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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mit den Schultern.
    »Worum geht es dabei eigentlich?«
    »Ich sollte mit ihm seine Akten durchgehen und prüfen, ob sich darin irgendwelche Muster fänden.«
    »Muster?«
    »Erkrankungsmuster.«
    »Meinen Sie Geisteskrankheiten?«
    »Alle möglichen Krankheiten.«
    »Das ist alles?«
    »So weit sind wir bisher gekommen.«
    »Und wenn Sie was finden, was dann?«
    »Wir würden zusammen etwas schreiben und versuchen, es in einer medizinischen Fachzeitschrift unterzubringen. Oder wir machen ein Buch daraus. Wie geht es denn mit Ihrem Buch voran?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Der Mord ist sicher gut für ein weiteres Kapitel.«
    »Darauf können Sie Gift nehmen ... Wie geht es Robin?« »Sehr gut.«
    »Und das Hündchen? Gefällt es ihm hier?«
    »Ja, sehr gut.«
    »Glauben Sie, Moreland könnte Ben zu diesen Morden verführt haben?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, sagte ich mit etwas übertriebener Verblüffung.
    Er stellte sein Glas ab und lehnte sich vor. »Sie müssen doch zugeben, Alex: Der Alte ist sonderbar.«
    »Ja, er ist ein wenig ... anders.«
    »So kann man es auch nennen. Aber sein Palast, diese Käfer und Spinnen - was zum Teufel treibt er den ganzen Tag in seinem Labor? Bestimmt hat es nichts mit Medizin zu tun. Dafür war fast immer Ben zuständig, ganz allein, jedenfalls bis Pam hier auftauchte. Was macht der Alte also den ganzen Tag?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Na kommen Sie. Sie haben schließlich mit ihm zusammengearbeitet.«
    »Ich war in einem anderen Gebäude.«
    »Was versteckt er da oben?«
    »Meines Wissens versteckt er überhaupt nichts.«
    Sein dünner, schwarzer Schnurrbart war so platt, als wäre er mit Wachsstift aufgemalt. Dennoch meinte er ihn glatt streichen zu müssen.
    »Er hat Ihnen wahrscheinlich erzählt, welchen Ärger ich mit Ben hatte. Wahrscheinlich hat er mich als Dieb dargestellt.«
    »Er sagte, Sie hätten offenbar nach etwas gesucht. Stimmt das nicht?«
    »Sicher habe ich nach etwas gesucht; der Reporterinstinkt, Sie wissen schon. Vom ersten Augenblick an, als ich dort eingezogen war, hatte ich ein komisches Gefühl.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ganz allgemein. Der ganze Laden kam mir unheimlich vor und offenbar hatte ich Recht. Er spielt sich als großer Wohltäter auf und sein Liebling ist ein Serienkiller. Die Leute hier haben allmählich die Nase voll, Alex. Wenn Ihnen das Wohl Ihrer hübschen Frau und des Hündchens am Herzen liegt, suchen Sie lieber schnellstens das Weite.«
    »Das kling fast wie eine Warnung, Tom.«
    »Nur ein Ratschlag, Alex - eine strategische Einschätzung nach Lage der Daten.«
    Ich lächelte. »Und das klingt nun, als käme es aus einem Geschäftsbericht.«
    Er tastete nach seinem Scotch, griff daneben, bekam ihn schließlich zu fassen und trank. Als er das Glas absetzte, war seine Unterlippe feucht und glänzend. »Ich glaube, ich bringe Sie jetzt besser zu Ihrem Spukschloss zurück.«
    »Das glaube ich auch.«
    Wir gingen aus dem Haus und stiegen in den VW. Er drehte den Zündschlüssel, doch nichts rührte sich.
    »Verdammt«, sagte er ohne eine Spur von Bedauern. »Die Batterie muss wieder mal leer sein. Normalerweise würde ich Harry oder Skip anrufen, aber die sind wie alle anderen unten im Dorf.«
    »Macht nichts, ich werde laufen.« Ich stieg aus dem Wagen und ging die Straße hinunter.
    »Es tut mir furchtbar Leid«, rief er mir nach. Als ich über meine Schulter schaute, sah ich ihn lächeln.
    Die Wolken hingen inzwischen über dem Strand und die Luft war warm und stickig.
    Auf dem Weg zum Hafen begegnete mir kein Mensch, aber ein gelblicher Streuner mit grauer Schnauze lief eine Weile vor mir her und rannte davon, sobald ich die Uferstraße erreichte. In der Nähe der Kreuzung stand eine Gruppe junger Männer, die mich über ihre Zigaretten hinweg beobachteten. Ich ging an ihnen vorbei und sie ignorierten mein »Guten Morgen«.
    Dennis' Polizeiwagen war noch vor dem Verwaltungsgebäude geparkt. Ich bezweifelte, dass er für mich noch einmal Taxi spielen würde.
    Ich hatte Creedmans Einladung angenommen, weil ich ihn aushorchen wollte, und das Gleiche hatte er mit mir vorgehabt.
    Er wollte Informationen von mir. Und er wollte mir eine Warnung zukommen lassen.
    Und dann hatte er mich allein gelassen.
    Nach seiner Behausung zu urteilen musste jemand ihn gut bezahlen und nach seiner Reaktion auf meinen Versuchsballon mit dem Geschäftsbericht war dieser Jemand wahrscheinlich Stasher-Layman.
    War es ein Fehler gewesen, ihm zu verraten,

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