Satans Erbe (German Edition)
und Benni ist in sein Zimmer gewankt, als der Notarzt hier war. Er hat eine Beruhigungsspritze bekommen. Ich werde gleich nach ihm sehen.«
»Danke.« Arno hob schlaff die Hand, drehte sich um und ging in sein Büro. Er drückte die Tür hinter sich zu, ließ sich in seinen Sessel fallen und schloss die Augen. Womit hatte er das verdient?
Nichts war ihm geblieben, seine gesamte Familie war tot. Sein nichtsnutziger Bruder war ihm gleichgültig und Elisa schuld am Tod seines geliebten Engels. Er nestelte an seinem Schlüsselbund und löste einen kleinen Schlüssel. Mechanisch führte er ihn an die Schreibtischschublade und öffnete sie bis zum Anschlag. Seine Pistole lag vor ihm, daneben das Magazin und eine volle Schachtel Munition. Arnos Hand glitt über das Metall. Langsam schlossen sich seine Finger darum und hoben die Waffe aus ihrem Fach. Mit der anderen Hand griff er nach dem gefüllten Magazin, das ihm vor Schreck hinunterfiel, als es an der Tür klopfte und diese fast gleichzeitig aufgerissen wurde.
»Arno, du musst unbedingt nach Benni sehen. Mit ihm stimmt et…« Ahriman stürzte auf ihn zu. »Was hast du vor?« Der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ehe Arno handeln konnte, riss Ahriman ihm den Revolver aus der Hand. Er hob das Magazin auf, steckte es in die Hosentasche und die Pistole in seinen Bund am Rücken. Arno ließ sich widerstandslos alles gefallen. Träge sah er zu Ahriman auf.
»Besser, du schaust mal nach Benni …«, sagte dieser nur und überging den Vorfall, als wäre nichts gewesen.
Die folgenden Tage flossen wie in Trance an Arno vorüber. Lisas und Elenas Beerdigung; der Aufruhr in der Presse, der über die örtliche Berichterstattung hinausging und den ganzen Kanton erfasste; der Besuch der Kriminalpolizei, die ihm ausgerechnet jetzt, wo es sein Herz nicht mehr erreichen konnte, mitteilte, dass man die Leiche seines Vaters zwischen dichtem Gestrüpp auf einem Felsvorsprung in der Beatenbucht gefunden hatte, wo er all die Jahre gelegen hatte; die Einäscherung des Toten ohne Trauerfeier, die Tatsache, dass man den Mörder seiner Eltern nie gefunden hatte – mit jedem Ereignis und jeder Stunde, die verstrich, wuchs sein Eispanzer um einige Millimeter. Als sich Bennis Zustand nicht besserte und er ihn nach Wochen in ein privates Sanatorium einweisen lassen musste, rief er im Anschluss Ahriman zu sich.
»Ahriman«, begann er unbeholfen, »ich weiß, dass du … dass … na ja, sagen wir mal, dass du etwas andersherum bist …« Sein Gegenüber sah ihn stumm an und wartete, dass er fortfuhr. »Ich habe mir etwas überlegt.« Er machte eine erwartungsvolle Pause, hoffte, dass Ahriman ihm das Fortfahren erleichtern würde, ihm die Worte aus dem Mund nahm, aber seine Hoffnung schwand dahin, denn Ahriman hielt seinen Blick unverwandt fest und schwieg.
»Ich möchte, dass du und Kiruscha bleibt und euch um Elisa kümmert, hier in der Villa. Ich werde euch monatlich eine großzügige Unterhaltssumme für das Kind, die Instandhaltung des Hauses und für ausreichend Hauspersonal zur Verfügung stellen.« Er schluckte, aber sein Redefluss ging sofort weiter: »Sagen wir … 50.000 Franken und zusätzlich 10.000 für jeden zum persönlichen Bedarf. Euch soll es gut gehen.«
Ahriman räusperte sich und setzte zu einer Erwiderung an, doch Arno fuhr fort: »Warte, bevor du etwas sagst, ich bin noch nicht fertig. Ich werde das Land verlassen und reisen. Offiziell bleibe ich natürlich hier, damit die Behörden denken, dass ich mich um Elisa kümmere. Und wenn etwas ist, bin ich innerhalb von 24 Stunden zurück …« Nach einer kurzen Pause setzte er hinzu: »Ein bis zwei Mal im Jahr werde ich herkommen, um Rechtliches in der Firma zu regeln oder was sonst noch anfällt.«
Eine erwartungsvolle Stille trat ein.
Arno biss sich auf die Lippen. Sein Herzschlag steigerte sich zu einem infernalen Stakkato, während er gespannt auf Ahrimans Reaktion und Antwort wartete.
Endlich brach dieser das Schweigen.
»Deine Entscheidung überrascht mich, Arno.«
Arno nickte. »Ich weiß, dass ich normalerweise keine sofortige Zusage erwarten kann, Ahriman. Aber ich muss weg. Ich halte es nicht mehr aus.«
»Zunächst einmal, Arno: Du brauchst vor den Behörden keine Angst zu haben. Niemand weiß von der Zwillingsgeburt. In dem Trubel hat keiner den Notarzt darüber informiert und im Anschluss ist es untergegangen. Der Notarzt wollte nur wissen, wie es zu der Hausgeburt gekommen ist
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