Satans Bruder
Zustand. Sie soll den Kindern irgendetwas erzählen - ich wäre verreist oder so.« Ed Ruiz öffnete die Stahltür. »Die Zeit ist um.«
Dennis saß an seinem Schreibtisch und telefonierte. Als ich hereinkam, legte er den Hörer auf. Er war wieder wütend. »Hat es sich gelohnt?«, fragte er.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Zumindest kommt die Sache in Gang«, erzählte er. »Dr. Bill hat keine Zeit vergeudet. Soeben hat jemand aus Oahu angerufen. Landau, Kawasaki und Bolt, ein großes Anwaltsbüro. Der Senior, Alfred Landau, wird in zwei Tagen hier sein. Den Pflichtverteidiger können wir abbestellen.«
»Fliegt er nach Stanton ein?«
»Nein. Er kommt mit einem Charterjet nach Saipan und von dort mit einer Privatyacht. Wenn die nicht in den Hafen passt, wird man ihn irgendwie anders an Land bringen. Wenn man reich ist, ist alles möglich ... Kommen Sie. Ich bringe Sie zurück.«
Vor der Tür wurden wir von Tom Creedman abgefangen. Er trug ein weißes Polohemd, weiße Shorts und Tennisschuhe. Es fehlte nur noch der Schläger. Stattdessen hatte er in der einen Hand eine dünne, schwarze Aktentasche und in der anderen einen kleinen Kassettenrecorder. Es waren nicht mehr so viele Menschen auf der Straße, nur noch ein paar Nachzügler, die am Südstrand herumhingen, darunter Skip Amalfi und Anders Haygood. Skip zeigte auf die Stelle, wo Anne-Marie Valdos gefunden worden war.
»Sind Sie auf dem Weg nach Wimbledon, Tom?«, fragte Laurent.
»Ja, ich treffe mich mit der Königin - haben Sie eine Minute Zeit, Dennis?«
»Nicht mal eine halbe. Kommen Sie, Doktor.« Creedman stellte sich mir in den Weg. »Haben Sie mit dem Verdächtigen gesprochen, Dr. Delaware?«
Dennis wollte mich weiterlotsen, doch Creedman gab nicht auf. »Wie wär's mit einem Kaffee, Doktor?«
»Gern«, überraschte ich beide.
»Ich muss Sie zurückbringen«, erklärte Dennis. »Es ist zu gefährlich hier draußen.«
»Ich kann ihn auch nach Hause fahren«, erklärte Creedman.
»Kommt nicht in Frage -«
»Ich übernehme das Risiko«, sagte ich.
»Dazu haben Sie kein Recht«, erwiderte Dennis.
»Nein? Und welches Recht haben Sie, meine Bewegungsfreiheit einzuschränken?«
Er zögerte einen Augenblick. »Sie sind ein wichtiger Zeuge.«
»Zeuge? Von was?«
»Sie haben mit ihm gesprochen.«
»Und zwar mit Ihrer Erlaubnis. Warum rufen wir nicht Mr. Landau an und fragen den, was er dazu meint?« Dennis fasste sich an den Gürtel und schaute die Uferstraße auf und ab.
»Also gut«, gab er schließlich nach, »machen Sie, was Sie wollen.«
Ich ging mit Creedman an der Einmündung des Campion Way vorbei zur nächsten Straße, die vom Ufer wegführte. Auf dem Weg ernteten wir wütende Blicke und Bemerkungen.
»Oh Gott, oh Gott, die Eingeborenen sind in Aufruhr«, spottete Creedman.
»Sie scheinen sich keine Sorgen darüber zu machen.«
»Warum sollte ich? Ich habe nichts zu tun mit dem guten Dr. Bill. Im Gegenteil, dass er mich rausgeschmissen hat, zählt zu meinen Gunsten.« Dann fuhr er grinsend fort: »Für Sie sieht es allerdings anders aus. Sie müssen sich in Acht nehmen, aber ich passe schon auf Sie auf, mein Freund.«
Er öffnete die Aktentasche, zog eine Klappe zurück und zeigte mir eine chromblitzende Pistole.
»Sechzehn Schuss. Das sollte reichen, wenn hier die Revolution ausbricht. Die meisten der Eingeborenen haben keine Waffe.«
»Und Sie? Haben Sie immer eine Pistole bei sich?«
»Nur, wenn es unruhig wird.«
»Haben Sie die aus den Staaten mitgebracht?«
»Nein, nein. Ich habe sie in Guam gekauft. Ein echtes Schnäppchen. Sie hat früher einem Lieutenant gehört, der ein paar Schulden hatte. Er hat sie ausgezeichnet in Schuss gehalten.«
Er zog den Reißverschluss wieder zu und zeigte die Straße hinauf.
»Ich wohne gleich da oben.«
»Ziemlich nah am Tatort.«
»Leider nicht nah genug.«
»Wieso?«
»Als ich ankam, waren schon so viele Leute da, dass ich nicht mehr nah genug herankommen konnte. Es wäre gut gewesen, Romeros Gesicht zu sehen, gleich nachdem man ihn geschnappt hatte. Die Redakteure mögen das: der Psychopath nach der Tat, der leere Blick - Sie verstehen schon.«
»Ich bin sicher, Sie können sich etwas aus den Fingern saugen.«
Sein Lächeln erstarb. »Das war aber nicht sehr nett, Alex.« Ich blinzelte ihm zu.
Sein rundes Gesicht zeigte immer noch Verärgerung, selbst nachdem er sein Lächeln wieder aufgesetzt hatte.
»Ach, ich verstehe Sie ja. Die Enttäuschung tut sicher weh.
Sie kommen
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