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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schnell und als ich ›Carl‹ sagte, reagierte er nicht. Und die Verbindung war sehr schlecht.«
    »Wie ein Ferngespräch?«
    Er schien überrascht. »Wer sollte das denn tun? Nein, die Fernverbindungen gehen über Satellit und sind gewöhnlich in Ordnung. Aber die meisten Leitungen auf der Insel sind alt und rostig.«
    »Ich verstehe. Es hat Sie also jemand wegen eines Notfalls angerufen ... «
    »Ich habe mir schon das Hirn zermartert, wer es gewesen sein könnte, aber ich kann es einfach nicht sagen. Er erklärte, jemand hätte einen Herzanfall, oben am Campion Way in der Nähe des Parks, und sie bräuchten Hilfe.«
    »Und er hat nicht gesagt, wer der Hilfsbedürftige war?« »Nein. Es ging alles sehr schnell. Er schien in Panik zu sein.«
    »Warum hat er Sie angerufen und nicht Moreland?«
    »Er sagte, er hätte auch Dr. Bill angerufen und der wäre auf dem Weg und hätte gesagt, ich solle auch kommen, weil ich näher dran wäre. Ich nahm also meine Sachen und machte mich auf den Weg.«
    »Was für Sachen?«
    »Die Notfallausrüstung; Epinephrin und andere Herzmittel. Ich dachte, ich würde mit der ersten Hilfe beginnen, bis Dr. Bill kommt, und dann würden wir zusammen ...«
    »Und was geschah dann?«
    »Ich ging aus dem Haus -«
    »Hat Claire Sie gesehen?«
    »Nein. Ich war ganz leise. Ich wollte sie und die Kinder nicht wecken.«
    »Hat sie das Telefon gehört?«
    »Das weiß ich nicht. Gewöhnlich hört sie es nicht. Das einzige Telefon ist in der Küche und nachts drehen wir die Lautstärke runter.«
    »Wie hören Sie es dann normalerweise, wenn Sie keinen Apparat im Schlafzimmer haben?«
    »Ich schlafe nie sehr tief und wir lassen gewöhnlich die Schlafzimmertür offen. Aber gestern Abend hatte Claire sie zugezogen, weil sie mich nicht sehen wollte. Als das Telefon klingelte, rannte ich sofort hin und nahm den Hörer ab, nach dem ersten Klingeln.«
    Das hieß, niemand würde den Anruf oder die Zeit bestätigen können.
    »Sind Sie gelaufen oder gefahren?«
    »Ich nahm den Wagen. Ich brauchte kaum fünf Minuten, dann war ich am Park.«
    »Also kurz vor Mitternacht.«
    »Ja, wahrscheinlich. Es war stockdunkel. Es gibt keine Straßenbeleuchtung, außer auf der Uferstraße. Zuerst sah ich überhaupt nichts und hatte Angst, ich könnte den Patienten überfahren. Deshalb parkte ich ein Stück entfernt und ging das letzte Stück zu Fuß. Als ich näher kam, sah ich jemanden am Straßenrand liegen.«
    »Sonst war niemand da? Wo war der Mann, der angerufen hatte?«
    »Keine Ahnung. Ich nahm an, dass er sich aus dem Staub gemacht hatte. Bis Dr. Bill käme, würden noch ein paar Minuten vergehen. Ich ging also hin, öffnete meine Tasche und wollte anfangen. Und dann packte mich jemand von hinten.«
    »Wie genau?«
    »So.« Er legte seinen linken Arm vor seine Kehle und ahmte einen Würgegriff nach, wie ihn die Polizei benutzt.
    »Mit dem linken Arm?«
    Er überlegte kurz. »Nein. Er kam von rechts. Das glaube ich jedenfalls. Ich bin nicht ganz sicher. Es geschah so plötzlich und ich verlor sofort das Bewusstsein. Das Nächste, an was ich mich erinnere, ist Dennis' Gesicht über mir. Er sah echt unheimlich aus. Furchtbar wütend. Und dann die anderen Leute, die mich auch alle anstarrten, wie ich da auf dem Boden lag. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er im nächsten Moment explodieren, und mein Hals war steif und ich dachte, es wäre mir etwas zugestoßen und die Leute wollten mir helfen. Aber die Gesichter, die Augen - die Blicke waren so hart. Und dann schreit jemand, den ich nicht sehen konnte, ›Mörder‹ und sie schauen mich alle an, wie sie mich früher immer anschauten, als ich noch - bevor ich mich gebessert habe.«
    Ich gewährte ihm eine kleine Pause, bevor ich fragte: »Ist das alles?«
    »Ja. Überzeugend, nicht wahr?«
    »Eins scheint jedenfalls sicher zu sein: Wenn Sie sie umgebracht haben, dann war es nicht vorsätzlich. Sonst hätten Sie sich etwas Besseres ausgedacht.«
    Er lächelte bitter. »Und was mache ich jetzt?«
    »Erzählen Sie das Ganze Ihrem Anwalt und warten Sie ab, was der dazu sagt.«
    »Und Sie erzählen es Dr. Bill? Es ist mir wichtig. Er soll wissen, dass ich unschuldig bin.«
    »Das werde ich.«
    »Danke.«
    Ich hörte Schritte.
    »Kann ich sonst noch was für Sie tun, Ben?«
    Er biss sich auf die Unterlippe. »Fragen Sie Dr. Bill, ob er Claire ausrichten kann, dass es mir Leid tut - das mit der Geige und alles andere.«
    »Möchten Sie sie sehen?«
    »Nein, nicht in diesem

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