Satt Sauber Sicher
dumme Party bei einem Typen namens Ingo. Ein introvertierter Bekanntensammler. Alle Filmtypen, die auf Independent machen, aber sich bei der kleinsten Gelegenheit an was Großes verkaufen würden, laufen da rum. Ingo ist aber ein guter Gastgeber, denn diese Mischpoke, die sich auf seinen Partys herumtreibt, inspiriert ihn zu dem Gedanken, etwas Spezielles zu sein. Der Typ hat eine kaputte Nasenscheidewand, den Arsch meterweit offen, aber seine Partys sind der Hammer.
Ein Sammelbecken für alle Kaputtgeburten, die was mit Film am Kopp haben. Diese Stadt ist voll davon. Alle auf der Flucht, alle wie Britta auf diesen Partys, also kommt es jetzt auf die Darstellung der Darstellerin an. Britta steht nackt vor ihrem Schrank, entscheidet sich spontan dafür, ohne Unterhose auszugehen, wählt dann ein kurzes, rotes Kleid, hinten offen, vorne eigentlich auch, aber wer wird denn kritisch sein? Sie zieht das an und es sieht irgendwie aus an ihr. Sie hat da am Schrank an der Tür einen Ganzkörperspiegel und posiert dem was. Marilyn-Monroe- und Marilyn-Manson- und Adolf-Hitler-Gesten. Diamonds are a girl's best friend und I don't like the drugs but the drugs like me und Ihr Kinderlein kommet. Das im Kopf und dazu getanzt. Alles passt und wirkt irgendwie erotisch in Brittas Blick. Sie macht Fickbewegungen, Fickgeräusche, will Sex atmen, muss husten, eigentlich kotzen und weinen ihrer ureigensten Kaputtheit wegen.
Britta geht in die Küche und kocht sich Kaffee. Das riecht gut. Auch die Küche ist ein Müllhaufen. Essensreste, Kosmetikkrempel, Post, Obstschalen, Weinflaschen, volle Aschenbecher, mittendrin der Hugo. Britta muss mal sauber machen, am besten ihr ganzes verkacktes Leben reinigen. Kommt aber selten dazu, auch nur einen Müllsack runterzubringen. Hat ja kaum Zeit zum Denken zwischen den Tagen. Der Biomüll hat Gesichter. Kaffeefilter rein, Deckel zu und schnell vergessen, was sich unterhalb dieses Deckels befindet. Das ist ja auch nicht so wichtig, denn bald, ganz bald ist perfekter Bahnhof. Dann liegt sie neben diesem Typen, einer Mischung aus Beton, Gehirn und Muskeln, und fragt ihn was total Romantisches, zum Beispiel ob er auch zur Sonne über den Wolken segeln will oder derartigen Quatschkram. Der Mann würde sich vor Maskulinität kaum bewegen können und etwas antworten, was die Britta total entzückt und explosiv gestimmt macht, im positiven Sinne. So wie alles mit einem solchen Mann in einem positiven Sinne verlaufen würde. Genau an dem Punkt ist die Romantik perfekt.
Und dann schläft sie auf haarlosem Muskelgehirnbeton ein und ist mehr als glücklich. Soweit und so weit die Träume. Britta denkt das und trinkt dabei schwarzen, heißen Kaffee, der ihr im Magen wehtut.
Sie sollte mal was essen, denkt sie, reißt einige Schränke, auch den Kühlschrank, auf und irgendwo ist noch hartes Brot. Das harte Brot in der Hand, dann im Mund und dann im Magen. Da liegt das harte Brot unverdaut und die Magensäure kennt so was gar nicht mehr. Verdaut wird es trotzdem irgendwie.
Britta fühlt, wie in ihr, was sie aß, verdaut wird. Kippt Kaffee hinterher. Sitzt in ihrer stinkenden Küche in ihrem roten Fummel und denkt. Denkt, wen sie treffen könnte auf der Party, was man dem sagen kann, welchen Körperteil dieser jemand wohl am tollsten findet an ihr. Irgendein dummer Jemand hängt da ja immer rum auf diesen Partys bei Ingo, der sich aus beruflichen (Film) oder privaten (Sex) oder der Kombination aus beiden (Sexfilm) Gründen für Britta interessiert. Ihr Kleid gibt ihr Recht. Weiblichkeit. Iris Berben hätte so was nicht nötig, denkt die Britta am Küchentisch. Kaffee lässt sie schneller denken und kribbelig werden. Auch unten rum kribbelt es. Es fühlt sich an, als würden kleine Tiere in ihrer Vagina Nester bauen, um sich dort auf Dauer anzusiedeln. Ein eigentlich sehr angenehmes Gefühl, befindet Britta. Noch 'ne Runde mit Hugo? Nö, ist schon ein bisschen spät. Da klingelt das Handy, dieses dumme Ding. Am anderen Ende eben- falls ein dummes Ding, ihre Begleitung für diesen Abend: Linda, Pornodarstellerin mit dem Blick fürs Unwesentliche. Eine Frau, aus der Blödheit wächst, die von Männern aber für analytische Attraktivität gehalten wird.
Linda erkundigt sich nach Brittas Fitheitsgrad. Freundinnen tun doch so was, denkt die Linda, obwohl Britta ihr egal ist. "Geht, geht", antwortet eine Britta und kann ein Grinsegesicht nicht verbergen, das natürlich auch auf ihr Stimmbild Einfluss hat. "Sag mal,
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