Satans Bruder
dass ich darüber Bescheid wusste?
Ich ging an den Kais vorbei und ignorierte die Blicke. Die Tür des Verwaltungszentrums öffnete sich und Dennis kam heraus, gefolgt von drei schmächtigen Männern, der eine mittleren Alters, die anderen zwischen zwanzig und dreißig. Sie trugen dünne Hemden und Jeans und redeten aufgeregt auf Dennis ein, während der sie zu beruhigen versuchte.
Der ältere Mann stampfte mit dem Fuß auf, schwang die Faust und schrie Dennis an. Er zeigte mit dem Finger auf sein Herz und Dennis legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch der Mann schüttelte ihn wütend ab.
Von der Straße kamen einige Leute dazu. Dennis starrte sie an und sie zogen sich langsam wieder zurück.
Einer der beiden jungen Männer, die vor Dennis standen, drehte sich um und ich konnte sein Gesicht sehen: rund und voller Pickel.
Die Ähnlichkeit mit Betty Aguilar war unverkennbar.
Dennis schob sie wieder ins Haus und ich ging weiter Richtung Süden.
Bald hörte ich Schritte hinter mir und schaute mich um. Es waren die jugendlichen, die ich an der Straßenecke gesehen hatte; vier davon kamen hinter mir her, die Hände in den Taschen vergraben.
Ich blieb stehen und schaute ihnen ins Gesicht, doch sie ließen sich nicht einschüchtern und kamen weiter auf mich zu.
Ich überquerte die Straße zum Laden, der mit gelbem Polizeiklebeband versiegelt war. Manche Dinge sahen überall gleich aus.
Slims Bar war ebenfalls geschlossen. Die Biertrinker lungerten auf dem Parkplatz herum.
Die vier Burschen hinter mir zögerten kurz und liefen dann über die Straße.
Ich drehte mich um und ging zurück Richtung Zentrum. Die Halbstarken beschleunigten ihren Schritt. Einer von ihnen hatte etwas in der Hand, einen kurzen Holzknüppel.
Ich begann zu rennen. Die Burschen rannten ebenfalls, mit offenem Mund und starrem Blick.
Die Polizeistation war nicht weit, aber die Leute vor Slims Bar machten mir Sorgen, und das zu Recht: Als ich näher kam, schlossen sie die Reihen und bildeten eine Mauer.
Skip Amalfi war schon betrunken und rülpste laut. Neben ihm stand Anders Haygood, phlegmatisch, nüchtern, die grauen Augen belustigt, wie gestern am Strand, als er Skip beim Pinkeln zugesehen hatte.
Die Knaben hinter mir riefen etwas und die Biertrinker kamen näher. Ich war eingeschlossen.
Es gab noch einiges Geschrei und Gemurmel, doch dann erhob sich eine andere Stimme: »Ihr Idioten!«
Jacqui Laurent hatte sich durch die Menge gedrängt, in geblümtem Kleid und fettbespritzter Schürze. Sie war größer als die meisten der Männer und schwenkte eine große Gusspfanne über ihrem Kopf.
Einer der Biertrinker sagte etwas, doch sie fiel ihm ins Wort: »Halt's Maul, du Schwachkopf! Was glaubst, wer du bist?«
Die vier jungen Burschen waren jetzt so dicht hinter mir, dass ich ihr Keuchen hören konnte.
Ich schnellte herum. Der mit dem Knüppel kam auf mich zu und zeichnete mit der Waffe kleine Kreise in die Luft. Er hatte einen Flaumbart und eine schwarze, lange Mähne. An seinem Hemd fehlten so viele Knöpfe, dass seine unbehaarte Brust entblößt war.
Jacqui stand neben mir und rief: »Ignacio!«
Sie griff nach dem Knüppel, doch Ignacio ließ nicht los und es entwickelte sich ein Tauziehen.
Irgendjemand lachte und Jacqui brüllte: »Was seid ihr für tolle Männer, ganz große Helden; alle gegen einen unschuldigen Mann.«
»Wer sagt, dass er unschuldig ist?«, erwiderte einer aus der Gruppe. »Er wohnt schließlich bei dem Alten.«
»Na und?«, entgegnete Jacqui.
»Er ist ...«
»Er ist was, Henry? Ein Gast auf dem Schloss? Und was bedeutet das? Bedeutet es, dass ihr euch wie Tiere benehmen könnt?«
»Irgendjemand hat sich jedenfalls wie ein Tier benommen«, sagte Skip, »und wer weiß -«
»Du kannst ganz still sein. Wie kannst du dir erlauben, das Maul aufzureißen?«
Skip blähte die Nasenflügel. »Hey -«
»Selber ›Hey‹! Halt's Maul und hör mir zu. Du bist das Tier hier - ein Schwein, das bist du!«
Skip wollte auf sie losgehen, doch Haygood packte ihn und hielt ihn zurück.
»Na komm schon, großer Mann.« Jacqui zerrte weiter an dem Knüppel. »Du willst mich angreifen? Eine Frau mit einer Bratpfanne? Macht dir das noch mehr Spaß, als Frauen anzupinkeln?«
Skips kinnloses Gesicht wurde bleich und er wand sich in Haygoods eisenhartem Griff. Haygood sagte etwas und Skip stieß einen Laut aus wie ein ungezogenes Kind, das ohne Essen ins Bett geschickt wird.
»Was für ein toller Kerl«, sagte Jacqui
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