Satt Sauber Sicher
fremde Wohnungen von dicken, blonden Labertaschen ganz, ganz, ganz skurril eingerichtet und kaputtgestaltet. Die plumpe und verbal ungelenke Moderatorin sieht aus, als wenn sie nur ganz, ganz, ganz selten beschlafen wird und sich ganz, ganz, ganz häufig frittiert ernährt. Es vergeht noch mehr Zeit, in der sich Britta idealerweise Gedanken über ihre Zukunft hätte machen sollen. Aber sie hat den Dummen beim Blödsein zugeguckt und das hat ihrer Meinung nach aber so was von Style.
Pünktlich um kurz vor sieben klingelt es und Linda is in the house. Sofort vergeht die Langeweile. Die beiden Schauspielerinnen kennen sich seit fünf Jahren und verfolgen seitdem Privatleben und Karriereungetüm der jeweils anderen. Neid gibt es kaum, weil die beiden aus völlig verschiedenen Denkrichtungen kommen. Lindas Pornoding tangiert Brittas Hochleistungsschauspielding kaum. Die Freundschaft passt beiden. Wie eine Arsch-Push-up-Hose. Das ist so eine Hose, die den Po in Form bringt und die immer passend aussieht, egal aus welchem Winkel man sie anschaut. So ist das auch mit dieser Freundschaft. Die geheuchelte seelische Verwandtschaft macht die beiden Frauen gut drauf. Beide haben objektiv betrachtet ein Kackleben, aber wenn sie zusammenkommen, erzählen sie sich von ihrer glorreichen Existenz, die sowas von brennt. Bei beiden geht es natürlich grad tierisch ab, wenn die beiden sich sehen. Die eigentliche Tragik kommt nicht zu Wort.
Umarmung. Herzlichkeit für die andere. Jede aber fragt sich: "Wie gut kann ich eigentlich Herzlichkeit spielen?" Jede der beiden kann sich daraufhin selbst antworten: "Ich bin total super im Spielen von Herzlichkeit, denn sie merkt nicht, dass meine Umarmung ein Mordversuch ist." Die Gedanken der Frauen am Abgrund der Schöpfung. Beide haben zu wenig Zuviel. Und Sehnsucht im Blutkreislauf, Sehnsucht nach Aussprache, Wahrheit, Alternativen zum Leben, wie es jetzt ist. Aber beide wohnen hinter Mauern der Coolness und da lebt es sich recht schattig und angenehm lügnerisch.
Sitzen. Flasche auf. Sekt perlt herum. Ergießt sich in Gläser. Geht in relativ nüchterne Mägen rein. Richtet dort Unruhe an und kleine Flammen der Geilheit. Reizt den Damen ein belangloses Gespräch aus den primitiv angemalten Gesichtern. Sekt gesellt sich zur allgemeinen Befindlichkeit und macht diese gar beidseitig undefinierbar. Die Frauen machen Gläser voll und Münder auf und lassen einfach all den Unsinn raus, der in ihren Gehirnen spukt.
Linda auf der Suche nach einem Dialogbeginn. "Bin gespannt, ob Fred auch da ist bei Ingo." Britta steigt ein, weiß auch nicht warum, wahrscheinlich weil die Stille neben ihrer dummen Freundin sonst zu komischen Gedanken führen würde. "Was für'n Fred?", heuchelt sie Interesse. Linda richtet sich auf, fingert an ihrem Ausschnitt rum. "Universal- Fred. Der Film-Fred. Du weißt schon, Fleischpenis-Fred. Fred Fantasy." In Brittas Augen formulieren sich geschwungene Fragezeichen. Linda erkennt die Unkenntnis und fasziniert sich selbst mit ihrem filmischen Fachwissen. "Ich hab da auch mitgespielt. Stichwort Metzgerei. Der Typ, der immer Hackfleisch kaufte, um sich daraus willigeSpermaempfängerinnen zu formen. Irgendwann hat sich jedoch das Fleisch zum Protest formiert und den Typen entführt und ihn mit Fleisch gefüttert, bis er draufging. Wurstrache. Erinnerst du dich nicht ...?" Britta erkennt den Streifen vor ihrem geistigen Auge wieder. Dieser Film war grauenhaft. Schlechte Schnitte. Miese Darsteller und die Handlung war eine, die sich nur im Untergrund eines vergewaltigten Hirns aufhalten mag. Britta treibt die Konversation voran, vorher gießt sie noch Sekt in die Gläser, der sich blubbernd erkenntlich zeigt. Britta trinkt einen Schluck und die Flüssigkeit brennt bereits in der Mundhöhle, in der Speiseröhre und im Magen, aber noch um einiges satter. Sie mag das Gespräch fortführen, um nicht über sich nachdenken zu müssen. Auch eine Art brachialer Dummheit, denkt die Britta, sagt dann aber anerkennend: "Ach der, ja der ist krass. Fleischpenis war ein geiler Film. Ganz abgedreht. Und deine Rolle als Vergewaltigungsopfer war einfach brillant umgesetzt. Respekt meine Liebe. Niemand wird so schön brutal durchgefickt wie meine beste Freundin." Britta bemerkt nicht mal mehr ihr eigenes blankes Lügen. Perfekt für einen Abend wie diesen. Linda fügt ergänzend hinzu: "Fred ist wohl ständig mit neuen Projekten am Start. Deswegen muss ich den unbedingt sprechen, weil Rollen in
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