Satans Eulen
Vampiren an.
Menschen, die von einem Vampir angefallen und gebissen wurden, verwandelten sich ebenfalls in gefährliche Blutsauger, um andere Menschen anzufallen. Die Eule hatte auch um sich gebissen. Wenn sie im übertragenen Sinne einen Vampirkeim in sich trug, lag es dann nicht im Bereich des Möglichen, daß auch die Menschen, die von ihr gebissen worden waren, ebenfalls zu Monstereulen wurden?
Ich bekam Magendrücken, als ich daran dachte, und ich hoffte inständig, daß ich mich irrte.
Bill Conolly fand ich zusammen mit Sheila an der Tanzfläche. »Endlich!« rief der Reporter, als er mich sah. Er lief mir entgegen. »Was ist mit den Leuten?«
»Sie sind nur verletzt.«
»Gut, und jetzt?«
»Holen wir uns erst einmal die Waffen.«
Damit war der Reporter natürlich einverstanden. Mein Einsatzkoffer befand sich in der Kabine. Sheila begleitete uns. Die Conollys wohnten direkt nebenan.
Bill ging zuerst mit Sheila los, um nach dem kleinen Johnny zu schauen, während ich meinen Einsatzkoffer unter dem Bett hervorholte. Die Kabinen waren wirklich luxuriös eingerichtet. In einem Extraraum befanden sich die Toilette und die Dusche.
Als ich den Kofferdeckel hochhob, da knarrte es im Lautsprecher an der Decke. Zwei Sekunden später vernahm ich die Stimme des Kapitäns. Ich wußte, daß sie jetzt überall auf dem Schiff zu vernehmen war. Der Mann bat darum, daß keiner der Passagiere das Deck betrat. Die Zugänge sollten später verschlossen werden.
Es war eine gute Lösung, wie ich fand und drehte mich um, als Bill hereinkam.
»Was macht Johnny?«
Der Reporter lächelte. »Bei ihm ist alles klar. Er fühlt sich wieder besser.«
»Sheila soll bei ihm bleiben.«
»Das habe ich ihr auch gesagt.«
Ich gab Bill eine geladene Beretta. Zudem bekam er noch meinen geweihten Dolch. Wehrlos war er nicht, trotzdem wirkte er blaß.
»Angst?« fragte ich.
»So ähnlich«, gab Bill zu. »Wenn ich mir vorstelle, was alles passieren kann und daß Sheila als auch Johnny…«
»Hör auf! Wir gehen jetzt erst einmal an Deck und schauen uns dort ein wenig um.« Noch einmal griff ich in den Koffer und warf Bill zwei Ersatzmagazine zu.
»Du rechnest mit einem Großangriff, wie?«
»Ich schließe ihn zumindest nicht aus«, gab ich zurück und drückte den Kofferdeckel zu.
Dann verließen wir die Kabine. Auf dem Gang standen die Passagiere. Sie unterhielten sich aufgeregt, denn die Warnung des Kapitäns war bei ihnen nicht auf taube Ohren gestoßen. Wir wurden mit Fragen bestürmt, konnten jedoch keine Antwort geben.
»Denk mal ein paar Jahre zurück«, sagte Bill. »Da haben wir auch zusammen eine Schiffsreise unternommen und sind auf den Blutgraf gestoßen.«
Und ob ich mich daran erinnerte. Damals war es ebenfalls sehr knapp gewesen. [3]
Man wollte uns nicht an Deck lassen. Breitschultrige Matrosen wiesen uns ab. Erst als sie sich über Bordtelefon mit Kapitän Linkart in Verbindung setzten, bekamen wir freien Zugang.
Noch immer war das Schiff festlich beleuchtet. Auf der Brücke sah ich mehrere Gestalten hinter den Scheiben. Sie war jetzt voll besetzt, eine gute Maßnahme, wie ich fand.
Nebeneinander schritten wir her. Etwas windiger war es geworden, und Wellen klatschten gegen die Bordwand, wo sie gebrochen wurden und als Schaumstreifen hochspritzten.
Wir gingen zur Backbordseite und schauten über die Reling. Die dunkle Wasserfläche lag unter uns, und darüber, von der Brücke aus nicht zu sehen und praktisch im toten Winkel liegend, sahen wir die sich rasch bewegenden Schatten. Schatten mit hellen Köpfen.
Satans-Eulen!
***
Enna Strindberg wurde kalkweiß. Sie schaute ihren ebenfalls entsetzten Mann an, der mit einer zeitlupenhaften Bewegung den Hörer auf die Gabel fallen ließ.
»Was hast du gesagt, Lars?«
»Die Leitung ist tot.«
Der Mann und die Frau starrten sich an. In beiden Augen stand der gleiche Schrecken, und beide wußten, daß eine Chance und Hoffnung vertan war.
Enna begann zu weinen. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht, ging zurück und schluchzte. Schwer ließ sie sich in einen Sessel fallen.
Ihr Mann starrte ins Leere. Seine Lippen verzogen sich, die Wangen zuckten, er machte den Eindruck eines gebrochenen Menschen, der alles verloren hatte.
Das Telefon war ihre Hoffnung gewesen. Aber wer hatte die Leitung gekappt?
Für ihn kamen da nur die verdammten Horror-Vögel in Frage. Die Strigen wollten nicht aufgeben. Sie wollen die Familie, wollten ihr Blut und hatten sie
Weitere Kostenlose Bücher