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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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hirnlosen Vorgesetzten warten.«
    »Sie haben wohl nicht viel übrig für Polizisten.«
    »Da täuschen Sie sich. Mein bester Freund ist Polizist.«
    Er rührte sich Kaffeeweißer in seinen Becher und trank genießerisch. »Ich lasse einen Pathologen einfliegen. Der wird sich auch Anne-Maries Akte noch einmal anschauen. Ich glaube nicht, dass er mit Sicherheit sagen kann, ob Bettys Mörder Links- oder Rechtshänder war. Ihr Kopf war schließlich glatt abgetrennt. Aber vielleicht irre ich mich da. Ich bin kein Experte.«
    Er stand auf, setzte sich hinter den Schreibtisch und legte die Füße hoch.
    »Was sagt Ihnen denn Ihr Instinkt? Ist Ben schuldig?«, fragte ich ihn.
    »Mein Instinkt? Was hat der schon zu sagen?«
    »Mein Freund arbeitet bei der Mordkommission. Sein Instikt hat ihm schon oft gute Dienste erwiesen.«
    »Schön für ihn, aber ich bin nur ein Drittel einer erbärmlichen, dreiköpfigen Polizeitruppe auf einer erbärmlichen kleinen Insel. Ed ist meine wichtigste Stütze. Der andere Mann ist noch älter als er.«
    »Wahrscheinlich hat das früher gereicht.«
    »Ja, sicher. Und für den Mord letzte Nacht reicht es auch ... War es Ben? Es sieht alles danach aus und er gibt sich keine Mühe, es abzustreiten. Der Einzige, der anderer Meinung ist, ist Dr. Bill in seiner ...«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Verstocktheit?«, führte ich seinen Satz zu Ende.
    Er lächelte gezwungen. »Besessenheit, hätte ich fast gesagt. Verstehen Sie mich nicht falsch, wahrscheinlich hätte er einen Nobelpreis gewinnen können. Den Kopf dafür hat er jedenfalls. Und meiner Mutter und mir hat er sehr geholfen. Er nimmt keine Miete für das Restaurant, bis die Geschäfte besser gehen, und er hat meine Erziehung finanziert. Was glauben Sie, wie ich mich gefühlt habe, als ich ihn letzte Nacht angeschrien habe? Aber Sie müssen mich verstehen. Er ist wie ein Muräne. Wenn er sich einmal in etwas verbissen hat, lässt er nicht mehr los. Was zum Teufel denkt er denn, was ich machen soll? Soll ich Ben laufen lassen, nur weil er es so will, und zuschauen, wie die ganze Insel verrückt wird?«
    »Meinen Sie, das würde passieren?«
    »Die Atmosphäre ist explosiver, als ich es je erlebt habe - viel schlimmer als nach dem ersten Mord, und da war es schon gefährlich.«
    »Ich weiß. Die Leute sind die Südstraße hinaufmarschiert.«
    »Ach was, es war kein Marsch, nur ein paar Halbstarke mit Holzlatten. Aber jetzt denken natürlich viele, jemand hätte damals absichtlich den Eindruck erweckt, jemand von der Marine wäre der Mörder gewesen, und sind deshalb doppelt sauer.«
    »Denken die Leute, Ben hätte sie hinters Licht geführt?«
    »Ben und Dr. Bill, weil Ben allgemein als Dr. Bills Schützling angesehen wird. Viele der Leute bewundern Dr. Bill, doch zugleich ist er ihnen irgendwie unheimlich. Es gibt diese Gerüchte ...«
    »Worüber?«
    »Ach, Sie wissen schon, die üblichen Frankensteingeschichten, ›verrückter Wissenschaftler‹ und so. Außerdem sagen manche, er würde nur einen kleinen Teil von dem Obst und Gemüse, das er produziert, dem Dorf überlassen und das meiste würde er horten.«
    »Ist das wahr?«
    »Wer weiß? Die Jungs, die für ihn arbeiten, erzählen komische Geschichten über seine Experimente, aber was bedeutet das schon? Was hält die Leute davon ab, selber was anzubauen, wie meine Mutter es tut? Dr. Bill hat ihr vor Jahren Erde und Saat zur Verfügung gestellt und jetzt produziert sie ihr eigenes chinesisches Gemüse für das Restaurant. Die Menschen hier zeigen keinerlei Initiative. Sie faulenzen und jammern nur und fangen an zu reden, besonders, wenn etwas passiert. Anne-Marie war gerade erst auf die Insel gekommen. Sie hatte keine Wurzeln hier. Doch Betty war bei allen beliebt ...«
    »Auch bei den Seeleuten, wie ich gehört habe.«
    Er verzog keine Miene. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Moreland hat mir erzählt, sie wäre früher mit Leuten von der Basis ausgegangen - genau wie Anne-Marie.«
    »Ausgegangen ... sicher, Betty amüsierte sich gern, aber das war vor der Verlobung, und wenn ich Sie wäre, würde ich das vor niemandem wiederholen.«
    »Halten Sie es für möglich, dass zwischen Ben und Betty etwas gelaufen ist?«
    »Keine Ahnung, aber wer weiß? Was Betty auch getrieben haben mag, sie war ein nettes Mädchen. Einen solchen Tod hat sie nicht verdient.«
    »Ich weiß. Ich habe noch gestern Morgen mit ihr gesprochen.«
    Er stellte seinen Becher ab. »Wo war das?«
    »Im Laden. Ich habe dort

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