Satans Bruder
Vorhängen und zog sie auf.
»Immer dasselbe: Blick auf den Flugplatz«, sagte er. »Ich frage mich, warum man hier überhaupt ein Fenster hat.«
»Vielleicht schauen sie gern zu, wie die Flugzeuge starten«, meinte Pam.
Auch darauf reagierte Moreland nur mit einem Schulterzucken.
»Wie lang habt ihr hier gewohnt, du und Mom?«
»Zwei Jahre.«
Drei Männer kamen herein, zwei in Offiziersuniformen, der erste um die fünfzig, groß und stämmig, mit roter Haut und einer Brille mit Metallfassung; der andere noch größer, zehn Jahre jünger, mit einem langen, fettigen Gesicht und rastlosen Händen.
Der Mann zwischen den beiden trug einen federleichten, grauen Sergeanzug, der ihn wahrscheinlich fünf Kilo schlanker machte, als er in Wirklichkeit war. Er war etwa einsfünfundachtzig groß, hatte breite Schultern und schmale Hüften und ein eckiges, braun gebranntes Gesicht mit einem herrschsüchtigen Zug um den schmalen Mund. Sein Hemd war aus feiner, blauer Baumwolle und statt einem Schlips trug er ein weinrotes Seidenhalstuch. Er hatte dichtes schwarzes Haar mit schneeweißen Koteletten. Der Kontrast wirkte fast künstlich und von Angesicht zu Angesicht nicht weniger dramatisch als im Fernsehen.
Er sah aus wie die Hollywoodversion eines Senators, doch Hollywood hatte nichts damit zu tun, dass wirklich einer aus ihm geworden war, wenn man den Zeitungen glauben konnte.
Nicholas Hoffman konnte eine eindrucksvolle Geschichte vorweisen: geboren als Kind einer jungen Witwe in einem Holzfällerlager in Oregon, daheim erzogen, bis er fünfzehn wurde und bezüglich seines Alters log, um in die Marine zu kommen. Am Ende des Koreakriegs war er ein hochdekorierter Held, als der er dem Militär für weitere fünfzehn Jahre vorzügliche Dienste leistete. Danach hatte er sich ins Immobiliengeschäft gestürzt und mit vierzig hatte er seine erste Million zusammen. Mit dreiundvierzig stellte er sich zur Wahl für den Senat und hatte auch damit Erfolg. Seine Devise war, Extreme zu meiden. Irgendjemand hatte ihn deshalb den »Mann der Mitte« getauft, ein Etikett, das er seitdem nicht mehr losgeworden war und das Rechtgläubige von beiden Enden des politischen Spektrums gern gegen ihn einsetzten. Doch die Wähler ignorierten seine Kritiker und inzwischen war Hoffman zweimal problemlos wiedergewählt worden.
»Bill!«, stürmte er auf Moreland los, eine fleischige Hand ausgestreckt.
»Senator«, sagte Moreland leise.
»Ach was!«, rief Hoffman. »Was soll die Förmlichkeit? Wie geht es dir, Junge?«
Er ergriff Morelands Hand. Dessen Gesicht blieb ausdruckslos und Hoffman wandte sich Pam zu. »Sie müssen Dr. Moreland junior sein. Mein Gott, das letzte Mal, als ich Sie gesehen habe, steckten Sie noch in den Windeln.« Er ließ ihren Vater los und gab ihr kurz die Hand. »Sie sind doch Doktor, nicht wahr?«
Sie nickte.
»Großartig.«
Creedman hielt ihm seine Hand hin und stellte sich vor.
»Aha, die Presse«, sagte Hoffman. »Captain Ewing hat mich über Ihre Anwesenheit auf der Insel informiert, worauf ich ihn gebeten habe, auch Sie einzuladen, damit Sie aus nächster Nähe beobachten können, wie offen die Regierung ist. Sonst würden Sie sich doch nur was zusammenreimen. Wer hat Sie denn hergeschickt?«
»Niemand, ich arbeite an einem Buch.«
»Worüber?«
»Ein Tatsachenroman.«
»Ah. Großartig.«
»Und was führt Sie hierher, Senator?«
»Ich bin auf Erkundungstour. Richtige Arbeit, Sie verstehen, kein Urlaub auf Kosten der Steuerzahler. Ich habe militärische Einrichtungen zu begutachten, in Hinblick auf Einsparungen.«
Er knöpfte seine Jacke auf und offenbarte den kleinen, harten Bauch, den sein Schneider so ausgezeichnet kaschiert hatte.
»Und Sie sind bestimmt die beiden Ärzte aus Kalifornien.« Er hielt uns die Hand hin. »Nick Hoffman.«
»Dr. Delaware ist Psychologe«, berichtigte Robin. »Ich baue Musikinstrumente.«
»Sehr nett ... «Er blickte zum Tisch. »Fangen wir an, Captain?«
»Sicher, Senator«, antwortete der rotgesichtige Offizier heiser. Weder er noch sein speckiger Kollege hatten sich während der Begrüßung von der Stelle gerührt. »Ihr Platz ist am Kopfende, Sir.«
Hoffman ging energisch zu seinem Stuhl und zog das Jackett aus. Der größere der beiden Offiziere eilte herbei, um es ihm abzunehmen, doch da hatte er es schon über die Lehne gehängt und sich hingesetzt. Er lockerte sein Halstuch und öffnete seinen Kragen.
»Möchten Sie etwas trinken, Senator?«, fragte der
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