Satans Bruder
Familie?«
»Natürlich, ja, das ist auch -«
»Sie war schwanger! Was ist mit ihrem ungeborenen Kind, ihrem Mann, ihren Eltern?«
Moreland schaute weg. »Was ist mit denen?«
Seine Lippen zitterten. »Natürlich verdienen sie jedes Mitgefühl, meine Liebe. Mir bricht das Herz, wenn ich an sie denke. Betty war meine Patientin. Ich habe sie zur Welt gebracht!«
Er sank auf seinem Stuhl zusammen. Alle waren wie betäubt.
»Weiß jemand, wie spät es ist?«, fragte ich.
Pam schob einen Ärmel ihres Kimonos hoch und schaute auf ihre Uhr. »Kurz nach vier.«
»Die Nacht ist vorbei«, sagte Jo matt. »Ich möchte nur wissen, weshalb wir alle hier eingesperrt bleiben sollen.«
»Zu unserer eigenen Sicherheit«, sagte Moreland. »So heißt es jedenfalls.«
»Aber wer sollte uns denn etwas tun wollen?« »Niemand.«
»Für die Leute im Dorf gehört Ben zu diesem Haus. Das wird der Grund sein«, mutmaßte ich. Moreland sagte nichts.
»Hier oben sind wir doch die reinsten Zielscheiben«, meinte Jo. »Wir sind vollkommen schutzlos. Es gibt keine Wachen und nichts. Jeder kann hereinmarschieren, wie er will.«
»Ich habe noch nie Schutz gebraucht, Dr. Picker.«
»Haben Sie irgendwelche Waffen im Haus?«
»Nein, natürlich nicht! Wenn Sie um Ihre Sicherheit besorgt sind, dann schlage ich vor, Sie -«
»Schon gut. Um mich selbst mache ich mir am wenigsten Sorgen, jetzt wo Ly tot ist. Wenn erst der schlimmste Alptraum wahr geworden ist, wird man mit allem fertig.«
Sie stand auf, zog den Gürtel ihres Morgenmantels fest und ging ins Haus.
Als sie weg war, sagte Robin: »Sie hat eine Waffe, eine kleine Pistole. Ich habe sie in ihrem Nachttisch gesehen. Die Schublade stand offen.«
»Ich verabscheue Schusswaffen«, murmelte Moreland.
»Hoffentlich erschießt sie niemanden versehentlich«, sagte Pam. »Kannst du jetzt nicht versuchen, ein wenig zu schlafen, Dad? Du willst morgen schließlich bei Kräften sein.«
»Danke für deine Hilfe, Liebling, aber ich glaube, ich werde noch ein wenig aufbleiben.« Er lehnte sich vor, als wollte er sie küssen, doch dann tätschelte er nur ihre Schulter. »Hoffentlich kommen alle wieder zur Vernunft, wenn die Sonne aufgeht.«
»Es gibt noch ein paar Dinge, die ich mit Ihnen besprechen möchte«, sagte ich. Er schaute mich fragend an.
»Dinge, zu denen wir gestern Abend nicht gekommen sind.«
»Ja, sicher, sofort morgen früh, sobald ich mit Dennis gesprochen habe.«
»Ich bleibe ebenfalls auf. Wir könnten uns jetzt zusammensetzen.«
Er rutschte auf seinem Stuhl herum. »Natürlich. Wie wär's, wenn wir die Terrasse den Damen überlassen und uns in mein Büro zurückziehen?«
Ich drückte Robins Hand. Sie erwiderte den Druck und setzte sich neben die verblüffte Pam. Als ich mit Moreland wegging, waren die beiden schon in ein Gespräch vertieft.
»Also, was ist so dringend?«, fragte er, während er das Licht im Bungalow anknipste. Die Zeitungsausschnitte waren von seinem Schreibtisch verschwunden, ebenso die anderen Papiere.
»Zunächst wollte ich Sie fragen, was A. Tutalo bedeutet.«
»Ich verstehe nicht, warum das in diesem Augenblick so wichtig sein sollte.«
»Es gibt auch noch andere Dinge, über die wir reden müssen.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel über Mord und über Ben und darüber, was wirklich auf Aruk vorgeht.«
Er schwieg eine Weile, bevor er sagte: »Sie haben sich ja einiges vorgenommen.«
»Warum nicht? Wir haben Zeit.«
»Na gut.« Er zeigte zum Sofa und ich setzte mich. Ich dachte, er würde sich auf einen Sessel gegenüber setzen. Stattdessen ließ er sich hinter seinem Schreibtisch nieder und begann, in einer Schublade zu wühlen.
»Sie glauben doch nicht, Ben könnte es getan haben, oder?«
»Ich kenne ihn nicht sehr gut«, erwiderte ich.
Er lächelte müde. »Typisch Psychologe ... Aber wie könnte ich erwarten, dass Sie mir blind vertrauen? Sie werden sehen, er ist unschuldig. Die Idee, er könnte Betty so zugerichtet haben, ist mehr als lächerlich. Also, die einfachen Fragen zuerst: ›A. Tutalo‹. Sie konnten keinen Organismus dieses Namens finden, weil es keine Bazille ist, sondern ein Fantasiegebilde, ein einheimischer Mythos. Das ›A‹ steht für Aruk. ›Aruk Tutalo‹. Ein imaginärer Stamm von Waldkreaturen, ein uralter Mythos, an den seit Ewigkeiten niemand mehr glaubt.«
»Bis auf Cristobal.«
»Der hatte Halluzinationen, was etwas vollkommen anderes ist.«
»Konnten Sie ihn überzeugen, dass er nichts gesehen
Weitere Kostenlose Bücher