Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Schluss seines schnell gemurmelten Diktats aufnehmen konnte, und richtete seine Gedanken sofort wieder auf neue Probleme. »Erstatten Sie mir innerhalb der nächsten drei Stunden Bericht über den Stand folgender Projekte. Erstens: der Unfall auf der Nordsee-Bohrinsel – Verhinderung der Verbreitung des Vorfalls durch die Medien. Zweitens: dieser Professor, der den ökologischen Schaden entlang der Alaska-Pipeline untersucht – Beendigung seiner Arbeiten durch Scheinunfall.«
Beide Aufträge befanden sich in der Endphase, und Mr. Diamond freute sich auf ein bisschen Tennis am Wochenende. Vorausgesetzt natürlich, die CIA-Hornochsen hatten das Unternehmen auf dem Flughafen Rom nicht vermasselt. Es war ein unkomplizierter Präventivschlag, der absolut keine Probleme bot; in den vergangenen sechs Monaten, seit ihm die Muttergesellschaft die Aufsicht über die CIA-Aktivitäten im Nahen Osten übertragen hatte, war er jedoch zu der Einsicht gelangt, dass keine Angelegenheit so problemlos sein konnte, dass es den CIA-Leuten nicht doch gelang, einen kapitalen Bock zu schießen.
Diamond hatte Verständnis dafür, dass die Muttergesellschaft unauffällig im Hintergrund bleiben wollte und daher unter dem Deckmantel von CIA und NSA arbeitete, doch das machte seine Aufgabe nicht leichter. Auch hatte es ihn nicht besonders amüsiert, als der Vorsitzende ihm unbekümmert riet, er solle doch die Beschäftigung der CIA-Agenten durch die Muttergesellschaft als ihren Beitrag zur Arbeitsbeschaffung für geistig Behinderte betrachten.
Da Diamond Starrs Arbeitsbericht noch nicht gelesen hatte, streckte er jetzt die Hand nach hinten aus. Der Erste Assistent hatte das vorausgesehen und hielt die Papiere für ihn bereit. Während er die erste Seite überflog, sagte Diamond, ohne die Stimme zu heben: »Starr, machen Sie die Zigarre aus.« Dann hob er kaum merklich die Hand, und die Wandleuchten erloschen.
Als es im Vorführraum dunkel wurde, schob Darryl Starr die Sonnenbrille wieder ins Haar zurück. Der Projektionsstrahl durchschnitt blauen Tabakqualm. Die Leinwand zeigte einen zittrigen Kameraschwenk durch die Halle eines großen, belebten Flughafens.
»Das ist der Flughafen Rom«, erklärte Starr mit schleppendem Akzent. »Zeit: dreizehn Uhr vierunddreißig GMT. Flug 414 aus Tel Aviv ist soeben gelandet. Es dauert ein biss chen, bis sich was tut. Die italienischen Kameraden vom Zoll halten nicht viel von Schnellarbeit.«
»Starr?«, sagte Diamond missmutig.
»Sir?«
»Warum haben Sie die Zigarre nicht ausgemacht?«
»Also, ganz ehrlich, Sir, ich hab gar nicht gehört, dass Sie mich darum gebeten haben.«
»Ich habe Sie nicht darum gebeten . «
Peinlich berührt, weil er in Gegenwart eines Fremden derart herumkommandiert wurde, nahm Starr ein Bein von der Rückenlehne des Vordersitzes und trat die fast noch frische Zigarre auf dem Teppichboden aus. Um sein Gesicht zu wah ren, berichtete er weiter, als wäre nichts geschehen. »Unser arabischer Freund hier wird sicher sehr beeindruckt sein von der Art und Weise, wie wir diesen Auftrag erledigt haben. War alles so glatt wie Katzendreck auf Linoleum.«
Totale: Zoll- und Einwanderungskontrolle. Eine Schlange von Passagieren wartet mehr oder weniger ungeduldig auf die Erledigung der Formalitäten. Angesichts der Inkompetenz und Gleichgültigkeit der Beamten lächeln nur noch jene Fluggäste freundlich, die Probleme mit ihrem Pass oder Gepäck befürchten. Ein alter Herr mit schneeweißem Spitzbart beugt sich über den Schalter, um dem Zollbeamten irgendetwas zum dritten Mal zu erklären. Hinter ihm warten zwei junge Männer Mitte zwanzig, braungebrannt, in Khakishorts und offenen Hemden. Als sie im Weitergehen ihre Rucksäcke mit den Füßen vorwärtsschieben, fährt die Kamera heran und holt die beiden in Halbtotale aus der umstehenden Menge heraus.
»Das sind unsere Zielpersonen«, erklärte Starr überflüssigerweise.
»Genau«, stimmte der Araber mit brüchiger Falsettstimme zu. »Den einen kenne ich; in seiner Organisation wird er Avrim genannt.«
Mit komisch übertriebener, galanter Verbeugung bietet der erste junge Mann einem hübschen rothaarigen Mädchen den Vortritt an. Sie lächelt dankend, schüttelt aber den Kopf. Der italienische Beamte mit seiner lächerlich kleinen Schirmmütze nimmt mit gelangweilter Geste den Pass des ersten jungen Mannes entgegen und klappt ihn auf, wobei sein Blick immer wieder zum Busen des jungen Mädchens abschweift, der unter der
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