Satans Bruder
Geheimnisse der Inselpsyche zu erhellen.«
Sie ging auf die Terrassentür zu, und bevor sie im Haus verschwinden konnte, rief ich ihr nach: »Die Insel wäre ein ausgezeichneter Standort für ein Gefängnis, finden Sie nicht? Sie gehört den USA. Das heißt, es gibt keine diplomatischen Probleme. Sie ist abgelegen, es gibt nicht viel Bevölkerung, die man umsiedeln müsste. Und der Ozean ist die beste Gefängnismauer.«
»Wie früher die Teufelsinsel? Eine interessante Idee«, sagte sie vorsichtig.
»Und politisch sehr vorteilhaft. Man könnte die Schurken auf die andere Seite des Ozeans verschiffen und einfach vergessen. Bei der Verbrechensrate daheim käme das bei den Wählern bestimmt gut an.«
Die Krümel fielen auf den Steinboden, so fest presste sie ihre Verpflegung zusammen.
»Haben Sie etwa vor, ins Gefängnisgeschäft zu gehen?«
»Nein, nein, ich habe nur laut gedacht.«
»Ach so. Warum schreiben Sie nicht an Ihren Abgeordneten, wenn Sie zu Hause sind? Der ist bestimmt empfänglich für Ihre Idee.«
Auf meinem Schreibtisch lag erneut eine gefaltete Karte.
Lass dich nicht täuschen durch die Zeit, die du nie beherrschen wirst. In den Tiefen des Alptraums, wo Gerechtigkeit nackt ist, lauert Zeit in den Schatten ...
W H. Auden
Einstein wäre bestimmt derselben Meinung, nicht wahr?
B.
Was meinte er nun damit? Trügerische Zeit, Einstein, Relativität, Alptraum, Tod? Nahender Tod?
Ein alter Mann, der jede Hoffnung verloren hatte? Ein verklausulierter Hilferuf?
Ich las noch ein paar Akten, konnte mich aber nicht konzentrieren. Also ging ich zum Haus zurück, wo ich Gladys in die Arme lief.
»Gut, dass ich Sie erwische, Doktor. Mr. Laurent ist am Telefon.«
Ich ging zum Apparat im Wohnzimmer. »Delaware.«
Die Leitung blieb stumm. Dann ein Klicken und Stimmen im Hintergrund. Die lauteste gehörte Dennis, der Befehle erteilte.
»Ich höre, Mr. Laurent.«
»Ja, schießen Sie los. Jemand hat mir gesagt, Sie wollten mich sprechen.«
»Könnte ich zu Ihnen kommen und mit Ben reden?«
Es gab eine Pause, bevor er fragte: »Warum?«
»Dr. Moreland hat mich gebeten, ihm moralische Unterstützung zu geben. Ich weiß, es ist viel verlangt -«
»Das können Sie wohl sagen.«
»Okay, ich habe Sie gefragt. Mehr habe ich nicht versprochen.«
»Wollen Sie nun mit ihm reden oder nicht?«
»Ich mische mich eigentlich ungern ein. Können Sie mir vielleicht sagen, wann wir das Grundstück wieder verlassen dürfen?«
»Sobald sich die Lage beruhigt hat.«
»Wir wollen in fünf Tagen das Boot nehmen. Meinen Sie, das wäre ein Problem?«
»Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Niemand darf die Insel verlassen, bis wir hier durchblicken.«
»Gilt das auch für das Marinepersonal?«
Er schwieg. Im Hintergrund war immer noch Lärm zu hören.
»Vielleicht wäre es ganz gut, wenn Sie herunterkämen und mit ihm redeten. Er benimmt sich wie ein Verrückter und ich will nicht, dass man mir vorwirft, ich hätte mich nicht ordentlich um ihn gekümmert. Das gäbe später nur Schwierigkeiten.«
»Aber ich bin kein Arzt.«
»Was sind Sie dann?«
»Psychologe.«
»Das reicht schon. Untersuchen Sie ihn.«
»Warum nicht Pam? Die ist doch Ärztin.«
»Aber keine Psychiaterin. Was ist? Jetzt, wo ich will, haben Sie kein Interesse mehr?«
»Machen Sie sich Sorgen, er könnte einen Selbstmordversuch unternehmen?«
»Ich will es so ausdrücken: Ich mag es nicht, wenn ein Häftling sich so benimmt.«
»Was macht er denn?«
»Nichts. Das ist es ja gerade. Er rührt sich nicht, sagt keinen Ton und isst nichts. Er scheint noch nicht einmal seine Frau zu erkennen.«
»Sind seine Glieder wachsartig?«
»Sie meinen weich?«
»Wenn Sie ihn in eine bestimmte Position bringen, bleibt er dann so liegen?«
»Wir haben noch nicht versucht, ihn zu bewegen. Wir wollen nicht, dass irgendjemand sagen kann, wir hätten ihn misshandelt. Wir schieben nur sein Essenstablett in die Zelle und sorgen dafür, dass er genug Klopapier hat. Ich bin sehr vorsichtig. Wir wollen keinen Fehler machen, bevor sein Anwalt hier ist.«
»Wann wird das sein?«
»Wenn Guam sofort einen freistellen kann und Stanton ihn hier landen lässt, hoffentlich in zwei Tagen. Warten Sie.«
Er rief weitere Befehle, bevor er fortfuhr: »Kommen Sie nun oder nicht? Wenn ja, dann schicke ich jemanden, um Sie abzuholen und zurückzubringen. Wenn nein, dann soll es mir auch recht sein.«
»Also gut. Lassen Sie mich abholen. Wann kann ich damit rechnen?«
»Sobald
Weitere Kostenlose Bücher