Satans Bruder
Bill.«
»Und manchmal sind diese Änderungen nur zum Schlechten, Nick. Manchmal begehen wir furchtbare Fehler, obwohl wir behaupten, wir wollten den Leuten helfen.«
Hoffman blinzelte wieder Ewing an und sagte: »Könnten Sie Dr. Moreland vielleicht eine etwas ausführlichere Erklärung geben, Elvin?«
Ewing schluckte, obwohl er kein Essen angerührt hatte. »Es hat Unruhen gegeben. Nach den Informationen, die uns vorlagen, haben wir die Situation als möglicherweise bedrohlich für die Sicherheit der Basis eingeschätzt. Im Sinne des Risikomanagements wurde es als ratsam erachtet, den Kontakt zwischen Marinepersonal und Einheimischen einzuschränken. Die entsprechenden Anträge wurden beim Pazifikkommando eingereicht und Admiral Felton erteilte die Genehmigung.«
»Unsinn«, sagte Moreland. »Ein paar Jugendliche waren ein wenig aufsässig. Die Marine sollte in der Lage sein, mit so etwas fertig zu werden, ohne die gesamte Wirtschaft abzuwürgen. Wir haben die Leute jahrelang ausgebeutet und sie jetzt einfach hängen zu lassen ist gegen jede Moral.«
Ewing verkniff sich eine Erwiderung und starrte geradeaus.
»Wenn ich mich recht entsinne, haben wir sie von den Japanern befreit, Bill. Wie kommst du darauf, dass wir sie ausgebeutet haben?«
»Die Japaner zu schlagen, war in unserem nationalen Interesse. Danach haben wir die Insel übernommen und ihr unsere Gesetze auferlegt, weshalb wir nun für die Bewohner verantwortlich sind.«
Hoffman klopfte mit der Gabel auf seinen Teller. »Nimm es mir nicht übel«, sagte er sanft, »aber klingt das nicht ein wenig bevormundend?«
»Aber so ist es nun mal.«
Pam nahm seine Hand, doch er zog sie zurück und fuhr fort: »›Unruhen‹ klingt wie eine Art Aufstand, aber das war es ganz und gar nicht. Es war nichts, Nick, vollkommen unbedeutend.«
Ewing presste seine Lippen so fest zusammen, dass das Blut aus ihnen wich.
»Soll ich nach dem zweiten Gang schauen, Sir?«, fragte Zondervein.
Ewing antwortete mit einem scharfen Nicken.
»So einfach ist es leider nicht«, sagte Creedman. »Es hat auch einen Mord gegeben. Ein Mädchen ist vergewaltigt und aufgeschlitzt worden. Die Einheimischen sind überzeugt, dass ein Matrose der Mörder war. Deshalb die Proteste.«
»Ach ja?«, sagte Hoffman. »Und gibt es irgendwelche Beweise, dass ein Marineangehöriger verantwortlich war?«
»Nicht den geringsten«, sagte Ewing viel zu laut. »Die Leute hier lieben Gerüchte. Sie haben sich betrunken und versucht, die Basis zu stürmen -«
»Hören Sie endlich auf, es wie eine Revolte darzustellen«, zischte Moreland. »Die Leute hatten allen Grund für ihren Verdacht.«
»Ach ja?«, staunte Hoffman.
»Du erinnerst dich bestimmt noch, wie sanft die Menschen hier sind. Und das Opfer hatte sich mit Soldaten abgegeben.«
»›Abgegeben‹, sagst du? Mein lieber Bill, dass ich die Leute hier gekannt habe, ist dreißig Jahre her, aber ich weiß, dass Marinesoldaten gewöhnlich keine Mörder sind.«
Moreland starrte ihn an. Seine Lippen zitterten.
Ewing war puterrot. »Wir hatten Sorge, die Situation könnte außer Kontrolle geraten, und wir glauben immer noch, dass diese Sorge gerechtfertigt war, wenn man alle Fakten und Möglichkeiten in Betracht zieht. Der Befehl kam, wie gesagt, vom Pazifikkommando.«
»Unsinn«, sagte Moreland. »Die Fakten sind, dass wir eine Kolonialmacht sind und uns nicht anders benehmen als die Mächte vor uns. Die Insulaner leben von Gnaden der Westler, bis man sie fallen lässt. Es ist unerhört, ihr Vertrauen so zu missbrauchen.«
Hoffman zupfte sich etwas aus den Zähnen und steckte sich einen Eiswürfel in den Mund.
»Unerhört«, wiederholte Moreland.
Hoffman schien darüber nachzudenken und sagte schließlich: »Du weißt, dass Aruk mir besonders am Herzen liegt, Bill. Nach dem Krieg brauchte ich Frieden, Schönheit und etwas Unverdorbenes. Meine Jahre hier waren vielleicht die besten meines Lebens. Erinnerst du dich noch an unsere Wander- und Schwimmausflüge mit Barb und Dotty? Wie wir immer gesagt haben, dass man manche Orte besser unberührt lässt? Vielleicht waren wir damals prophetischer, als wir geahnt haben. Vielleicht muss man der Natur zuweilen ihren Lauf lassen.«
»Das ist genau der Punkt, Nicholas. Aruk ist eben nicht unberührt geblieben. Es stehen Menschenleben auf dem -«
»Ich weiß, ich weiß, aber die Probleme liegen in der Bevölkerungsstruktur und in der Zuweisung immer knapperer Mittel. Ich habe schon zu viele
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