Satans Bruder
weiter.«
»Das habe ich überhaupt nicht bemerkt!«
»Es war, als Jacqui herauskam, um unsere Bestellung in Empfang zu nehmen. Du schautest für eine Sekunde auf und schon war seine Hand auf meinem Knie. Aber keine Sorge, ich konnte mich wehren.«
»Und wie?«
»Ich kniff ihm in den Handrücken«, grinste sie, »mit den Fingernägeln.«
»Ich habe keine Reaktion bemerkt.«
»Nein. Er redete einfach weiter und kühlte sich die Hand an seiner Bierflasche.«
Daran erinnerte ich mich. »Was für ein Schwein.«
»Vergiss es, Alex, ich kenne den Typ. Er wird es nicht wieder versuchen.«
»Noch jemand hat Interesse an dir gezeigt«, klärte ich sie auf. »Skip Amalfis Kumpan auf dem Flugplatz, der Kerl mit den wilden Haaren. Wenn ich darüber nachdenke, haben sie dich wahrscheinlich von der Minute an angeglotzt, als wir vom Boot kamen.«
»Wahrscheinlich herrscht hier ziemlicher Frauenmangel. Keine Sorge, Alex. Ich halte mich bedeckt und werde meine Kneiftechnik vervollkommnen.«
»Findest du nicht, Creedmans Benehmen ist ziemlich riskant für eine kleine Insel wie diese? Du hättest Bens Gesicht sehen sollen, als er mir erzählte, wie Creedman seine Frau anmachen wollte.«
»Vielleicht reizt ihn gerade das. Vielleicht ist es eine Art Jagdrausch. Oder Aruk ist ein so friedlicher Ort, dass die Einheimischen ihn einfach als Clown betrachten und darüber lachen.«
»So sieht es jedenfalls aus. Der Polizeichef ist nicht einmal bewaffnet. Ist dir das aufgefallen?«
»Ja. Wahrscheinlich haben deshalb auch alle einen Seemann für den Mord verantwortlich gemacht.«
»Machst du dir Sorgen wegen des Mordes?«, fragte ich ernst.
»Ich bin nicht gerade begeistert darüber, doch ist ein Mord im Jahr im Vergleich zu L. A. nicht das wahre Paradies?«
»Wenn man Ben glaubt, hatte die Sperrung der Straße auch ganz andere Gründe.«
»Und die wären?«
Ich versuchte, mich zu erinnern. »Das hat er nicht gesagt.«
»Ein interessanter Mensch, dieser Ben.«
»Inwiefern?«
»Nun ja, er ist sehr nett, aber auch ein wenig herzlos, findest du nicht? Wie er zum Beispiel auf den Unfall reagiert hat: nur Wut auf Picker, keine Spur von Mitleid.«
»Picker hat ihm ziemlich zugesetzt. Aber es stimmt, seine Reaktion war sehr kalt. Vielleicht hat es auch mit seinem Beruf zu tun. Sein Job ist es, Leuten das Leben zu retten, und dann sieht er, wie jemand ein dummes, vollkommen sinnloses Risiko eingeht. Oder er gehört zu den Menschen, die Dummheit allgemein nicht ausstehen können. Er scheint unwahrscheinlich genau zu sein, ein echter Perfektionist. Doch auf Moreland und Aruk lässt er nichts kommen. Moreland wird alt und Aruk steckt in Schwierigkeiten. Vielleicht ist er deshalb so gestresst.«
»Könnte sein«, meinte Robin. »Aruk scheint es wirklich nicht gut zu gehen. Die meisten Geschäfte sind dicht, und hast du die Liste mit den Benzinrationen gesehen? Wovon leben die Leute eigentlich?«
»In seinen Briefen schrieb Moreland, es gäbe hier Fischerei und etwas Kunstgewerbe. Doch von beidem habe ich noch nichts gesehen. Ben könnte mit seiner Ausbildung überall leben. Er muss eine besondere Verpflichtung spüren, sonst wäre er längst weggegangen.«
»Er hat es bestimmt sehr schwer.« Sie kuschelte sich enger an mich. »Aber es ist unheimlich schön hier. Schau dir nur diese Berge an.«
»Sollen wir es morgen noch einmal mit dem Schnorcheln versuchen?«
»Ja, vielleicht.« Sie schloss die Augen.
»Ich möchte, dass du morgen einen schönen Tag hast.« »Keine Sorge. Ich fühle mich wirklich wohl hier.«
»Wie geht es deinem Handgelenk?«
»Viel besser.« Sie lachte. »Ich gehe auch früh ins Bett und trinke meine Milch, das verspreche ich, Mom.«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Schon gut, Liebling. Du bemutterst mich eben gern.«
»Das ist es nicht allein. Irgendwie meine ich immer noch, nach all den Jahren, ich müsste dir den Hof machen.« »Auch das weiß ich«, sagte sie sanft und schob ihre Hand unter mein Hemd.
Das Telefon weckte uns.
Es war Moreland. »Oh, Sie haben geschlafen? Das tut mir furchtbar Leid.«
»Kein Problem«, sagte ich. »Was gibt's?«
»Ich wollte nur fragen, wie es Ihnen geht - nach Pickers Unfall ...«
»Es war ein Schock, aber es geht uns gut.«
»Ich habe versucht, ihn zu warnen ... Ich möchte Ihnen versichern, dass dies ein ganz außergewöhnlicher Zwischenfall war. Der letzte Unfall dieser Art war 1963. Da ist ein Militärtransporter ins Meer gestürzt. Seitdem ist nichts dergleichen
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