Satans Bruder
Lager?«
Seine Kiefermuskeln arbeiteten wie am Abend zuvor, als Picker ihn Whiskey holen geschickt hatte, und er rückte seine Fliegerbrille zurecht. »Er versuchte sich herauszuwinden, indem er behauptete, er wäre auf der Suche nach irgendetwas zu lesen gewesen und hätte sich in das Büro verirrt. Doch die Bücher sind in einem Zimmer ganz hinten im Haus und er war vorne. Ich stellte ihn zur Rede und er schrie mich an, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Und dann ging er zu Dr. Bill und beschwerte sich, ich hätte ihn belästigt. Das Herumschnüffeln konnte der Doktor noch tolerieren, aber nicht, dass Creedman über mich herzog. Hat er noch mehr Lügen über uns verbreitet?«
»Nicht direkt. Aber er sagte, die Ursache für die Absperrung der Südstraße wäre ein Mord gewesen, vor einem halben Jahr. Ein einheimisches Mädchen wäre am Strand ermordet worden und es hätte böses Blut gegeben zwischen dem Militär und den Inselbewohnern.«
»Der Kerl hält sich für den Superreporter. Wahrscheinlich hat er Ihnen erzählt, er wäre ganz groß im Mediengeschäft gewesen. In Wirklichkeit war er nur eine kleine Nummer. Und passen Sie auf, dass er Ms. Castagna nicht belästigt. Er denkt nämlich auch, er wäre Gottes Geschenk an die Frauen.«
»Das habe ich bemerkt. Aber sie wird schon damit fertig.«
»Meine Frau auch. Das heißt aber nicht, dass sie sich nicht durch ihn belästigt fühlte. Gleich nachdem ich ihn rausgeworfen hatte, machte er sich auf dem Markt an sie heran. Er bot an, ihr die Tasche zu tragen und so weiter.« Er fummelte wieder an seiner Brille. »Haben Sie auch die Besitzerin des Palace getroffen?«
»Jacqui? Ja, die haben wir gesehen.«
»An die hat er sich auch rangemacht - bis er herausfand, dass sie Laurents Mutter ist.«
»Wirklich? Dazu sieht sie viel zu jung aus.«
»Sie ist über vierzig. Als Dennis geboren wurde, war sie keine zwanzig. Jacqui und Dennis sind gute Leute. Jacqui ist halb Insulanerin, halb europäisch und stammt ursprünglich aus Saipan. Dennis' Vater war ein französischer Schiffskapitän auf Frachtern zwischen den größeren Inseln. Er kam um, kurz bevor Dennis geboren wurde. Wie auch immer, machen Sie, was Sie wollen, aber an Ihrer Stelle würde ich Creedman aus dem Weg gehen. Er hängt nur den ganzen Tag herum und benimmt sich, als wäre er etwas Besseres.«
»Er sagt, dass er an einem Buch arbeitet.«
»Vielleicht ein Buch über Bier!« Sein Lachen zeigte keine Spur von Sympathie.
»Da wir gerade von unerwünschten Bekanntschaften reden - der Kerl, der mit Skip Amalfi den Hai zerlegt hat, hat Robin ebenfalls beäugt. Meinen Sie, er könnte Probleme bereiten?«
»Das ist Anders Haygood - noch so ein Penner, doch bisher hatten wir keine Schwierigkeiten mit ihm. Er tauchte vor über einem Jahr hier auf und wohnt bei Harry.«
»Arbeitet er für ihn?«
»Gelegentlich. Ab und zu bringt ihnen jemand eine Waschmaschine oder ein Auto zum Reparieren. Haygood und Skip hängen die meiste Zeit am Wasser rum. Sie sind der gleiche Typ, nur dass Haygood ein bisschen älter ist.« Er lachte. »Eine schöne Werbung für die Insel, nicht wahr? Sie müssen denken, Aruk wäre voller Halunken und Penner, aber mit Skip, Harry, Haygood und Creedman ist die Liste wirklich erschöpft. Alle anderen sind nette Leute. Es wird Ihnen bestimmt gefallen bei uns.«
10
»Er war nicht gerade liebenswürdig«, sagte Robin, »aber solch ein Ende ...«
Wir saßen im Wohnzimmer unseres Appartements. Aus Jo Pickers Zimmer war kein Laut zu hören.
»Wie geht es ihr?«, fragte ich.
»Sie ist am Boden zerstört. Sie wollte versuchen, seine Familie zu erreichen. Ich habe sie mit dem Telefon allein gelassen ... Es ist schrecklich. Ich weiß, es klingt banal, aber gestern Abend haben wir noch mit ihm geredet und dann ist er plötzlich ...«
»Und wie kommst du sonst zurecht?«
»Womit?«
»Mit dem Urlaub.«
»Ach, das meinst du«, sagte sie und lachte. »Wirklich, es geht mir gut. Ich nehme an, wir haben alles Unangenehme nun hinter uns. Von jetzt an gibt es nur noch Sonnenschein.«
»Ben hat mir versichert, wir hätten alles kennen gelernt, was die Insel an schrägen Vögeln zu bieten hat.«
Ich erzählte ihr, was ich über Creedman gehört hatte und wie er sich Jacqui und Claire Romero gegenüber benommen hatte.
»Das überrascht mich nicht«, sagte sie kühl. »Ich habe auch schon seine Hand auf meinem Knie gespürt.«
»Was?«
»Keine Sorge, Schatz, es war nichts
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