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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Die ganze Zeit stößt man auf herrliche Beete, Kräuter und wilde Blumen. Es gibt auch ein Gewächshaus und Orchideen, die aus Baumstämmen wachsen. Selbst die Mauern sind wunderschön, voller Schlingpflanzen. Das Einzige, was stört, ist der Stacheldraht.«
    Sie blieb stehen, hob eine Apfelsine auf und schälte sie sorgfältig, während wir weitergingen.
    »Wie viel von dem Urwald sieht man von den Mauern aus?«, wollte ich wissen.
    »Nur die Baumwipfel und diese Antennenwurzeln. Es weht irgendwie kühl herüber aus dem Wald; kein richtiger Wind, nur ein ganz schwacher Hauch. Ich würde dich hinführen, aber Spike scheint es zu hassen. Er hat mich regelrecht weggezogen.«
    »Vielleicht riecht er die Minen.«
    »Oder er hat irgendein Tier gewittert, das auf der anderen Seite herumschlich. Ich konnte nichts hören oder sehen, aber du kennst ihn ja.«
    Ich bückte mich und kraulte ihn hinter den Fledermausohren. Er wandte mir sein plattes Gesicht zu und blickte lächerlich ernst drein.
    »Mm - riechst du die Orangenblüten?«, schwärmte Robin. »Es ist einfach fantastisch, Alex.«
    Ich hielt lieber den Mund.
    Am nächsten Morgen standen wir früh auf. Wir konnten es kaum abwarten, zum Meer zu kommen.
    Jo Picker saß schon auf der Terrasse. Sie hielt ihre Kaffeetasse mit beiden Händen und hatte von dem Frühstück vor ihr auf dem Tisch nichts angerührt. Sie trug ein schwarzes T-Shirt und eine luftige Hose. Ihr Haar war zurückgebunden und sie hatte schwarze Ringe unter den Augen.
    Robin streichelte ihre Schulter und sie lächelte müde. Spike zauberte ein weiteres Lächeln hervor, indem er ihre Hand leckte.
    Wir setzten uns und sie sagte: »Ly konnte Hunde nicht ausstehen. Viel zu viel Arbeit‹, hat er immer gesagt.«
    Ihre Lippen begannen zu zittern, sie stand abrupt auf und marschierte ins Haus.
    Wir ließen Spike mit Kiko in seinem Gehege zurück und fuhren zum Südstrand hinunter. Sobald wir am Meer waren, sahen wir, etwas weiter die Küstenstraße hoch, eine grobe, graue Betonmauer, mindestens sechs Meter hoch, mit jeder Menge Warnschildern, die das Militär davor aufgestellt hatte. Landeinwärts ging die Mauer in Maschen und Stacheldrahtzäune über, die sich durch die Büsche den Hang hinaufschlängelten. Zum Meer hin verlief sie quer über den schmalen Strand und ein ganzes Stück ins Meer hinein, wo das seichte, träge Nass an ihrem veralgten Fundament leckte, und nicht weit entfernt waren große, sonnengebleichte Korallenklumpen aufgestapelt, offenbar die Trümmer des Riffs, das der Barriere Platz gemacht hatte.
    Ich parkte, wo der Strand am breitesten war. Der Sand war weiß und weich wie ein frisch gemachtes Bett und die Lagune hatte wieder dieses silbrige Cadillacgrün, das mir schon bei unserer Ankunft ins Auge gefallen war.
    Wir nahmen unsere Sachen aus dem Wagen und ich trug alles ans Wasser. Die Temperatur war so mild und beständig, wie Moreland versprochen hatte. Ich steckte eine Zehe ins Wasser und spürte keinerlei Kälte, und als ich ganz hineinstieg, fand ich mich von wohliger, sanfter Wärme umgeben.
    »Perfekt!«, rief ich Robin zu.
    Wir legten unsere Schwimmflossen, Masken und Schnorchel an und watschelten hinaus, bis das Wasser uns bis an die Hüften reichte. Dann tauchten wir unter und schwammen in die Lagune hinaus. Das Riff lag dicht unter der Oberfläche, höchstens zweieinhalb Meter tief, selbst in der Nähe des braunroten Korallenrings, der uns vom Ozean trennte.
    Die Korallenkolonien wuchsen in weiten, flachen Beeten. Obwohl keine Strömung herrschte, schien der Fels unter uns lebendig zu sein. Winzige Tiere teilten sich den Raum mit Seeigelsiedlungen, Seeschnecken, Staubwedelwürmern und Gänsehalskorallen. Kleine, schillernde Fische grasten friedlich, ohne von uns Notiz zu nehmen: türkisfarbene Korallenbarsche, zitronengelbe Schnabelfische, freche, grauschwarze Engelsfische, leuchtend rosa Petersfische mit strengen, kleinen Gesichtern und orangeweiße Clownfische, die sich der weichen, stacheligen Umarmung fluoreszierender Seeanemonen hingaben.
    Der staubfeine Sand auf dem Grund war mit Muscheln, Steinen und Korallentrümmern besprenkelt. Das Sonnenlicht erreichte den Boden fast ungehindert und unsere Schatten veranlassten manche Muscheln, sich eiligst zurückzuziehen.
    Wir schwammen in entgegengesetzte Richtungen und erkundeten die Lagune für eine Weile getrennt, bis ich Robins Schnorchel blubbern hörte. Als ich mich zu ihr umdrehte, zeigte sie aufgeregt zum Ende des Riffs,

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