Satanskuss (German Edition)
Spiegeldolch nach ihr stach. Sein zweiter Stich war gut gezielt und hätte Ariel tödlich getroffen – durch ihren Mantel und den Zettel –, wenn der schwarzhaarige Dämon die junge Frau nicht herumgerissen hätte. So erwischte der Priester Ariels gesunden Arm und hinterließ einen langen Schnitt.
Die Novizin schrie, als sie auf die ausgerenkte Schulter fiel. Tränen verschleierten ihre Sicht, aber zum ersten Mal nahm sie die neuen Geschehnisse in ihrer Umgebung wahr.
Die ohrenbetäubenden Schmerzensschreie von vielen Menschen verschmolzen mit der feurigen Hitze, dem Geruch nach Sex und Angst. Ariel konnte brennende Haare und schwellende Haut riechen, während ihre Lungen mühsam die heiße Luft ein sogen.
Ariel sah auf. Das Feuer, immer noch nur genährt von dem Holzhaufen, breitete sich in der Luft aus, rollte über die Menschenmenge hinweg und hatte bereits die ersten erfasste.
Menschen wälzten sich auf den Boden, schlugen auf ihre Kleidung ein, doch die Flammen ließen sich nicht ersticken oder löschen, sie schienen von der Hölle selbst genährt zu werden und jedes Lebewesen vernichten zu wollen.
Das Feuer brüllte und klang beinahe wie ein zorniges Lebewesen.
Der Dämonenpriester verharrte in Ariels Nähe und sein Blick maß den Dämon abschätzend und wütend. Er wirkte überrascht, seine Nasenflügel bebten vor Zorn, über seinen zunichte gemachten Plan, ließen den Schönen so diabolisch erscheinen wie den Dämon aus dem Feuer, hasserfüllt und tödlich.
Im nächsten Moment hatte der Priester Ariel gepackt, schleifte sie über den Boden und versuchte die Novizin in den Weg des Feuers zu zerren. Ariel schrie und wehrte sich, trotzt ihrer Schmerzen.
Das Feuer wich auf eine Geste des schwarzhaarigen Dämons vor Ariel zurück, doch der feminine Dämonenpriester zögerte nicht, sondern drehte Ariel und schuppste sie in die Mitte des Infernos.
Sie glaubte noch eine Sekunde der Hitze zu spüren, bevor ihr der Schmerz die Besinnung raubte.
XXVIII.
Ariel starrte auf Simons lange, weiße Finger, die rot von ihrem Blut waren und eine kleine Schere hielten.
Mit sonderbar ernstem Gesicht bewegte er die Metallklingen und schnitt ihr behutsam die schwarze, durchtränkte Bluse vom Leib.
Mit dem sonderbaren Gefühl von Außen zuzusehen, wie einer Fremden erste Hilfe geleistet wurde, sah Ariel zu, wie sich auf ihrer Haut eine Gänsehaut bildete. Sie stammte nicht von der Kälte. Und nicht von den langsamen, sinnlichen Bewegungen, mit denen Simon den blau bestickten Stoff durchtrennte und mit dem kalten Metall ab und zu ihre Haut streifte.
Ariel schwieg, als Simon ihr die Bluse vom Körper streifte und sie nur noch in einem dünnen schwarzen Leibchen vor ihm saß. Dass Simon nicht auf ihre Blöße achtete, bereitete der Novizin mehr Sorgen, als die Schmerzen. Wenn Simon kein Interesse an ihrem Körper zeigte, mussten die Dinge wirklich ernst um sie stehen.
Ariel schloss für einen Augenblick die Augen und gab sich einem Gefühl der trügerischen Sicherheit hin. Die Augen öffnete sie erst wieder, als neuerlicher Schmerz von ihrem Arm durch ihren Körper zuckte. – Simon wusch mit zusammengepressten Lippen die lange Schnittwunde an Ariels Oberarm aus.
Der weiße Lappen, den er benutzte, hatte sich verfärbt und Ariels Blut wirkte im Licht überraschend rot, machte sie überraschend verletzlich.
Es war die letzte Schnittwunde, die ausgewaschen werden musste, wie die junge Frau erleichtert feststellte. Behutsam beendete Simon die Waschung und bedeckte die Wunde großzügig mit Wundsalbe und – da dies die tiefste Verletzung war – mit einer Mullbinde.
Er musterte Ariel schweigend. Ihre Augen waren noch immer geweitet, aber allmählich kehrte die Farbe in ihr Gesicht zurück.
Als er in dem lodernden Höllenfeuer erschienen war, war es zu spät gewesen. Er hatte gefühlt, wie Selim – der Wächter – Sekunden zuvor verschwunden war. Gemeinsam mit Andros zur Hölle gefahren.
Blutend, geschunden und ohnmächtig hatte Ariel zwischen dem Holzstoß und den Flammen gelegen, von einer gütigen Hand vor dem Inferno verschont, welches durch die Katakomben tobte und jedes Lebewesen verschlingen wollte.
Simon presste die Lippen fester zusammen, als ihm klar wurde, wie knapp er Ariel beinahe verloren hätte.
„Verzeih mir, Mädchen! Ich hätte da sein müssen, um dich zu beschützen.“ Simons Ton war ernst. „So etwas wird nie wieder vorkommen.“
„Es war nicht deine Schuld.“ Ariel lachte nervös.
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