Satanica
unvorbereitet hier erschienen bin. Ich habe mein Schwert mitgebracht, das sehr alt ist und damals einem anderen gehört hat. Spürst du es nicht?«
»Nein.«
»Der Besitzer war König Salomo!«
Sie schwieg. An dem Ausdruck ihrer Augen las ich ab, daß ihr dieser Name schon etwas sagte. Deshalb fuhr ich auch fort. »Ich kann mir nicht denken, daß Salomo ein Freund der Göttin Anat gewesen ist und auch des Götzen Baal. Er hatte einige Kulte akzeptiert. So war er dem der Astarte zugetan, wie ich aus alten Quellen erfahren habe. Aber nicht dem grausamen Kult der Kriegsgöttin Anat. Sie war für ihn eine Feindin, und da ich sein Schwert besitze, ist die Göttin auch für mich ein Gegner. Und damit du!«
Satanica hatte zugehört. Sie mußte mich auch verstanden haben, aber sie war zu verbohrt, um die Lehren aus meinen Worten anzunehmen.
»Was willst du denn? Du bist ein Mensch. Du kannst es doch nicht schaffen, gegen die Mächte zu kämpfen, die es schon seit Jahrtausenden gibt. Es kann sie keiner stoppen. Kein Mensch wie du, denn die Welt der Götter und Götzen ist stärker, sehr viel stärker.«
»Willst du Baal?«
»Ja!«
Sie hatte das Wort gestöhnt und all ihre Emotionen hineingelegt.
Ich schüttelte den Kopf. »Laß es sein, Debora. Kehr wieder in dein eigentliches Leben zurück. Du bist ein Mensch, du bist keine Göttin, verstehst du?«
»Doch, ich bin eine…«
»Nein, du…«
Satanica riß den Mund blitzschnell auf, so daß ich vor Schreck die nächsten Worte verschluckte, denn der Rachen, in den ich hineinschaute, war nicht normal. Er war ein tiefes, dunkles Loch, in dem sich etwas bewegte.
Was es genau war, konnte ich nicht erkennen. Jedenfalls eine helle Masse. Möglicherweise der feinstoffliche Nebel, der zuvor die Grabplatte umweht hatte.
Anats Geist.
Satanica keuchte. Sie zuckte auch. Ich war gezwungen, mein Schwert etwas anzuheben, um sie nicht zu verletzen. Ich wollte sie nicht töten.
Außerdem lief hier etwas ab, mit dem ich momentan nicht zurechtkam, das aber sehr wichtig für mich sein konnte, denn aus dem weit geöffneten Mund drang diese feinstoffliche Masse in die Höhe, schwebte über dem Gesicht und schickte mir zugleich eine Botschaft entgegen. Ich hörte etwas in meinem Kopf, das von außen eingedrungen war. Schwere Gedanken, aber keine Stimmen. Satanica lag auch weiterhin auf dem Rücken. Ihr Leib zuckte, sie streckte mir ihre Arme entgegen und klammerte sich an mir fest.
Ich zog sie nicht hoch oder nicht ganz. In Höhe meiner Hüfte schleuderte ich sie von mir.
Satanica prallte auf die Grabplatte, kippte darüber hinweg, während sich aus ihrem Mund noch immer der feine Nebel löste und wie ein zitternder Strich flatterte.
Nackt kroch sie auf die Frauen zu. Sie flüsterte immer wieder einen Namen. Es, war der ihres Liebhabers. Ich stand noch immer auf der Grabplatte, hatte mich umgeschaut.
Etwas glühte zwischen den Kerzenflammen in einem dunklen Rot auf.
Es war nur ein Buchstabe.
Das B für Baal!
Auch Satanica hatte es gesehen, obwohl sie noch auf dem Boden lag.
Nur hatte sie ihren Blick in die Höhe gerichtet, und plötzlich wußte sie Bescheid.
»Baaal!« brüllte sie wieder. Dann schnellte sie hoch. Drehte sich und schaute den Götzen an.
Zugleich ritt der Horror-Reiter an.
Ich stand günstig. Ich wollte ihn kommen lassen. Ich würde gegen ihn kämpfen, und zwar mit der Waffe, die ich von einem König Salomo erhalten hatte.
»Vorsicht, John!«
Sukos Warnung erreichte mich zwar, aber sie kam etwas zu spät. Auf einmal flogen die Schatten auf mich zu, die gar keine Schatten waren, sondern Frauen in ihren langen Kleidern.
Satánicas Dienerinnen konnten sich nicht mehr zurückhalten. Sie mußten ihrer Herrin zur Seite stehen. Ich wußte nicht, wie viele Körper es waren, die sich gegen mich warfen. Jedenfalls zu viele, so daß ich keine Chance mehr hatte und von den Beinen gerissen wurde.
Ich fiel zu Boden.
Die Körper der Frauen landeten auf mir und begruben mich unter sich…
***
Auch Suko hatte alles mit angesehen und sich zurückgehalten wie sein Freund John Sinclair. Er hatte nach einer Weile festgestellt, daß sein Eingreifen nicht unbedingt erforderlich war, John kam zunächst allein zurecht. So wollte sich Suko um die vier Horror-Reiter kümmern, die zu seinen und Johns Urfeinden gehörten.
Bewaffnet war er mit seiner Dämonenpeitsche. Er hatte den Kreis bereits geschlagen, so daß die drei Riemen aus dem Griff hatten rutschen können.
Er war
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