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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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altmodische Polizeiarbeit und Glück ohnehin schon herausgefunden hatte. Und in anderen Fällen haben sie zu schlimmen Irrtümern geführt. So hieß es einmal, dass Massenmörder sich stets an Opfer ihrer eigenen Hautfarbe halten: Fehlanzeige. Und Frauen könnten keine Massenmörder sein - bis eine den Anfang machte.
    Menschen sind eben keine Computer. Sie haben die lästige Angewohnheit, für Überraschungen zu sorgen.
    Doch selbst wenn ich größeres Vertrauen in die Berechenbarkeit des Bösen gehabt hätte, wäre ich sehr vorsichtig gewesen, bevor ich Ben meine Absolution erteilt hätte.
    Nach Ly Pickers Tod war Robin und mir die Härte aufgefallen, die er zeigen konnte. Ich erinnerte mich an die kalte, unpersönliche Art, als er die Impfnadeln in die Arme der Kinder gesteckt hatte.
    Und dann seine Herkunft, seine Alkoholikereltern und seine eigenen Probleme mit Alkohol. Wahrscheinlich hatte sein Vater, der »böse Säufer«, ihn auch misshandelt.
    Daher seine gewisse Steifheit, seine übertriebene Selbstkontrolle. Menschen, die nach außen hin sehr kontrolliert wirken, können regelrecht explodieren, wenn sie unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stehen.
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte ich, »auch wenn ich bezweifle, ob es irgendetwas nützen wird.«
    »Reden Sie auch mit Dennis. Versuchen Sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Mir sind die Hände gebunden.«
    »Wenn ich bei Dennis etwas erreichen will, muss ich neutral bleiben. Ich darf nicht als Bens Anwalt auftreten.«
    »Ja, das sehe ich ein. Dennis ist ehrlich und rational. Wenn er auf etwas anspricht, dann auf rationale Argumente.«
    »Wenn Sie so viel von ihm halten, warum wollen Sie dann nicht, dass er sich mit Ihrer Tochter trifft?«, fragte ich beiläufig.
    Er zuckte zurück und sackte auf seinem Stuhl zusammen. Als er den Mund wieder öffnete, klang seine Stimme müde und resigniert.
    »Sie verachten mich also.«
    »Nein, Bill, ich versuche nur, Sie zu verstehen. Je länger ich bei Ihnen bin, desto rätselhafter erscheinen Sie mir.«
    »Ist das wirklich so?« Er lächelte schwach.
    »Ja. Sie scheinen die Insel und ihre Bewohner so zu lieben, und dann fahren Sie Pam deswegen an, weil sie sich mit Dennis trifft. Ich weiß, es geht mich nichts an, ich bin hier nur zu Gast, aber ...«
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Die Lage, in der sich Ben befindet, muss furchtbar für Sie sein«, fuhr ich fort, »aber wenn Sie wollen, dass ich hier bleibe, müssen Sie mir ein paar Dinge erklären.«
    Er schaute an mir vorbei. »Schießen Sie los.«
    »Zunächst möchte ich wissen, warum Aruk so von der Außenwelt abgeschnitten ist. Warum haben Sie sich nicht mehr dafür eingesetzt, das zu ändern? Sie sagen, Sie hätten noch Hoffnung. Warum handeln Sie dann nicht entsprechend? Ich stimme Ihnen zu, dass das meiste im Fernsehen keinen Wert hat, doch wie können die Leute hier je Fortschritte machen, wenn sie kaum Zugang zu Informationen haben? Nicht einmal die Post kommt regelmäßig. Die Leute leben praktisch in kultureller Einzelhaft.«
    Seine Hände zitterten wieder, und auf seinen Wangen erschienen rote Flecken.
    »Ach, vergessen Sie's«, versuchte ich abzuwiegeln. »Nein, nein, fahren Sie fort.«
    »Möchten Sie nichts erwidern?«
    »Natürlich. Die Leute haben Bücher. In der Kirche gibt es eine Bibliothek.«
    »Und wann sind das letzte Mal neue Bücher gekauft worden?«
    Er kratzte mit dem Fingernagel etwas vom Schreibtisch.
    »Okay. Was würden Sie vorschlagen?«
    »Regelmäßigerer Bootsverkehr. Warum können die Versorgungsboote nicht öfter kommen? Und wenn die Marine ihren Flughafen nicht für Versorgungsflüge zur Verfügung stellt, warum bauen Sie dann nicht selbst eine Rollbahn, hier auf Ihrem Land?«
    »Und wie stellen Sie sich die Finanzierung vor?«
    »Ihre persönlichen Finanzen gehen mich zwar nichts an, aber sind Sie nicht sehr wohlhabend?«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Creedman.«
    Er lachte schrill. »Creedman! Wissen Sie, wovon der in Wirklichkeit lebt?«
    »Ich dachte, er wäre Journalist.«
    »Ach was. Er hat einmal für ein paar Provinzblätter und fürs Lokalfernsehen gearbeitet, aber die letzten Jahre hat er nur noch Geschäftsberichte für alle möglichen Firmen geschrieben. Sein letzter Klient war Stasher-Layman. Kennen Sie die vielleicht?«
    »Nein.«
    »Eine große Baufirma mit Sitz in Texas. Sie bauen Sozialwohnungen und andere subventionierte Projekte. Sie stellen Bruchbuden hin, kümmern sich dann aber nicht um

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