helle Schein der Kerzenlichter regelrecht eingegraben hatte. Ein feuchtes Maul, das offenstand, so daß die breite Zunge wie ein feuchter Lappen hervorschlagen konnte.
Der Anblick war widerlich und ekelhaft. Besonders in Verbindung mit Satanica.
Ich sprang auf die beiden zu, hatte auch das Schwert angehoben, aber ich mußte näher heran, um einen gezielten Streich führen zu können.
Da erwischte mich der Hauch.
Ein kalter Reif umklammerte mich. Er preßte mir die Lungenflügel zusammen. Trotzdem stieß ich mit der linken Faust gegen den Tierschädel. Traf ihn auch und traf ihn trotzdem nicht, denn ich hatte nach einem Trugbild geschlagen. Er war nicht echt, aber Satanica mußte echt sein, denn ich hörte sie stöhnen und lachen zugleich. Ich hätte mich auf den Knochenkörper hocken können, ohne daß etwas geschehen wäre.
Dieses Finale fand nicht hier statt, obwohl ich es sah. Der veränderte Horror-Reiter mußte seine Geliebte in eine Zwischenwelt gezerrt haben, möglicherweise in die Welt der Götter, von denen ja immer wieder geschrieben worden war, ob bei den alten Griechen, den Römern und noch weiter zurückliegend.
Ich kam nicht hinein.
Noch einmal versuchte ich es. Wieder ein Fehlschlag. Meine Hand fand keinen Halt oder Widerstand.
Bis mir Suko etwas zuschrie. »Nimm das Schwert, John! Es ist was Besonderes, das weißt du!« Ja, er hatte recht!
Ich trat etwas zurück, damit ich genügend Platz hatte, um ausholen zu können.
Meine beiden Hände umfaßten den Griff. Ich würde viel Kraft benötigen, um den Tierschädel abzuschlagen.
Das Schwert pfiff durch die Luft – und glühte plötzlich auf, als es die Grenze der Zwischenwelt erreicht hatte. Zuerst fürchtete ich mich davor, daß es verbrennen könnte oder einfach nur zusammenschmolz. Nein, zum Glück nicht. Es blieb ganz, es blieb schwer, das Material verglühte oder verging nicht.
Aber es hatte diese Zwischenwelt zerstört. Wieder überraschte mich der Windstoß. Nur zerrte er diesmal die Kälte mit, und er löschte auch das Bild des Baal aus.
Er war weg. Es gab ihn nicht mehr. Und auch der verdammte Gaul war nicht mehr vorhanden.
»Die anderen sind auch verschwunden«, meldete Suko, der auf mich zulief.
Nur eine Person war noch vorhanden.
Debora Brixton alias Satanica alias Anat.
Unbekleidet lag sie auf dem Rücken. Starr. Nicht mal ihre Augen bewegten sich.
Wir knieten uns neben sie. Suko rechts, ich links. Im Hintergrund standen die Freundinnen der Satanica. Sie tuschelten miteinander. Eine löste sich aus der Gruppe. Sie kam zu uns.
»Ich heiße Edda und möchte, wie auch meine Freundinnen wissen, ob unsere Satanica noch lebt.«
»Das habe ich noch nicht herausgefunden«, erwiderte ich. »Sie sollten sich keine Hoffnungen machen, auch wenn sie lebt. Ihr Plan hat nicht geklappt. Die Vergangenheit ist vergangen. Wer daran rütteln will, erlebt so etwas wie Debora Brixton.« Mehr sagte ich nicht.
Suko hatte den Puls gefühlt. »Ich denke, sie ist tot«, sagte er.
»Und woran kann sie gestorben sein?«
»Keine Ahnung. Dein Schwert war es nicht. Gehen wir davon aus, daß es Baal tat.«
»Und Anat?«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil sie in ihr steckt«, sagte ich.
»Noch immer?«
Die Antwort gab Satanica selbst. Plötzlich riß sie den Mund auf. Ein schrecklicher
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