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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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kann.«
    Er nahm seine Sonnenbrille ab, blies Sand von den Gläsern und schaute mit seinen hellen Augen den Strand hinunter.
    »Wissen Sie zufällig, ob Dr. Bill zu Hause ist?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht, aber beim Frühstück haben wir ihn nicht gesehen.«
    »Er ist gewöhnlich lange vor dem Frühstück auf. Er geht auch spät schlafen. Ich kenne sonst niemanden, der mit so wenig Schlaf auskommt. Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie Hallo von mir. Und grüßen Sie auch Pam.«

13
    Als wir zum Jeep zurückgingen, sahen wir Skip und Haygood am Wasser entlangschlendern, rauchend und Asche ins Meer schnippend.
    »Lass uns ein bisschen herumfahren«, schlug Robin vor. »Ich würde gern die Nebenstraßen erkunden.«
    Ich wendete den Wagen und sie schaute die Barrikade an.
    »Man hat fast den Eindruck, als hätten sie sie absichtlich so hässlich gemacht.«
    »Moreland ist mit Picker einer Meinung, dass die Marine die Insel nach und nach aufgibt. Ich habe ihn gefragt, wovon die Leute hier leben, und er gab zu, dass es im Wesentlichen die Wohlfahrt ist.«
    »Das Ende einer Ära. Vielleicht ist es ihm deshalb so wichtig, seine Arbeit zu dokumentieren.«
    Ich fuhr zu den verfallenen, grauen Baracken am Kai. Der Markt war geschlossen und der Rationierungsplan flatterte an der Tanksäule.
    »Habt ihr auch über den Mord gesprochen?«
    »Ein wenig.«
    »Und?«
    »Moreland und Dennis nehmen an, es war ein Einzelfall und dass der Mörder die Insel längst verlassen hat, weil es in dieser Region nie wieder passiert ist. Es könnte also sehr gut sein, dass der Mörder ein Marinesoldat war, der dann versetzt wurde.«
    »Das heißt, er könnte jetzt woanders sein Unwesen treiben.«
    »Dennis hat das regelmäßig überprüft, aber es ist nichts vorgekommen.«
    Wir näherten uns dem Chop Suey Palace. Creedman saß wieder draußen, mit einer Flasche und einem Krug. Ich schaute stur geradeaus und bog in die nächste Seitenstraße ein, wo es an weiteren Bruchbuden und verlassenen Gebäuden vorbeiging. Irgendwann sahen wir einen kleinen, vernachlässigten Rasenfleck mit einer Kanone darauf und einem lebensgroßen Denkmal MacArthurs in seiner typischen Pose, beim Ausschauhalten, mit einer Hand über den Augen. Auf einem Holzschild war zu lesen: Victory Park, 1945. Doch das Einzige, was hier offensichtlich gewonnen hatte, war Vogelmist über Bronze.
    Die Straße war von weiteren Baracken und Hütten gesäumt, bis wir ganz oben zu einer schmalen, weißen Kirche kamen, wo wir anhielten. Die Kirche war zwei Stockwerke hoch, hatte ein steiles Giebeldach, eine Fischgrätfassade und einen ramponierten Turm. Das Ganze neigte sich bedenklich zu einer Seite. Das Geländer der Freitreppe, die zur Tür führte, war eine schöne Schmiedearbeit, wenn auch ziemlich rostig. Der winzige Vorplatz war von Gras überwuchert, mit langstieligen, weißen Petunien dazwischen.
    »Frühviktorianisch«, belehrte mich Robin. »Das Fundament hat sich etwas gesenkt, aber sonst ist sie ganz hübsch.«
    Auf einer Tafel im Gras stand zu lesen: Kirche der Heiligen Mutter Gottes am Hafen. Besucher willkommen. Wenige Meter weiter kündete eine schlaffe Flagge an einem eisernen Fahnenmast von vergangenem Ruhm.
    Hinter der Kirche lag ein eingezäuntes, ebenfalls grasüberwachsenes Stück Land mit Reihen weißer Kreuze und steinernen und hölzernen Grabmälern darauf. Es gab auch etwas Farbe, Blumenkränze, manche so grell, dass sie nur aus Plastik sein konnten.
    Nebenan war eine halbrunde Rohrbaracke mit Wellblechdach und einem Schild: Allgemeine Arztpraxis. Davor standen der alte schwarze Jeep, mit dem wir vom Hafen abgeholt worden waren, und ein noch älterer MG-Sportwagen, ursprünglich rot, doch längst zu einem matten Lachsrosa verblichen. Die Notrufnummer auf der Tür war die von Morelands Haus.
    Als ich schon weiterfahren wollte, kam Pam heraus. Sie nahm ihr Stethoskop vom Hals und winkte uns zu und ich hielt wieder an. Sie nahm etwas aus dem MG und kam zu uns. Es war eine Hand voll in Plastik eingepackter Lutscher.
    »Hi. Wie wär's mit einer kleinen Stärkung?«
    »Nein, danke«, sagte Robin.
    »Sind Sie sicher? Sie sind ohne Zucker.« Sie wickelte einen grünen Lutscher aus und steckte ihn in den Mund. »Sie waren also schwimmen. Wie war's?«
    Robin erzählte ihr von unserer Schnorcheltour. Durch die offene Tür konnte ich die ängstlichen Gesichter von Kindern sehen.
    »Den Flugzeugabsturz scheinen sie gut verkraftet zu haben, aber vor ihren Injektionen haben sie immer

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