Satans Erbe (German Edition)
und ich konnte ihm glaubhaft vermitteln, dass alles so überraschend passiert ist und Lisa die Schwangerschaft verheimlicht hatte. Wenn du willst, belassen wir es dabei und informieren niemanden nachträglich.«
»Das wusste ich nicht, aber umso besser. Damit liegen mir keine Steine im Weg – sofern du … sofern ihr bereit seid, meinem Angebot zu folgen.«
»Ich kann in der Villa schalten und walten, wie ich will?«
»Natürlich. Meine einzige Bedingung ist, dass ihr beide – Kiruscha und du, wie liebevolle Eltern das Kind aufzieht und die Fehler vermeidet, die ich in meiner Familie gemacht habe. Ich möchte auch noch ein persönliches Gespräch mit Kiruscha führen.«
»Darauf wirst du dich verlassen können, Arno. Du weißt, ich habe Lisa geliebt wie mein eigenes Kind. Elisa wird mir ebenso ans Herz wachsen.«
»Daran zweifele ich nicht. Und ich bin überzeugt, dass Kiruscha eine wundervolle Mutter sein wird. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um das Baby. Sie sollen auch endlich aus dem Keller ausziehen – in Lisas und Bennis alte Zimmer. Nimmst du mein Angebot also an?«
»Ja. Doch lass mich bitte zuerst mit Kiruscha reden, damit sie nicht überrumpelt wird von deinem Vorschlag, okay?«
»Sicher. Aber ich hätte eure Entscheidung gern bis heute Abend. Ich möchte morgen früh abreisen, ich bleibe keinen Tag länger in diesem Haus.«
»In Ordnung.« Ahriman erhob sich und verließ das Zimmer.
Zufrieden aufseufzend ließ sich Arno in den Sessel und in seine Träume zurücksinken. Er verdrängte das schlechte Gewissen und ließ alles los, was ihn an dieses Haus, an diese Familie band.
Das Gespräch am Abend mit Kiruscha bestätigte seine Überzeugung, das Richtige zu tun. Er konnte beruhigt abreisen.
79.
Bürohaus der Felthen AG
Thun, Schweiz
Februar 1985
» W ie war noch gleich Ihr Name?«
»Martha Simmens.«
Die junge Personalchefin blätterte in der Bewerbung. »Und Sie sind … wie alt?«
»46.«
»Sie glauben, dass Sie den Anforderungen der Stelle gewachsen sind?« Ihr Blick huschte zweifelnd über Marthas Körper.
Martha atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. »Selbstverständlich. Ich habe meine Ausbildung bei Nestlé gemacht, eine weitere als Köchin und …«
»Das steht hier alles. Dennoch, wir haben keine Stelle als Köchin.« Sie klappte die Mappe zu. »Glauben Sie nicht, weil Sie mal bei den von Felthens privat gekocht haben …«
»Nein, nein. Ich bin ja auch wegen der Putzstelle …«, Martha hob die Hände. Wie faltig sie geworden waren. Nur Johns Ring, der würde für immer glänzen. Sie richtete ihren Blick auf das Ölgemälde hinter der hochnäsigen Angestellten der Felthen AG. Es zeigte Thomas und Constanze von Felthen mit ihren Söhnen Bernard und Arno. Martha blinzelte.
»Also, wollen Sie die Arbeitsstelle in der Putzkolonne?«
Martha nickte energisch und verbarg ihre wahren Gefühle. Niemals hätte sie sich erneut bei den von Felthens beworben, wenn das Arbeitsamt sie nicht gezwungen hätte.
»Gut«, die Personalchefin hob einen Bogen Papier aus einem Hefter, »das hier müssen Sie ausfüllen.« Sie legte einen Kugelschreiber auf die Blätter. »Sie machen doch keine langen Finger, oder?«
»Bitte?«
»Na, ob Sie klauen?«
»Also hören Sie mal. Selbstverständlich nicht. Meine Zeugnisse sind einwandfrei!«
»Außer das von den von Felthens, das fehlt. Und dort waren Sie am längsten.«
Martha schnappte sich den Stift und fing an, die Fragen zu beantworten. Klar fehlte das Zeugnis von ihren Jahren bei den von Felthens. Sie hatte nie wieder ein Wort mit Benni, Arno oder Lisa gewechselt. Ihr Blick verschwamm und sie holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche. Sie hatte keine Traute gefunden, Arno unter die Augen zu treten, um darum zu bitten und selbst vor Benni oder Lisa hatte sie sich zu sehr geschämt.
»Wenn auch nur ein Kugelschreiber während Ihrer Schicht abhandenkommt, fliegen Sie, Frau Simmens.«
Martha nickte. Sie hatte nicht mehr die Kraft zum Kämpfen. Sie brauchte den Zweitjob, um die Miete aufbringen zu können, obwohl sie bereits von ihrer Wohnung in Interlaken in eine kleinere in Thun umgezogen war.
»Hier, bitte.« Sie reichte der jungen Frau, die ihre langen Beine übergeschlagen hatte und mit ihren Stöckelschuhen ein nervtötendes Klopfgeräusch verursachte, die unterzeichneten Papiere. »Und wenn eine Stelle in der Küche frei wird, würden Sie in diesem Fall bitte an mich denken, bevor Sie eine Anzeige schalten?
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