Satans Erbe (German Edition)
bestand darauf, dass es keinen Teufel gäbe und die Bibel falsch interpretiert würde. Mir rollten sich die Fußnägel auf, allerdings musste ich schmunzeln. Gott hielt seine Schäfchen wirklich strohdumm. Warum wunderten sich so viele im Angesicht des Todes, dass sie schließendlich doch dem Leibhaftigen gegenüberstanden?
Der Premier verabschiedete sich mit einem Handkuss von Janice, nickte mir zu und verschwand unter den Museumsbesuchern. Sein ihm folgender Leibwächter war leicht zu erkennen.
»Na, hast du wieder jemanden um den Finger gewickelt?«
Janice setzte ihre Unschuldsmiene auf und tat empört, ohne einen Ton zu sagen. Es stand ihr ausnehmend gut und ich war froh, von ihr lernen zu können, auch wenn sie nichts davon ahnte. Wir schlenderten noch eine Weile durch die riesigen Hallen, bis sie mich am Ärmel zupfte und Richtung Ausgang steuerte. Kaum verließen wir das Museum of Applied Arts and Sciences , knöpfte sie sich das hoch geschlossene Mantelkleid am Dekolleté und zwischen den Beinen auf. Sie lachte und schlug den hohen Kragen beiseite. Sie war immer so, das liebte ich an ihr. Eine Verwandlungskünstlerin auf allen Ebenen.
Auch ich wollte so schnell wie möglich aus diesen Klamotten raus. Es war Dezember und extrem warm. Ihr Chauffeur hielt, als hätte er gewusst, wann wir das Museum verlassen, direkt vor uns und öffnete die Tür. Wir sprangen in den Wagen und fielen übereinander her, während wir am Darling Harbour vorbeifuhren und die Stadt über die Sydney Harbour Bridge verließen.
Janice‘ Vater hatte in den Siebzigern sein Schloss und sein geerbtes Land nahe Surrey verkauft. Innerhalb kürzester Zeit hatte der neue Eigentürmer das Land in ein lukratives Weinbaugebiet verwandelt, was Janice‘ Vater dazu veranlasste, es den Käufern gleichzutun. Er siedelte mit der Familie nach Australien über, warb Agrartechniker aus England ab und baute mithilfe der Experten in New South Wales bei Mittagong einen Weinbaubetrieb auf eigenem Boden auf.
Vor anderthalb Jahren hatte ich Janice in London kennengelernt. Sie trug Trauer und schien ein leichtes Opfer für mich zu sein. Doch als sie nach Antreten ihres enormen Erbes und dem folgenden feuchtfröhlichen Abend fragte, ob ich mit ihr nach Down Under kommen wolle, um Geld auszugeben, verwarf ich meinen Plan, ihr die Bude auszuräumen. Seitdem mangelte es mir an nichts, nicht einmal an jungem Fleisch, denn meine Schnecke störte es nicht, dass mir danach gelüstete, und vergnügte sich ab und zu gern selbst mit einigen ihrer ›Freundinnen‹, wie sie die im Haus lebenden Liebesdienerinnen bezeichnete.
»Wenn du weiterträumst, verpasst du die Aunty Jack Show.« Janice lachte und sprang aus dem Wagen, noch bevor er vollständig stoppte. Die 150 Kilometer waren mit ihr wie im Flug vergangen. Woher sie ständig die Energie nahm, war mir ein Rätsel. Ich zog meine Hose hoch und stieg aus. Man kannte mich hier, wozu sich also korrekt anziehen? Der Chauffeur fuhr im Schneckentempo die runde Zufahrt hinab, um zu den Garagen zu gelangen. Ich spurtete Janice hinterher, die Stufen zum Schloss ›Jane‹ hinauf, was so viel bedeutete wie ›Gott ist gnädig‹. Garantiert wusste Janice das, sonst hätte sie ihre Villa nicht so benannt. Ich erfuhr nur, dass dieser Prachtbau dem ihrer Großeltern in England glich. Jede Ecke des riesigen Anwesens zierte ein Rundturm mit Schießscharten. Die Steinwände waren unregelmäßig behauen und vermittelten den Eindruck, dass es sich um ein altertümliches Schloss handelte.
Meine bloßen Füße patschten über den kühlen Marmor, als ich durch unzählige Räume in Janice‘ Fernsehzimmer joggte. Doch da war sie nicht, nur die Gemälde der Altmeister an den Wänden, die dümmlich zurückglotzten. Dann blieben ja nur noch drei oder vier Zimmer mit Fernseher übrig, dachte ich grimmig und fand, dass es genug des Versteckspiels war.
Ich entnahm dem Geheimfach des Sekretärs im Wohnzimmer ein Longpaper und Marihuana und rollte mir einen Joint, der bereits vor sich hinqualmte, als ich nackt in den Whirlpool im Außenbereich glitt. Der Blick von der feudalen Terrasse über den Garten auf die weiten Weinhänge war umwerfend, konnte mich aber nicht mehr begeistern. So bequem, aufregend und lehrreich das Leben mit Janice war, so langweilig war es auch. Der Club, in den sie mich einführte, bestand aus reichen, versnobten Satanisten, die überzeugt waren, ihre Sache außerordentlich gut auszuüben. Doch sie benahmen sich bei
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