Satanskuss (German Edition)
„Du bist nicht für dieses Verbrechen verantwortlich .“
„Nein, wahrscheinlich nicht …“, gab Simon zu, klang aber unsicher. „Wenn ich daran denke …“ Er ballte die Hände zu Fäusten. Wenn ich Selim dort angetroffen hätte …
Ariel berührte seine Faust vorsichtig mit den Fingerspitzen der Hand, die sie noch bewegen konnte. Simon konnte sehen, wie viel Kraft und Beherrschung sie diese Bewegung kostete.
„Nicht, Ariel!“, bat er. „Es ist meine Schuld!“ Er sah sie an und in seinen blauen Augen stand ein unleugbares Wissen um sein Versagen. „Wenn ich dich nicht so unnötig provoziert hätte, wärst du nicht weggelaufen – und nicht direkt in den Klauen der Sekte gelandet!“ – Und beinahe Selims Opfer geworden , dachte Simon, sprach seinen Gedanken aber nicht laut aus.
Keine Frage: Selim war der Dämon, der aus dem Feuer erschienen war, um Ariel zu opfern und die junge Frau direkt zur Hölle zu schicken.
„Ich kannte den Mann!“, flüsterte Ariel.
„Ich weiß!“, gestand Simon und sah sie an. Ihre Blicke trafen sich und verschmolzen miteinander.
„Ich habe dich vor ihm gewarnt, Ariel!“ Simon strich ihr behutsam eine feuerrote Locke von der makellos weißen Schulter.
Ariel schüttelte verneinend den Kopf, verharrte jedoch mitten in der schmerzhaften Bewegung. „Nein, hast du nicht!“ Ariel schloss die Augen und versuchte sich an das Gesicht zu erinnern, welches zu dem Spiegeldolch gehört hatte. Dem Dolch, welcher sie beinahe getötet hätte. Wo hatte sie den Mann schon einmal gesehen?
„Es tut mir leid!“, murmelte Simon und trennte sich widerwillig von der langen Locke indem er sie über Ariels Schulter nach hinten auf ihren Rücken gleiten ließ.
Als Ariel ihre Bernsteinaugen öffnete, wandte sich der Dämon schuldbewusst ab, weil er ihren anklagenden Gesichtsausdruck nicht sehen wollte.
Die Novizin überraschte ihn, indem sie sich nach vorne beugte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte.
Hastig sprang Simon auf. „Ich mache den Tee fertig!“
„Welchen Tee?“, rief Ariel ihm nach, denn Simon war schon um die Ecke zu seiner Vorratskammer gebogen.
„Du willst doch nicht, dass ich dir die Schulter ohne Betäubungsmittel einrenke, oder?“ Simons Stimme klang ruhig, vernünftig und appellierte an ihren Verstand. In Wirklichkeit lehnte er mit dem Rücken an der Wand und kämpfte um seinen.
Als sie ihn in aller Unschuld geküsst hatte, hätte er um ein Haar die Schlacht gegen sich selbst verloren. Sie hatte ihn geküsst, als wäre er ein ehrenhafter Engel, der sich unter Kontrolle hatte. Als wäre er nicht finster und gefährlich.
Und der Dämon in ihm erkannte Ariels Schwäche: Sie war ein Mädchen, das ihrem Herzen folgte. Er konnte sie einfangen und für immer an sich binden.
Für immer!
Simon schüttelte den Kopf und versuchte den verräterischen Gedanken zu verbannen. Niemals für immer!
Ariel schloss die Augen und sofort kehrten die Bilder zurück: Feuer, Rauch, der feminine Dämonenprister mit dem Spiegeldolch, der sich über sie beugte und der ihr vage vertraut war – Simon so ähnlich und gleichzeitig so fremd – ein Dämon mit schwarzen Augen und schwarzen Haaren, makellos vollkommen und mitfühlend, brennende Menschen in einem brennenden Gebäude. Selbst der Geruch war wieder da und trieb ihr die Tränen in die Augen.
Komischerweise fühlte sie nichts, wenn sie an die brennenden Körper dachte und die zahlreichen Toten. Kein Schuldbewusstsein, keine Trauer, keine Wut. Nichts. Ihre Gedanken und Emotionen waren wie leergefegt. Was ihr zu denken gab, waren die Fliehenden, die Überlebenden.
Sie alle kannten Ariel und würden sich der unliebsamen Zeugin erinnern, sobald sich die Situation entspannt hatte.
„Du musst zur Polizei und dafür Sorgen, dass alle Sektenmitglieder gefasst werden“, sagte Ariel und dachte leise: Und der Dämon!
Wo hatte sie den femininen Mann bloß schon einmal gesehen? Ariel schüttelte den Kopf, um alle anderen Gedanken zu vertreiben. Solch einen Mann vergaß man doch nicht so einfach. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern.
Simon nickte hinter seiner Deckung. Auf diese Idee war er auch schon gekommen. Aber er musste auf Nummer Sicher gehen und wissen, was Ariel dachte: „Ist die Sekte für alle unsere Morde verantwortlich?“
Ariel zögerte und dachte über Simons berechtigte Frage nach. Waren sie?
Es war zu leicht, oder? Und wer war der angebliche Dämon, den sie anbeteten,
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