Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
ich jemanden entbehren kann.«
    »Danke. Bis später.«
    »Danken Sie mir nicht. Ich tue es nicht für Sie - und auch nicht für ihn.«
    Eine Stunde später erschien er selbst. Seine Augen verbarg er hinter seiner verspiegelten Sonnenbrille und auf dem Armaturenbrett des kleinen Polizeiwagens klemmte ein Gewehr.
    Ich stieg zu ihm ein und er fuhr los, mit Vollgas um den Springbrunnen herum und durch das Tor. Die holprige Straße zum Dorf nahm er so schnell, dass er fast mit dem Kopf an die Decke stieß.
    Als das Haus nicht mehr zu sehen war, sagte er: »Ich gebe Ihnen eine Stunde, was wahrscheinlich mehr ist, als Sie brauchen werden, denn er spielt immer noch den Gelähmten.«
    »Glauben Sie wirklich, es ist gespielt?«
    »Sie sind der Experte.« Es kam eine scharfe Kurve und er schaltete in einen niedrigeren Gang.
    »Ben hat mir erzählt, Sie wären zusammen aufgewachsen.«
    Er lächelte bitter. »Ja. Er war zwei Jahre älter, aber wir hingen eine Zeit lang zusammen herum. Er war immer klein und ich hatte mir angewöhnt, ihn zu beschützen.«
    »Vor wem?«
    »Vor anderen Kindern, die sich über ihn lustig machten. Seine Familie war das Letzte vom Letzten. Sie wuschen sich nicht gern und er machte da keine Ausnahme. Kein Mensch hätte je geglaubt, dass er sich einmal so verändern würde.«
    »Nachdem er zu Moreland gezogen war?«
    »Ja. Plötzlich war er superordentlich und studierte die ganze Zeit. Dr. Bill kaufte ihm einen Katamaran und wir gingen zusammen segeln. Ich trank normalerweise ein Bier, wenn wir draußen waren, doch er rührte nichts an.«
    »Und das ging alles auf Morelands Einfluss zurück?«
    »Wahrscheinlich hat auch der Militärdienst seine Wirkung gehabt. Den haben wir ebenfalls gleichzeitig absolviert, ich bei der Militärpolizei, er bei der Küstenwache. Danach heiratete er und hatte bald Kinder und so weiter. Wahrscheinlich hielt er es für schlau, das saubere Leben beizubehalten. Ich habe das Schwein wirklich gemocht, können Sie sich das vorstellen?«
    Er schüttelte den Kopf und raste den letzten Hang vor dem Dorf hinunter. Ich fühlte mich wie auf einer Achterbahn.
    Unten an den Kais hielten sich mehr Leute auf als gewöhnlich, meist Männer, die sich vor dem Laden versammelten, der geschlossen war wie alles andere, außer Slim's Bar. Auch dort lungerten mehr Männer herum als sonst. Sie rauchten und hatten Bierflaschen in der Hand. In dem Meer aus schwarzem Haar fiel mir zuerst Skip Amalfis blonde Mähne auf; dann sein Vater, der sich im Hintergrund hielt.
    Laurent fuhr so schnell, dass ich kein Gesicht erkennen konnte. Er ignorierte das Stoppschild an der Uferstraße, bog scharf rechts ab und raste auf das Verwaltungsgebäude zu. Diesmal waren die Parkplätze vor dem weißen Haus alle besetzt. Er stellte sich hinter einen verwitterten Toyota, riss den Schlüssel aus dem Zündschloss, nahm das Gewehr aus seiner Halterung und stieg aus. Die Waffe sah in seinen Händen aus wie ein Spielzeug.
    Er knallte die Wagentür zu und marschierte zum Haus. Die Gaffer traten zur Seite und ich folgte in seinem Kielwasser, sodass ich drinnen war, bevor ich die Bemerkungen, die die Leute über mich machten, hören konnte.
    Der Raum, in den wir kamen, war winzig, düster und heiß und stank nach salziger, fetter Dosensuppe. Die Wände waren mit Fahndungsplakaten, Interpolaufrufen und Listen mit neuen Richtlinien aus den Staaten bedeckt. Es gab zwei unordentliche Schreibtische. Die Telefone standen auf Stapeln von Papieren und auf einem der Schreibtische thronte eine Kochplatte, was den Suppengestank erklärte.
    Der einzige Farbtupfer war der Kalender einer Werkzeugfabrik, von dem mich eine aufgepumpte, riesige Brünette in einem winzigen roten Bikini anstrahlte. Zwischen ihren glatten, sonnengebräunten Oberschenkeln saß ein Hilfssheriff mittleren Alters. Sein Haar zeigte die ersten grauen Strähnen und hing schlaff über seinen Kragen. Er war dabei, etwas zu schreiben, und bewegte dabei einen Zahnstocher im Mund herum. Seine Uniform war nicht gebügelt, doch sein Namensschild war frisch poliert.
    »Ed«, sprach ihn Dennis an, »das hier ist Dr. Delaware, der Psychologe, der oben im Schloss wohnt. Dr. Delaware: Ed Ruiz.«
    Ed schob seinen Stuhl zurück und schaute zu uns hoch. Die Haut unter seinen Augen war fleckig. Neben seiner linken Hand lag ein Stapel einzeln verpackter Zahnstocher. Er spuckte das Hölzchen aus, auf dem er gerade gekaut hatte, zog ein neues aus seiner Plastikhülle und steckte es in

Weitere Kostenlose Bücher