Satans Bruder
die Instandhaltung. Das heißt, es werden praktisch sofort Elendsquartiere daraus. Und in Creedmans Berichten stehen sie als die großen Wohltäter da. Wenn ich sie nicht weggeworfen hätte, könnte ich Ihnen was davon zeigen.«
»Sie haben ihn ausgeforscht?«
»Das hielt ich für angebracht, nachdem wir ihn beim Herumschnüffeln erwischt hatten.«
»Okay«, sagte ich, »er hat mich also belogen, aber lügt er auch in Bezug auf Ihren Reichtum?«
Er zog an einem seiner Finger, bis es knackte. Dann schob er sich die Brille zurecht und wischte nicht existierenden Staub von seinem Schreibtisch.
»Ich will nicht behaupten, dass ich arm bin, aber Familienvermögen haben die Angewohnheit zu schrumpfen, wenn die Erben keinen Geschäftssinn haben, und schauen Sie mich an. Jedenfalls bin ich nicht in der Lage, Flugplätze zu bauen oder Versorgungsflotten zu chartern. Ich tue, was ich kann.«
»Dann tut es mir Leid, dass ich es angesprochen habe.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sie sind ein sehr engagierter junger Mann, engagiert und zielstrebig. Es kommt nicht allzu häufig vor, dass diese beiden Eigenschaften Hand in Hand gehen. Ihr Engagement kommt sogar in Ihren wissenschaftlichen Artikeln zum Vorschein. Deshalb habe ich Sie gebeten, hierher zu kommen.«
»Und ich dachte, es wäre wegen meiner Erfahrung mit Kriminalfällen.«
Er lehnte sich zurück und lachte. »Und Sie haben ein scharfes Auge. Ja, Ihre Erfahrung mit kriminellem Verhalten war ebenfalls ein Pluspunkt. Für mich bedeutet es, dass Sie eine genaue Vorstellung davon haben, was Recht und Unrecht ist. Ich bewundere Ihren Sinn für Gerechtigkeit.«
»Und was hat das mit dem Sortieren medizinischer Daten zu tun?«
»Ich meinte es in allgemeinerem Sinne: Ihr Handeln folgt ethischen Maßstäben ...«
»Sind Sie sicher, dass es das war?«
»Wie bitte?«
»Dachten Sie nicht in erster Linie an den Kannibalenmord, als Sie mich herholten? Wenn Sie mich deshalb engagiert haben - als Detektiv, weil Sie sich nämlich doch Sorgen machten, dass es weitere Morde geben könnte -, muss ich Sie enttäuschen. Ja, ich hatte mit einigen blutigen Fällen zu tun, doch meistens nur wegen meiner Freundschaft mit Milo Sturgis. Er ist der Detektiv, nicht ich.«
Er brauchte einige Zeit, bevor er sich zu einer Antwort entschloss. Er blickte zu den Aquarellen seiner Frau und seine Finger arbeiteten wie Stricknadeln.
»Sie haben Recht«, sagte er schließlich. »Ich war vielleicht nicht direkt besorgt deswegen, aber die Möglichkeit, dass ein solcher Mord noch einmal passieren könnte, ging mir nicht aus dem Kopf. Ich las alles, was ich über solche Fälle finden konnte. Es scheint tatsächlich die Norm zu sein, dass es sich wiederholt, nicht die Ausnahme. Als ich dann auf Sie stieß, der neben seinen wissenschaftlichen Leistungen auch damit Erfahrung hat, erschienen Sie mir als der ideale Mann.«
»Wie ähnlich sind die Morde an Betty und Anne-Marie Valdos?«
»Dennis sagt, es gäbe gewisse Ähnlichkeiten, aber ...«Das Flattern von Flügeln vor dem Fenster ließ uns beide zusammenzucken: Nachtvögel oder Fledermäuse.
Er schüttelte den Kopf. »Der Mörder hat den Kopf abgetrennt und die Eingeweide herausgenommen, aber es hat nichts gefehlt. Also kein Kannibalismus.«
»Und die Knochen?«
»Ein Bein war gebrochen, aber nicht abgetrennt.«
»Welche Art Klinge hat der Täter benutzt?«
Er antwortete nicht.
»Bill?«
»Er hat Messer benutzt«, sagte er bedrückt, »chirurgische Werkzeuge. Man hat sie neben der Leiche gefunden.«
»Bens Messer?«
Er schüttelte erneut den Kopf.
»Ihre?«
»Ja, einen alten Satz, den ich seit Jahren nicht mehr benutzt habe.«
»Haben Sie ihn Ben überlassen?«
»Nein, ich habe ihn hier aufbewahrt, hier im Labor, in einer Schublade in diesem Schreibtisch.«
»Wo Ben ohne weiteres Zugang hatte.«
Er nickte und brach fast wieder in Tränen aus. »Sie müssen mir glauben. Ben würde nie irgendetwas nehmen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen. Niemals! Ich weiß, es sieht schlecht aus für ihn, aber bitte glauben Sie mir!«
»Anne-Marie hatte ein Alkoholproblem und Betty auch, nicht wahr?«
»Habe ich das gesagt?«
»Sie sagten, sie hätte geraucht und dann haben Sie das Thema gewechselt und betont, wie vernünftig sie gewesen sei - sobald sie schwanger wurde.«
»Aber Alex, das arme Kind ist doch tot ...«
»Ich fordere Sie nicht auf, sie schlecht zu machen, aber es könnte wichtig sein: War sie Alkoholikerin?«
»Nein,
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