Satans Erbe (German Edition)
zusammenfassen, was wir wissen?«
Der Bär brummte zustimmend.
»Vor zehn Jahren, am 3. August 1998 wurde Elisa nackt, nur in eine Decke gehüllt, vor einem Haus in der Nähe der Villa Felthen gefunden. Die Kriminalpolizei fand anhand der Spuren heraus, dass sich Elisa über einen längeren Zeitraum in der Villa aufgehalten haben muss, vorrangig in zwei Kellerräumen, die größtenteils ausgebrannt waren und in denen man sieben Leichen fand, zwei Frauen und fünf Männer, unter anderem den Hausherren, Arno von Felthen.
Man fand Spuren sexuellen Missbrauchs an Elisa, konnte aber ihre Identität nicht klären.«
Sibylle machte eine Pause. »Elisa wurde zunächst im Spital behandelt und kam dann in eine staatliche psychiatrische Klinik. Vor fast neun Jahren, am 13. Februar 2000 wurde sie hierher verlegt.«
»Stopp.«
Sibylle sah fragend zum Bären auf. »Ich habe Ihnen doch nichts Neues erzählt?«
»Nein, diese Fakten sind mir bekannt. Aber wie kam Elisa hierher? Wer hat die Verlegung veranlasst? Wer zahlt ihren Aufenthalt?«
Sibylle legte einen Finger an die Lippen. »Der Bruder von Arno von Felthen, Bernhard. Er ist ein ehemaliger Patient, ich habe seine Behandlung übernommen, als ich 1998 in Hardegg anfing.«
»Das ist mir jetzt neu. Erzählen Sie.«
»Nun, Bernhard von Felthen wurde 1985 eingeliefert, nachdem seine Nichte Lisa bei der Entbindung ihrer Tochter verstorben war. Er stand ihr sehr nahe und hat ihren Tod nicht verwunden. Zwölf Jahre lang glaubte er sich als junger Mann in Australien, der nur zu einem Kurzbesuch in der Schweiz war. Er bekam nicht mit, wie die Zeit verstrich, hatte keine Erinnerung an die Jahre zwischen 1974, als er tatsächlich anreiste und 1985, als er eingeliefert wurde bis zu dem Punkt, als seine Genesung einsetzte.«
»Wusste er vom Tod seines Bruders, von den Vorgängen in der Villa? Wann wurde er entlassen?« Der Bär zwirbelte wieder eine seiner Locken und Sibylle musste innerlich grinsen.
»Er wusste es nicht bis zu seiner Genesung. Erst, als seine Selbstheilungskräfte einsetzten und binnen weniger Monate seine Erinnerung an die Zeit vor seiner Einlieferung zurückkam, habe ich es ihm erzählt. Man hatte mir den Fall von Dr. Ebeling übertragen und ich konnte Bernhard von Felthen erfolgreich therapieren. Er brauchte noch zwei Jahre, um mit seiner Trauer zurechtzukommen. 2000 konnten wir ihn entlassen.«
»Was geschah nach seiner Entlassung?«
»Das weiß ich nicht genau. Mir ist nur bekannt, dass er eine Stiftung gründete, die Elisas Aufenthalt finanziert und dass er ihre Verlegung veranlasst hat.«
»Haben Sie ihn nie wieder gesprochen?«
»Ich weiß nicht einmal, wo er sich aufhält. Er hat niemals Kontakt aufgenommen, weder zu mir noch zu Elisa.«
»Etwas kommt mir merkwürdig vor. Warum bezahlt er oder die von ihm gegründete Stiftung Elisas Aufenthalt?«
Sibylle zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, weil er sich irgendwie verpflichtet fühlt. Schließlich wurde das Mädchen offensichtlich im Hause seines Bruders gefangen gehalten und missbraucht.«
»Das kann nicht alles sein. Und mir kommt noch etwas komisch vor.«
»Was denn?«
»Die Namensähnlichkeit. Lisa und Elisa.«
»Vielleicht. Aber wahrscheinlich hieß seine Nichte mit vollem Namen Elisa und das Armbändchen, das unsere Elisa trug und das die Kripo bei ihr gefunden hatte, gehörte der Verstorbenen.«
»Haben Sie schon mal nachgerechnet?«
»Was denn?«
»Elisa ist schätzungsweise Mitte zwanzig. Sie ist seit fast neun Jahren hier, davor war sie zwei Jahre in einer anderen Klinik. Macht elf Jahre. Sie war ein Teenager, als sie gefunden wurde, zwölf oder dreizehn, nicht wahr?«
Sibylle nickte. »Fahren Sie fort. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Wäre Elisa in dem Jahr geboren, als Lisa starb, also 1985, wäre sie heute 23. Abzüglich der etwa 11 Jahre Klinikaufenthalte ergibt das zwölf. Das Alter, in dem sie gefunden wurde. Sie könnte Lisas Tochter sein.«
»Unmöglich. Das Kind ist bei der Geburt gestorben. Erstickt, weil es die Nabelschnur um den Hals gewickelt hatte. Es wurde mit seiner Mutter zusammen in einem Grab beigesetzt. Das hat die Kripo überprüft …«
Der Bär nickte. »Ja, aber es würde passen. Und die Namensähnlichkeit … Wusste dieser Bernhard von Felthen nichts Näheres? Was hat die Kripo herausgefunden?«
»Bernhard von Felthen konnte aufgrund seines Aufenthaltes hier als Beteiligter an den Geschehnissen ausgeschlossen werden, ebenso als Vater von Elisa.
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