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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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Aber im Gegensatz zu ihrer eigenen erzählte es von einer glücklichen Kindheit, von einem bescheidenen, zufriedenen Familienleben im Hause Singer. Stolz berichtete Petra von ihrem Vater Abraham, welche schönen Anzüge er für die feinen Herren fertigte. Ihre Mutter Lotte lobte sie ebenso in den höchsten Tönen, schrieb davon, wie sie bis in die Nächte hinein bei teils grottenschlechter Beleuchtung am Küchentisch gesessen hatte und nähte und nähte und nähte, bis ihr vor Müdigkeit die Augen zufielen.
    Lisa genoss jedes einzelne Wort. Sie verfolgte die Jugend ihrer Mutter, erfuhr, welche Streiche sie mit ihren Kameraden und Kameradinnen in der Schule verzapft hatte und freute sich wie ein kleines Kind, dass man Mummy nie dabei erwischt hatte.
    1965, als ihre Mummy 17 war, begann sie eine Ausbildung als Bürokauffrau in der Felthen AG. Die nächste Seite zierte ein riesiges Herz, das mit Rotstift schraffiert war und in kunstvoll verzierten Buchstaben den Namen ›Arno‹ enthielt. Lisa stockte der Atem. Ihre Mummy war tatsächlich verliebt in ihren Vater gewesen. Wie konnte man den nur mögen?
    Sie blätterte weiter. Die folgenden Einträge waren kurz. 1. August 1969: Ich HEIRATE!!! In drei Tagen fliegen wir nach New York. Ich bin so aufgeregt.
    Es folgten ein paar eingeklebte Fotos, die eine strahlende Petra in einem wunderschönen Hochzeitskleid neben einem nicht minder strahlenden Arno zeigten, der in seinem Anzug mit Weste und Fliege richtig flott aussah. Zugegeben, gut ausgesehen hatte er ja. Sie war fast in der Mitte des Tagebuchs angekommen und fragte sich, ob sie weiterlesen, oder sich den Rest für ein andermal aufheben sollte. Ihre Neugier gewann den Kampf. Sie blätterte weiter.
    30.09.1969 Ich bin total happy. In der letzten Nacht hat Arno mich so zärtlich geliebt, dass mir jetzt noch heiß ist vor Glück. Ich bin sicher, dass ich schwanger bin (nein, nicht lachen). Es ist mir völlig klar, dass man das nicht ›am Tag danach‹ sagen kann, aber ich bin mir ganz sicher. Unter meinem Herzen wächst ein neues Leben. Ich könnte platzen vor Glück (werde ich ja auch bald … hihi). Als wir von unserer Hochzeitsreise zurückkamen und ich meine Regel bekam …
    Lisa stockte. Sie entschloss sich schweren Herzens, das Buch zuzuklappen und sich die folgenden Enthüllungen für später aufzubewahren. Lisa kroch unter ihren Schreibtisch und schob das Tagebuch in eine Lücke hinter den Schubladen.
    Sie schlüpfte aus ihrem Zimmer und schlenderte nach unten, auf der Suche nach Benni. Sie fand ihn in der Küche und schoss sofort ihre erste Frage auf ihn ab. »Onkel Benni, wie hieß meine Uroma? Die Oma von Mummy?«
    Benni musste nicht lange überlegen.
    »Maria Sonnenschein. Ein alter jüdischer Name.«
    »Dachte ich mir.«
    »Was dachtest du dir? Dass der Name jüdisch ist?«
    »Nein, dass meine Uroma Sonnenschein hieß.«
    »Woher weißt du das denn?«
    Lisa fühlte, wie ihre Wangen warm wurden. »Ach, ist doch egal.« Um vom Thema abzulenken, schleuderte sie gleich ihre nächste Frage hinterher. »Was bedeutet seine Regel bekommen ?«
    Staunend beobachtete Lisa, wie das Gesicht ihres Onkels zuerst zartrosa und dann tomatenrot wurde. Sein Adamsapfel hüpfte hoch und runter und er schluckte mehrmals. Selbst seine Ohren hatten die ungewohnte Gesichtsfarbe angenommen.
    Lisa grinste. »Ist das etwas Schlimmes?«
    »Nein, nein«, stotterte Benni, aber die Verlegenheit stand ihm weiter ins Gesicht geschrieben.
    Musste sich ausgerechnet jetzt die Haustür öffnen und ihr Vater nach Hause kommen? Sie hasste ihn!

53.
     

Sydney, New South Wales, Australien
Schloss ›Jane‹
Dezember 1973
     
     
    I ch steckte eine Hand lässig in die Hosentasche meines seidenen Anzugs und wartete geduldig, dass das Gespräch zwischen Janice und dem bis vor zwei Jahren amtierenden Premierminister zu Ende ging. Der ältere Mann trat mit Würde und Respekt Janice gegenüber auf. Nur ein winziger Augenaufschlag bei unserer förmlichen Begrüßung verriet, dass er sich ärgerte, dass ich und nicht er an ihrer Seite stand, doch das kümmerte mich nicht. Janice und ich führten eine offene Beziehung. Mir war egal, was andere dachten.
    Ich betrachtete die goldene astronomische Uhr. ›Richard Barholomew Smith‹ war darunter in ein Schild gestanzt. Ein betagtes Paar vor mir unterhielt sich angeregt über die zwölf Apostel und darüber, dass die Figur Satans im Fenster neben Jesus erscheint, wenn Petrus und Judas sich zeigten. Die Frau

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