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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schon gar nicht am Nordstrand«, erwiderte sie. »Wie konnten Sie ihm dann damit drohen?«, wollte ich wissen.
    Sie lachte wie ein junges Mädchen. Ihr Gesicht entspannte sich und wirkte noch jünger. Sie schob sich näher an mich heran und klärte mich auf: »Weil er nicht gut war. Das war die große Drohung, Dr. Delaware. Seine Freundin war ganz und gar nicht zufrieden mit ihm.«
    Sie stieß mich mit ihrer Hüfte an und lachte noch mehr. »Na kommen Sie, Doktor, wissen Sie nicht mehr? Bums, stöhn, danke schön ...?«
    »Ah.«
    »Ah«, äffte sie mich nach. Ein Windstoß blies ihr Kleid hoch und entblößte ihre braunen Beine.

30
    Sie ging vor mir in das Verwaltungsgebäude. Ich steckte meinen Kopf durch die Tür, sah Dennis und Bettys Familie und zog mich sofort zurück.
    Ich wartete neben dem Polizeiwagen und behielt die Straße im Auge. Es war jetzt ganz ruhig. Die Regenwolken schienen immer tiefer zu sinken.
    Nach einigen Minuten kam Ed Ruiz heraus und wir setzten uns in den Wagen.
    Die Fahrt zu Morelands Haus verbrachten wir schweigend. Vor dem Tor hielt er an.
    »Ist das weit genug?«
    »Ja, danke.« Ich stieg aus.
    »Wann werden Sie abreisen?«, wollte er wissen.
    »Sobald ein Boot kommt.«
    Er steckte seinen Kopf durch das Wagenfenster. »Hören Sie zu: Ich habe nichts gegen Dr. Bill. Er hat meiner Tochter einmal sehr geholfen. Sie hatte sich an einer Koralle den Fuß aufgeschlitzt. Es hatte sich schlimm entzündet und sie hätte wahrscheinlich das Bein verloren, wenn er nicht gewesen wäre. Nicht jeder hier hat was gegen ihn, aber manche kennen ihn nicht so gut wie andere.«
    »Nicht so wie die, denen er geholfen hat.«
    »Genau. Manche sind sich in Bezug auf ihn nicht sicher ... Ben hat das Mädchen auf dem Gewissen. Das denken Sie doch auch, oder?«
    »Angenommen, er hätte es getan: Was hätte dann Dr. Bill damit zu tun?«
    Er schwieg.
    »Glauben Sie, er wäre irgendwie darin verwickelt?« Keine Antwort.
    »Die Leute sagen, es wäre so, nicht wahr?«
    »Die Leute reden viel.«
    »Vielleicht ist es ganz anders. Vielleicht will jemand, dass Dr. Bill hier verschwindet, und sieht dies als die große Chance, ihn loszuwerden.«
    »Warum?«
    »Weil ihm zu viel von der Insel gehört.«
    »Genau«, sagte er wütend. »Ihm gehört einfach zu viel. Es gibt hier kaum Geld und jedes Jahr wird es weniger. Die Leute haben die Armut satt, und dann haben sie ständig jemanden vor der Nase, der alles hat.«
    Gladys ging mit einem Teppichbesen über den Treppenabsatz im ersten Stock. Sie arbeitete schnell, doch sie sah müde aus. Als ich vor unserer Zimmertür stand, legte sie einen Finger auf die Lippen.
    »Robin schläft«, flüsterte sie. »Deshalb benutze ich keinen Staubsauger.«
    »Danke«, flüsterte ich ebenfalls.
    »Darf ich Ihnen etwas zu essen machen?«
    »Nein, danke. Ist Dr. Bill in der Nähe?«
    »Er ist irgendwo. Claire war bei ihm und hat Kiko gebracht, um den wir uns jetzt kümmern müssen. Er ist in einem Käfig in der Waschküche. Claire hatte auch die Kinder dabei. Die armen Kleinen sind total verängstigt. Robin hat sie dann mit Spike spielen lassen.«
    Sie sah aus, als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Dennis hat versprochen, dass sie beschützt werden, aber wen schickt er dann? Elijah Moon. Das soll ein Polizist sein! Er ist so alt wie ich und hat einen Bauch bis hier. Was kann ein Fettwanst wie der alte Moojah schon tun, wenn etwas passiert?«
    Ich war schon auf der Treppe und drehte mich noch einmal um.
    »Gladys?«
    »Ja, Doktor?«
    »Sie haben doch für Senator Hoffman gekocht, als er noch der Basiskommandant war, oder?«
    »Ja, ich war die Küchenchefin. Ich hatte ein paar Matrosen unter mir.« Sie runzelte die Stirn.
    »War das harte Arbeit?«
    »Er wollte immer ganz vornehm essen. Alles musste etwas Besonderes sein, immer was Neues. Wir mussten das ganz teure Rindfleisch aus Japan kommen lassen - von Kühen, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als herumzuliegen und Reis zu fressen.«
    »Kobe-Rindfleisch.«
    »Richtig. Und Gemüsesorten, von denen Sie noch nie gehört haben, und Austern und alle möglichen teuren Sachen aus dem Meer, aber nichts davon hier aus der Gegend. Warum fragen Sie?«
    »Ich war nur neugierig, wie das Verhältnis zwischen Dr. Bill und dem Kommandanten damals war. Nach unserem Essen in Stanton haben die beiden sich unterhalten und danach schien Dr. Bill sehr niedergeschlagen zu sein.«
    »Ich weiß. Am nächsten Tag hat er weder Frühstück noch

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