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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hatte?«
    »Er war ein sehr sturer Mann.«
    »Hat es noch mehr solche Fälle gegeben?«
    »Nicht dass ich wüsste. Jedenfalls nicht in meiner Zeit. Wie ich schon sagte, es ist ein sehr alter Mythos.«
    »Waldkreaturen, sagen Sie. Wie sollen die denn ausgesehen haben?«
    »Bleich, weich und hässlich. Schattenwesen. Aruk ist keine Ausnahme, was solche Mythen angeht. Fantasien über wollüstige Ungeheuer kommen in allen Kulturen vor, als Ventil für verbotene Sehnsüchte - für animalische Instinkte. Denken Sie nur an die Minotauren, Zentauren und Satyrn der alten Griechen. Oder an die Waldgeister, Vampire, Werwölfe oder Yetis späterer Zeiten. Es ist alles dasselbe: ein psychischer Abwehrmechanismus.«
    »Und die Katzenfrau?«
    »Nein, das war etwas ganz anderes«, erwiderte Moreland. »Eine Reaktion auf ein Trauma.« »Eine Reaktion auf Misshandlung.«
    »Tutalo sind also die Wurmmenschen, die Cristobal gesehen haben will.«
    »Das Wort Tutalo geht auf ein uraltes Wort zurück und bedeutet ›Holzlarve‹. Soweit ich weiß, hat man sich darunter große, menschenähnliche Wesen mit tentakelartigen Gliedmaßen vorgestellt, mit weichen, aber starken Körpern.
    Und kalkweiß, was ich besonders interessant finde. Vielleicht besteht da ein Bezug zu den Kolonisatoren: weiße Geschöpfe, die auf der Insel ›erscheinen‹ und ein brutales Regime errichten.«
    »Die Dämonisierung der Unterdrücker.«
    »Genau.«
    »War Joseph Cristobal politisch aktiv?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Er war ein einfacher Mann, Analphabet und sehr dem Alkohol zugetan. Ich bin sicher, sein Trinken hat eine Rolle gespielt.«
    »Er war Gärtner hier, nicht wahr? War es auch hier, wo er den Tutalo gesehen hat?«
    Er leckte sich die Lippen und nickte. »Er arbeitete in der Nähe der Ostmauer. Es war dunkel. Alle anderen waren längst nach Hause gegangen und er machte Überstunden. Erschöpfung war wahrscheinlich auch ein Faktor.«
    »Wo hat er die Kreatur gesehen?«
    »Er sagte, sie wäre Arme schwenkend durch den Banyanbusch gelaufen und wieder verschwunden. Zuerst hat er niemandem davon erzählt, aus Angst, wie er behauptete, obwohl ich eher glaube, dass er nicht als rückständiger Trunkenbold dastehen wollte. Wenn Sie heute von Tutalo reden, lachen die Insulaner Sie aus.«
    »Er verdrängte also alles und begann zu halluzinieren?«
    »Zuerst waren es Alpträume. Er wachte schreiend auf und sah so ein Wesen in seinem Zimmer.«
    »Vielleicht hat ihn die ursprüngliche Erscheinung im Schlaf ereilt. Oder er war bei der Arbeit eingeschlafen und hat die Vision erfunden, um sich herauszureden.«
    »Das habe ich mich auch gefragt, aber natürlich stritt er es ab. Ich dachte auch daran, dass er von der Leiter gefallen und sich den Kopf verletzt haben könnte, doch es waren keine Kratzer oder Beulen zu sehen.«
    »War er Alkoholiker?«
    »Er war nicht ständig betrunken, aber er liebte seinen Schnaps.«
    »Könnte es sich um eine Alkoholvergiftung gehandelt haben?«
    »Möglich.«
    »Sagen Sie ehrlich, Bill: Wie verbreitet ist Alkoholismus auf Aruk?«
    Er blinzelte und nahm seine Brille ab. »Früher war es ein ernstes Problem, aber wir haben viel Arbeit in die Aufklärung der Leute gesteckt.«
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Ben und ich. Deshalb sage ich ja, es ist Wahnsinn, ihn dessen zu beschuldigen, was heute Nacht passiert ist. Sie müssen ihm helfen, Alex.«
    »Was soll ich denn Ihrer Ansicht nach tun?«
    »Sprechen Sie mit Dennis. Erklären Sie ihm, warum Ben es nicht gewesen sein kann. Erklären Sie ihm, dass das psychologische Profil einfach nicht passt.«
    »Und warum sollte mir Dennis das abnehmen?«
    »Ich weiß nicht, ob er Ihnen glauben würde, aber wir müssen alles versuchen. Ihr Beruf und Ihre Erfahrung machen Sie vielleicht glaubwürdig in seinen Augen. Psychologie war eines seiner Hauptfächer am College.«
    »Was ist denn das psychologische Profil, in das Ben Ihrer Meinung nach nicht passt?«
    »Die zwei Arten von Lustmördern, von denen das FBI spricht. Er ist weder der unfähige Versager mit geringer Intelligenz noch der berechnende, sadistische Psychopath.«
    Das FBI hatte um psychologische Profile von Massenmördern einiges Aufhebens gemacht. Doch diese Profile hatte man aus Verhören mit Psychopathen gewonnen, die so unvorsichtig gewesen waren, sich schnappen zu lassen. Und Psychopathen sind notorische Lügner. Profile führten kaum oder nie dazu, dass ein Mörder gefasst wurde.
    Sie bestätigten nur manchmal, was man durch

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