Satans Erbe (German Edition)
junge Frau mit einem erneuten Blick, fing den ihren auf und versuchte, darin zu lesen, aber er konnte kein Aufmerken erkennen. Hatte er sich so sehr verändert? Wohl kaum. So viele Jahre war das mit dem Kino noch nicht her … fünf? Das musste in etwa hinkommen. Melancholie befiel ihn. Er leerte die Tasse, warf einen Geldschein auf den Tisch und reihte sich in die Menge flanierender Menschen in der Passage ein. Zügig schritt er zu seinem Wagen zurück und nahm die letzten Meter zur Firma in Angriff. Arno lenkte das Fahrzeug auf den großen Parkplatz, wo ihn sein angestammter Platz mit der Beschriftung »Vorstand« empfing.
Als er die Eingangshalle betrat, umgab ihn der gewohnte Geruch des Bürohauses, dennoch schien alles fremd. Der Pförtner grüßte höflich, jedoch ohne ein Zeichen des Erkennens. Wahrscheinlich ein Neuer, dachte Arno und machte sich schnurstracks auf den Weg in sein ehemaliges Büro, das ihm bis heute unverändert zur Verfügung gehalten wurde. Im Augenwinkel erkannte er, wie der Pförtner zum Telefonhörer griff.
Aha, die Chefetage wurde informiert. Seine Vermutung fand Bestätigung, als er im dritten Stock den Fahrstuhl verließ. Zwei Aufsichtsratsmitglieder kamen ihm in steifen Schritten in ihren nichtssagenden grauen Anzügen entgegengeeilt und streckten die Hände zur Begrüßung aus. Arno ignorierte den missbilligenden Blick des einen, der sich nur auf sein saloppes Äußeres beziehen konnte.
Er hielt sich nicht lange in der Firma auf. Nachdem er sich die Unterlagen zur Unterzeichnung hatte reichen lassen, ließ er sich in knapp 30 Minuten einen Überblick geben. Ihn interessierte nur die Finanzlage. Besser konnte es im Betrieb nicht laufen. Als er das Gebäude verließ, fuhren seine Hände automatisch an den Hals, um die Krawatte zu lockern, bis ihm auffiel, dass er keine trug.
Entschlossen, auch die nächsten beiden Punkte auf seiner Liste schnellstmöglich hinter sich zu bringen, fuhr er geradewegs zur Villa Felthen. Ein kurzes Gespräch über das Autotelefon gab ihm Gewissheit, dass man ihn erwartete.
Ahriman sah gut aus. Gleich nach der Begrüßung erklärte er, dass Kiruscha nicht so früh mit seinem Erscheinen gerechnet habe und daher noch zum Einkaufen unterwegs sei. Man habe ein reichhaltiges Dinner geplant und ihn zum Abendessen erwartet. Arno winkte ab. »Das macht nichts, Ahriman«, sagte er und ihm wurde wesentlich leichter, als er erkannte, dass er den Besuch hier nun auf ein Minimum würde abkürzen können. »Wo steckt denn die kleine Elisa?«
Eine hager wirkende Frau, etwa Mitte vierzig, trat in sein Blickfeld. »Guten Tag, Herr von Felthen.«
»Das ist Marianne, unser Kindermädchen«, erklärte Ahriman.
Die Frau machte einen gepflegten Eindruck. An der Hand hielt sie ein leicht pummliges Mädchen mit dunklen Locken, das den Daumen in den Mund gesteckt hatte. Arno ging in die Knie.
»Hallo Elisa, ich bin dein Großvater. Magst du mich begrüßen kommen?« Das Kind hob fragend den Kopf zu Ahriman, und als dieser nickte, ließ sie die Hand des Kindermädchens los und kam erst mit zwei, drei vorsichtigen Schritten auf ihn zu, bevor sie ihren Gang beschleunigte und in seine ausgebreiteten Arme flog.
»Hoppla, bist du aber eine stürmische junge Frau.« Er lachte und schob die Kleine von sich. Zu seinem Bedauern machte er keine Ähnlichkeit zu Lisa aus, und sie erinnerte ihn auch weder an Petra, seine Eltern noch an sich. Er gab sich Mühe, das Mädchen ein paar Minuten zu beschäftigen, aber anscheinend hatte er es verlernt, mit Zweijährigen umzugehen, denn nach kurzer Zeit fing die Kleine an zu weinen und das Kindermädchen nahm sich ihrer an, woraufhin sie sich wieder beruhigte.
Arno packte die Gelegenheit beim Schopfe. Nachdem er sich flüchtig vergewissert hatte, dass die Villa in bestem Zustand war, ließ er sich von Ahriman bestätigen, dass auch finanziell alles im Reinen war und verabschiedete sich. Das war geschafft. Nun lag nur noch der Besuch bei seinem Bruder vor ihm. Obwohl er diesen ebenfalls so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, schob er ihn vor sich her und suchte zunächst ein Lokal auf, in dem er zu Mittag aß. Als sich auch nach einem Nachtisch und einer abschließenden Tasse Kaffee das Bevorstehende nicht mehr hinauszögern ließ, machte er sich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf den Weg.
Ihn plagten Gewissensbisse, dass er sich in den vergangenen Jahren nicht um seinen Bruder gekümmert hatte. In der gesamten Zeit hatte er
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