Satans Erbe (German Edition)
sich nicht entsinnen, was ihn geweckt und mit einem Sprung aus dem Tiefschlaf in den Stand neben sein Bett katapultiert hatte. Etwas krachte. Benni schrak zusammen und angelte verwirrt mit einem Zeh nach seinen Hausschuhen. Er knipste die Nachttischlampe an, während er fieberhaft das Poltern und Rumoren zuzuordnen versuchte.
Große Güte … was passierte da? Waren das Einbrecher? Das klang aus Arnos Zimmer.
Er griff zu dem Baseballschläger, den er nach dem Tod seiner Eltern aus seinem alten Kinderzimmer mitgenommen hatte, öffnete seine Tür und lugte um die Ecke. Martha und die meisten anderen Dienstboten waren nachts nicht im Haus.
Aus Lisas Zimmer hörte er keinen Ton, aber das Randalieren hielt an. Ein Lichtschimmer blitzte unter Kathys Tür hervor. Einen Augenblick später schwang die Tür einen Spaltbreit auf und Kathy blickte ihn über den Gang hinweg an. Benni wedelte mit der Hand, um ihr zu verdeutlichen, dass sie ins Zimmer zurückgehen sollte. Sie nickte. Er spitzte die Finger der einen Hand und drehte sie, während er mit der anderen auf das Türschloss deutete. »Schließ ab«, formte er lautlos mit den Lippen, wusste aber nicht, ob sie das im Dunkel des Flurs erkennen konnte. Anscheinend hatte sie verstanden, denn sie zog sich zurück.
In Arnos Zimmer klirrte und krachte es weiter. Es klang, als würde jemand mit Möbelstücken um sich werfen und hätte gerade den großen Spiegel an den Kleiderschranktüren zerdeppert.
»Jetzt reicht’s.« Benni griff den Baseballschläger mit beiden Händen und gelangte mit einem Satz an die Tür zum Nebenraum. Er drückte die Klinke, trat vor das Holz und positionierte sich in Angriffsstellung, den Schläger einsatzbereit.
Was er sah, ließ ihn erstarren.
Arno wütete wie ein Berserker, seine Augen waren blutunterlaufen, die Haare hingen ihm wirr in die Stirn und sein Hemd war schweißdurchtränkt. Er zerrte an den Gardinen, sodass die Stange sich von der Wand bog und der filigrane Stoff in Fetzen riss, griff nach dem Hutständer und stieß ihn wie eine Lanze ins Fenster. Das Glas zerbarst und ein Scherbenregen ergoss sich nach innen und außen. Benni erfasste das Drama wie in Zeitlupe. Das Scheppern der auf die Terrasse fallenden Scherben riss ihn aus seiner Lähmung.
»Arno«, rief er. »Bist du verrückt geworden? Hör sofort auf!«
Sein Bruder reagierte nicht, er wütete weiter. Eine aus den Angeln gerissene Schranktür flog durch das Fenster und demolierte den Steg zwischen den zerbrochenen Flügeln. Er riss die Kleiderstange aus dem Fach und drosch auf die Matratze ein, ließ sie fallen und stürzte auf die Kommode zu.
Benni warf den Baseballschläger zur Seite und bahnte sich einen Weg durch die Trümmer. Er kam nicht an Arno heran. Dieser gebärdete sich wie ein wildes Tier. »Arno! Komm zu dir, hör auf!« Er konnte ihn nicht stoppen. Benni fing einen umherirrenden Blick seines Bruders auf, der ihn nicht wahrzunehmen schien. Aus seinen Augen sprach der nackte Wahnsinn.
Benni wusste sich nicht zu helfen. Er musste einen Schritt zurücktaumeln, um nicht von den Glasflaschen getroffen zu werden, die Arno von der Schminkkommode griff und in alle Richtungen an die Wände feuerte. Benni fiel rücklings aufs Bett.
Mist, Mist, Mist. Was sollte er nur tun? Panisch drehte er sich zur Seite, als etwas auf ihn zugeschossen kam und ihn hart an der Brust traf. Reflexartig warf er die Arme vors Gesicht. Er registrierte das Nachtschränkchen neben sich, riss die Schublade auf und tastete nach Arnos Pistole.
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Seine Finger schlossen sich um das kühle Metall, er schnellte mit der Hand zurück und entsicherte die Waffe mit einem geübten Griff. Einmal Schützenkönig – immer Schützenkönig, dachte er bitter, während er sich gleichzeitig auf dem Bett drehte und auf den Bauch rollte. Benni zielte auf das Fenster und gab drei Schüsse nach draußen in die kohlrabenschwarze Nacht ab. Sie verloren sich im Nichts. Wieder und wieder brüllte er: »Arno! Schluss jetzt.«
Er schoss noch zwei Mal, bevor Arno endlich stillstand. Mit hängenden Schultern ließ er sich mit dem Rücken gegen die Wand fallen, die Arme baumelten an seinem Körper wie leblose Pendel.
Benni sprang hoch. Er fing Arno auf, als dieser vornüberfiel, und schleppte ihn zum Bett.
»Arno, was ist los? Was ist los? So rede mit mir, bitte.«
Arno senkte die Augenlider. Für einen Moment schien es, als wäre sein Bruder bewusstlos geworden. Unerwartet erwachte er zu
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