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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sollte.«
    »Ist es alphabetisch geordnet?«
    In einer sonderbar kindischen Geste stand er auf einem Bein und rieb sich mit dem anderen Fuß das Schienbein.
    »Nach meinen ersten Jahren als praktischer Arzt habe ich mit einem alphabetischen System begonnen und dann habe ich alle paar Jahre nachsortiert, wenn auch etwas ... inkonsequent. Alles in allem sind es jetzt wohl mehr als ein Dutzend alphabetische Sammlungen.« Er hob die Hände. »Was soll ich sagen? Es ist ein großes Durcheinander. Aber wenigstens ist meine Handschrift ganz gut für einen Arzt.«
    Robin grinste. Ich wusste, sie dachte an meine Klaue.
    »Ich erwarte kein Wunder, Alex. Schauen Sie es durch und sagen Sie mir Bescheid, sobald Sie auf irgendetwas Interessantes stoßen. Ich habe mich immer bemüht, auch psychologische und soziale Daten zu notieren ... Doch nun erlauben Sie mir, Ihnen Ihr Atelier zu zeigen, Robin.«
    Der nächste Bungalow sah genauso aus, nur dass das erste Zimmer diesmal weiße Wände hatte. Wieder gab es alte, aber gepflegte Möbel; dazu einen Zeichentisch mit einem Schemel davor, Staffeleien und einen niedrigen Blätterschrank, auf dem noch verpackte Paletten lagen, Tabletts voller Tuben mit Öl-, Akryl- und Wasserfarben und Tintenflaschen, Federn, Holzkohlestäbchen und Pinsel jeglicher Form und Größe, alles brandneu. Der Preisaufkleber auf einem der Pinsel war von einem Künstlerladen in Honolulu. Ein Tisch war mit schimmernden Gegenständen bedeckt. »Muscheln«, erklärte Moreland. »Kavati, Abalonen und Perlmuscheln und verschiedene Edelhölzer und Schnitzwerkzeuge. Ich habe das Ganze von einem alten Mann erworben, der daraus Marineabzeichen und Andenken gemacht hat, als damit noch Geld zu verdienen war.«
    Robin nahm eine kleine Säge in die Hand. »Gutes Werkzeug.«
    »Der Raum hier hat Barbara gehört - meiner Frau. Ich weiß, Sie schnitzen im Moment nicht, aber Alex hat mir erzählt, wie begabt Sie sind; deshalb dachte ich, Sie möchten vielleicht ...«
    Er stockte und rieb sich die Hände.
    »Liebend gern«, sagte Robin.
    »Aber nur, wenn Ihr Handgelenk es erlaubt. Zu schade, dass Sie nicht schwimmen gehen konnten.«
    »Dazu werden wir bestimmt noch Gelegenheit haben.«
    »Natürlich ... Möchten Sie vielleicht hier bleiben und sich umschauen? Oder würden Sie lieber dabei sein, wenn Alex entdeckt, was für ein unordentlicher Mensch ich bin?«
    Höflicher hätte er sie nicht darum bitten können, uns allein zu lassen.
    »Hier gibt es genug anzuschauen, Bill. Ich bleibe hier. Hol mich ab, wenn ihr fertig seid, Alex.«
    »Und du?«, wandte sich Moreland an Spike.
    »Passen Sie auf«, sagte ich. Dann ging ich zur Tür und rief: »Komm, Spike«, worauf der Hund zu Robin trottete und sich zu ihren Füßen niederließ.
    »Eine ausgezeichnete Wahl«, lachte Moreland.
    Als wir draußen waren, sagte er: »Sehr liebenswürdig, Ihre Partnerin. Sie haben großes Glück - aber das haben Ihnen sicher schon viele gesagt. Schön, dass nach all den Jahren wieder jemand in Barbaras Studio ist.«
    »Wie lange ist es her?«, fragte ich, während wir nebeneinander hergingen.
    »In diesem Frühjahr werden es dreißig Jahre.« Einige Schritte später fuhr er fort: »Sie ist ertrunken, aber nicht hier, sondern auf Hawaii. Sie war dort im Urlaub. Ich war mit meinen Patienten beschäftigt. Es ist am frühen Morgen passiert. Sie war eine gute Schwimmerin, aber dann wurde sie von einer Strömung erfasst.«
    Er blieb stehen, holte ein verschlissenes Lederportmonee aus seiner Hosentasche und entnahm ihm ein kleines Foto.
    Es zeigte die schwarzhaarige Frau von dem Porträt über dem Kamin. Sie stand allein an einem Strand, in einem schwarzen Badeanzug. Ihr Haar war kürzer als auf dem Gemälde und streng nach hinten gerafft. Sie sah nicht älter aus als dreißig. Moreland musste zu der Zeit mindestens vierzig gewesen sein.
    Der Schnappschuss war verblichen. Der Sand war grau, der Himmel ein wässriges Blau und die Haut der Frau totenbleich. Das Meer, das sie später verschlingen sollte, war eine dünne Schaumlinie.
    Sie hatte eine wunderbare Figur und ein hübsches Lächeln, doch ihre Haltung, die Füße dicht zusammen und die Arme eng an die Seiten gelegt, war auffällig steif. Sie wirkte müde.
    Deprimiert.
    Ich sagte nichts und gab ihm das Foto zurück.
    »Wir könnten uns von oben nach unten durcharbeiten«, schlug er vor. Er nahm einen Karton von der Spitze einer der äußeren Säulen und stellte ihn auf den Boden zwischen der Couch und dem

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