Satanskuss (German Edition)
von Simons Stimme abzuschütteln. Ihre Augen suchten seine Gestalt auf der Treppe und blieben an einer dunklen Stelle im Mauerwerk hängen.
Die Novizin schüttelte ihre Benommenheit ab und lief darauf zu.
„Ariel!“ Simon klang erschrocken. Sie konnte seine Schritte auf der Holztreppe hören und versuchte noch schneller zu werden.
Mit einem Aufschrei fiel sie der Länge nach hin, als sie auf ein liegendes Hindernis stieß. Sie landete weich. Zu weich.
Mit einem weiteren Schrei rappelte sie sich von der Leiche hoch.
Hier war der Gestank von Tod so penetrant, dass er sogar den kupfernen Geruch des Blutes überlagerte.
Ariel stolperte weiter, als sie hörte, wie die Schritte Simons den Steinboden erreichten.
Mit ausgestreckten Händen tastete sie sich an der Mauer entlang. Großer Gott! Ich bin wieder in den Katakomben! Die Angst in ihrem Inneren wurde beinahe unerträglich, als sie sich an das Opferszenario erinnerte.
„Ariel!“, hallte Simons Stimme. „Sei doch vernünftig!“ Er schwieg einen Moment lang und sie hatte den Eindruck, dass er sich in dieser Zeit nicht bewegte. Zumindest kam seine Stimme immer noch von derselben Stelle, als er weiter sprach: „Du weißt, dass ich im Gegensatz zu dir noch sehen kann! Du kannst mir nicht entkommen!“
Sie gab einen freudlosen Laut von sich. Natürlich hatte sie begriffen, dass er sehen konnte, wie sie in der Finsternis hilflos umherstolperte. Trotzdem würde er sie nicht ohne Mühe und Gegenwehr töten.
Sie gab den Versuch auf, mit Sinn und Verstand einen Weg durch die Dunkelheit zu finden, dafür fehlte ihr die Zeit. Mit einer schnellen Bewegung sprang sie über die nächste Leiche und rannte den Gang entlang in der Hoffnung, dass es hier keine Überraschungen gab.
Mit einem leisen Lachen folgte Simon ihr und war bei ihr, als sie das nächste Mal stolperte.
Er fing sie auf und verhinderte, dass sie mit voller Wucht aufschlug. Langsam, beinahe spielerisch ließ er die Novizin zu Boden gleiten. Dann ließ er sie los und verschmolz wieder mit der Dunkelheit.
„Ariel! Ariel!“, tadelte er, während er in dem breiten Gang um sie herumging.
Sie drehte sich mit ihm, versuchte zu erraten, wo er war und ob er sie aus seiner Deckung aus Finsternis angreifen würde. Sie kämpfte dagegen an, dass ihre Zähne klapperten und presste die Kiefer fest zusammen.
„Willst du dich unbedingt selbst verletzten, kleine Löwin?“, erkundigte Simon sich überraschend sanft.
Seine Stimme war wie immer. Eine Mixtur aus süßem, träg schmeichelndem Honig und einem Versprechen aus prickelnden, verbotenen Dingen, die seine Worte nicht sagten, aber seine Stimme flüsternd mit trug.
„Ariel, mein Angebot steht! Die Ewigkeit!“, lockte er.
Ariel schüttelte den Kopf. Die Normalität und Ruhe, mit denen Simon versuchte sie zu ködern, verunsicherten sie.
„Ist es das, was du dem Magier versprochen hattest?“, fragte sie und drehte sich einmal um ihre eigene Achse, nicht sicher, wo Simon stand.
Simon lachte leise, boshaft. „Nein! Er WOLLTE Unsterblichkeit“, korrigierte er, „und er hat sie bekommen.“
Ariel dachte an das sprechende Skelett eines vielleicht vor Wochen noch lebendigen Menschen. So hatte sich der Magier seine Unsterblichkeit sicher nicht vorgestellt.
„Und Menschen töten und Seelenspiegel aus ihrem Blut herstellen und dann weitertöten, um von den Seelen anderer Menschen zu leben?“, fragte Ariel höhnisch.
„Tsk-Tsk!“, machte Simon. „Ariel, du bist wirklich süß, unschuldig und naiv. – Ich spreche von wahrer Unsterblichkeit.“
Ariel fuhr auf dem Absatz herum, um Simon gegenüberzustehen, was dieser mit einem kleinen Lachen kommentierte.
„Und der Magier…?“, fragte Ariel.
Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Simon in seiner ihm eigenen Art den Kopf schräg legte und sie ansah. „Der Magier, Ariel, war ein schlechter Mensch. Ich habe die Welt lediglich vor ihm geschützt und ihn in dem Glauben gelassen, es gäbe nur diesen einen Weg zu ewigem Leben.“
„Und nebenbei hast du andere Menschen umgebracht?“ Ariel gab sich keine Mühe ihre Stimme nicht feindselig oder ungläubig klingen zu lassen.
„Keine guten Menschen, Ariel!“ Er berührte sie mit seiner Hand im Nacken. Als sie herumfuhr, war er schon wieder von der Dunkelheit geschluckt worden.
Ariels Gedanken rasten. Warum machte Simon ihr dieses Angebot? Wofür brauchte er sie? Und warum lebte sie noch? Wollte er mit ihr spielen, sich an ihrer Angst weiden?
„Es ist
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